Familienstiftungen Paul Wolfgang Merkel und Werner Zeller
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Karl REICHERT

Karl REICHERT[1, 2]

männlich 1923 - 1995  (72 Jahre)

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  • Name Karl REICHERT 
    Geburt 22 Jul 1921 1923  Besigheim,Ludwigsburg,Baden-Württemberg,Deutschland,, Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort 
    Geschlecht männlich 
    Tod 11 Jul 1995  Bietigheim-Bissingen,,,,, Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort 
    Personen-Kennung I63472  Merkel-Zeller
    Zuletzt bearbeitet am 14 Jul 2012 

    Vater Gustav Adolf REICHERT,   geb. 09 Feb 1884, Bietigheim,,,,, Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ortgest. 10 Apr 1929, Besigheim,Ludwigsburg,Baden-Württemberg,Deutschland,, Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort (Alter 45 Jahre) 
    Mutter Marie Friederike TABLER,   geb. 24 Apr 1891, Besigheim,Ludwigsburg,Baden-Württemberg,Deutschland,, Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ortgest. 09 Aug 1975, Besigheim,Ludwigsburg,Baden-Württemberg,Deutschland,, Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort (Alter 84 Jahre) 
    Familien-Kennung F28134  Familienblatt  |  Familientafel

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    Kinder 
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    Zuletzt bearbeitet am 13 Jul 2012 
    Familien-Kennung F28136  Familienblatt  |  Familientafel

