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Julius Maximilian LUTZ

Julius Maximilian LUTZ[1]

männlich 1845 - 1921  (75 Jahre)

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  • Name Julius Maximilian LUTZ 
    Geburt 12 Feb 1845  Neuenbürg,,,,, Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort 
    Geschlecht männlich 
    Tod 18 Jan 1921  Stuttgart,,,,, Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort 
    Beerdigung Frutenhof,,,,, Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort 
    Personen-Kennung I57960  Merkel-Zeller
    Zuletzt bearbeitet am 13 Mai 2015 

    Kinder 
     1. Max LUTZ,   geb. 1875
    Zuletzt bearbeitet am 24 Feb 2011 
    Familien-Kennung F25750  Familienblatt  |  Familientafel

  • Fotos
    Personenbild
    Personenbild
    Lutz_Julius_M; aus 100 Jahre Firmengeschichte Emella Wirk- und Strickwaren Mattes u. Lutz AG Besigheim
    Emella 2
    Emella 2
    Emella 2; aus 100 Jahre Firmengeschichte Emella Wirk- und Strickwaren Mattes u. Lutz AG Besigheim
    Frutenhof
    Frutenhof
    Frutenhof - Grabstätte des Maximilian Lutz

  • Notizen 
    • http://www.rsbesigheim.de/content/index.php?page=364, Christoph Köhler: Der Unternehmer Maximilian Lutz (1845-1921) - ein fortschrittlicher Unternehmer und seine "schamlose" Schlupfhose aus Besigheim
      "Standortvorteil" heißt heute eine Lage in Autobahnnähe mit günstigen Grundstückspreisen. Im Mittelalter war ein Standort dann vorteilhaft, wenn er militärisch leicht zu sichern war. Gab es gleichzeitig noch Wasser bzw. Wasserkraft aus Flüssen, dann bedeutete dies einen doppelten Vorteil. In dieser Lage war Besigheim. Mühlen konnten sich ansiedeln - auch die Ölmühle, aus der sich später ein wichtiger Industriebetrieb (heute BASF) entwickelte.
      Warum zog die Firma Mattes& Lutz 1872 von Stuttgart nach Besigheim? Auf Wasserkraft war sie nicht angewiesen. Energiequelle für die Fabrik war eine eigene Dampfmaschine. Ausschlaggebend war das günstig gelegene Gelände zwischen Enz und Bahnlinie, eine eigene Wasserquelle und viele Arbeitskräfte vor allem auch junge Frauen aus den Nachbardörfern. Ein weiterer möglicher Grund für die Verlegung des Firmensitzes nach Besigheim wird in der Festschrift der Firma zum 100-jährigen Firmenjubiläum erwähnt: Dort steht, dass der Mitinhaber Mattes an der Irion-Tochter aus Besigheim Interesse hatte. Sie wurde später seine Frau.
      Maximilian Lutz war der Motor, der die "Trikot" zum Erfolg führte. Er war in mehrfacher Hinsicht ein mutiger, fortschrittlicher Unternehmer. Hundert Jahre vor dem Goretex-Sympatex-Zeitalter produzierte Mattes&Lutz Stoffe aus