  • Notizen 
    • Besigheimer Geschichtsblätter Nr. 13, Dieter Schedy, 1993, Besgamer Leit‘, Seite 33-36, Fahrräder und Nähmaschinen
      „Ma wachst dra nei“
      Wer kennt ihn nicht, den Universalmechaniker Karl Reichert, der seit nunmehr 40 Jahren sein Geschäft in der Hauptstraße betreibt? Ob es sich um ein Mountainbike oder einen alten Drahtesel handelt, ob es sich um eine moderne Zick - Zack - Nähmaschine oder um ein Modell aus Großmutters Zeiten handelt, wenn eine Reparatur ansteht, sind sie alle bei ihm in guten Händen.
      Vor langer Zeit schon hat er sein Handwerk gelernt, als es noch keine Nabenschaltung, geschweige denn eine Kettenschaltung gab, und dennoch beherrscht er auch diese Mechanik. "Des isch so, wie wenn der Metzger a neie Wurscht macht", meint Karl Reichert. "Du brauchsch die Grundkenntnisse - ond d'r Rescht, da wachst ma dra nei." 1924 eröffnete Adolf Reichert, der Vater des jetzigen Firmeninhabers, den Fahrrad- und Nähmaschinenhandel in den noch heute bestehenden Räumen. Es war damals schon landauf, landab üblich, daß Fahrräder und Nähmaschinen im gleichen Laden verkauft und auch repariert wurden. Zuvor hatte Adolf Reichert das bäuerliche Anwesen an der Hauptstraße von Bauer Günther gekauft und umbauen lassen. Da, wo sich heute die Schaufenster befinden, war einst das Scheunentor; Laden und Werkstatt befinden sich in der einstigen Scheuer. Der heute noch bestehende Keller erinnert daran, daß es sich bei dem Gebäude um einen landwirtschaftlichen Betrieb handelte. Der Keller ist so riesig - er reicht bis unter die heute vor dem Haus verlaufende einstige Bundesstraße 27 - daß die Winzergenossenschaft hier während des Krieges 36.000 Liter Weißwein in eichenen Fässern eingelagert hatte. Dennoch war dadurch der Keller nicht einmal bis zur Hälfte belegt. Erst 1952 wurden die Fässer aus dem Keller geholt.
      Bevor Adolf Reichert sich selbständig machte, arbeitete er als Nähmaschinenmechaniker in der damaligen "Trikot", der Trikotagenfabrik Mattes und Lutz in Besigheim. 1929 verunglückte Adolf Reichert tödlich. Seine Frau Marie, geborene Tabler, war nicht in der Lage, das Geschäft allein weiterzuführen. Sie verpachtete den Betrieb an den Bruder des Verstorbenen, an Albert Reichert, der die Firma weiterführte. 1934 wanderte dieser aus politischen Gründen nach Brasilien aus.
      Die nächsten 15 Jahre war der Betrieb, einschließlich der ESSO- Tankstelle, die der Vater noch kurz vor seinem Tod hatte einrichten lassen, an die Firma Burkhardt verpachtet. 1949 wurde der Pachtvertrag aufgelöst, da Karl Reichert und sein Bruder Adolf nun die Firma selbst übernehmen wollten. Burkhardt nahm die Konzession von ESSO mit und betreibt seitdem eine eigene ESSO-Tankstelle. In den zurückgelassenen Tankvorrichtungen wurde eine BP- Tankstelle eingerichtet. Und jeder erhoffte sich, daß die zu verlegende Bundesstraße 27 an seiner Tankstelle vorbeiführen werde.
      Schwäbischer Fleiß und schwäbische Tüchtigkeit
      Karl Reichert, dem heute 70jährigen, sieht-man sein Alter in - keiner Weise an. Seine Augen strahlen voll jugendlicher Frische, sein Geist ist jung geblieben, und seine Finger haben sich ihre Geschicklichkeit bewahrt, wie in ihren besten Tagen, und seine Werkstatt ist die eines schöpferischen Genies.
      Erlernt hat Karl Reichert den Beruf des Werkzeugmachers bei der Firma Getrag in Ludwigsburg, wo er bis 1949 arbeitete. Während des Krieges wurde er dienstverpflichtet, mußte an dem Tag, an dem die Eisenbahnbrücke zwischen Besigheim und Bietigheim gesprengt wurde, einrücken, nahm 6 Wochen am Krieg teil, kam dabei bis Salzburg und nach weiteren 6 Wochen Gefangenschaft war für ihn der Krieg vorbei. Nach dem Krieg und noch während er bei der Firma Getrag arbeitete, richteten er und sein Bruder sich in der Wohnung im 1. Stock des elterlichen Hauses eine kleine Werkstatt ein, in der sie auf einer selbstgebauten Fräsmaschine Rädchen für Feuerzeuge herstellten. In eben dieser Werkstatt bauten sie für Messerschmitt Düsen für Petroleumkocher, die ins Ausland verkauft wurden. Auf einem ohne Zeichnung entwickelten Fräsautomaten bauten sie Gitarrenmechaniken, fertigten Stimmschlüssel für Geigen, Marschgabeln für Blasinstrumente, Zitterschlüssel, Zitterwirbel und Achsen mit Messingrädern für Modell-Eisenbahnbausätze. Nach der Geschäftsübernahme wurden die Fräsmaschinen im hinteren Teil der heutigen Werkstatt aufgestellt und weiteres Musikinstrumentenzubehör (Notenständer) auf diesen hergestellt. Alle Maschinen, die sie benötigten, haben Karl Reichert und sein Bruder selbst entwickelt und gebaut.
      Sein Fleiß, der ihm bis heute zu eigen ist, ließ ihm kaum Zeit, abends auszugehen, um ein Viertele außerhalb der eigenen 4 Wände zu trinken. Als er dann doch eines Abends, die Enzbrücke war gesprengt, mit seinem Freund über den provisorischen Steg nach Walheim gehen wollte, hörte er das jämmerliche Blöket? eines Tieres. Kurz entschlossen suchten sie das Gebüsch entlang der Enz ab und fanden schließlich ein Kälbchen. Mit vereinten Kräften holten sie es aus dem Gebüsch heraus und zogen es am Schwanz über den Enzsteg. Es war mittlerweile 22 Uhr. Das Kälbchen war Metzgermeister Brett, als er morgens Schlachtvieh in Walheim geholt hatte, entwischt. Dieser hatte den Verlust erst zu Hause bemerkt. Er machte sich sofort auf die Suche, hatte das Kälbchen
      aber nicht gefunden.
      Bald wurde die Werkstatt der beiden Brüder Reichert zu klein, galt es doch auch Nähmaschinen und Fahrräder zu reparieren. So trennte man sich. Adolf Reichert baute eine eigene Werkstatt, und Karl Reichert widmete sich von nun an ganz "seinen" Fahrrädern und Nähmaschinen.
      1957 heiratete er. Aus dieser Ehe stammen 6 Kinder, ein Bub und fünf Mädchen.
      Fortbildung muß sein
      So wie Karl Reichert bei seinen Fahrrädern Autodidakt ist, so umfassend läßt er sich im Bereich seiner Nähmaschinen fortbilden. "Bei den neuen Fahrrädern wird nichts mehr angefertigt. Hier wird nur ausgetauscht", meint er. Außer es ist einmal ein ganz altes Modell zu reparieren. Dann müssen Teile von Hand angefertigt werden. Und das beherrscht Karl Reichert wie eh und je.
      Seit er den Verkauf und die Reparatur von Nähmaschinen übernommen hatte, besucht er bis zum heutigen Tag laufend Fortbildungsveranstaltungen und Lehrgänge. Diese werden entweder in der Nähmaschinenfirma selbst oder an einem anderen zentralen Ort durchgeführt. Kommen neue Modelle auf den Markt, läßt er sich ausführlich einweisen. Im Jahr 1958 haben sich die Händler, 18 an der Zahl, zu dem Nähmaschineneinkaufsring Südwest zusammengeschlossen.
      Die Mitglieder dieses Einkaufsrings treffen sich jährlich vier Mal, um Erfahrungen auszutauschen und Probleme zu besprechen. Hierbei fungiert jeweils ein anderer Händler als Gastgeber. So ist Karl Reichert, der 70jährige, mit seinen Kenntnissen immer auf dem neuesten Stand. Seine Kundschaft weiß dies zu schätzen und hält ihm die Treue.

  • Quellen 
    1. [S110] Schedy, Dieter, BG13, (Herausgeber: Geschichtsverein Besigheim Erscheinungsort: Besigheim Erscheinungsdatum: 1993 LFNR: 13), 33.

    2. Dr. Elli Reichert Mail 22.10.2011; Besigheimer Geschichtsblätter 13 S. 33ff; Karin Reichert, Mail 13.7.2012.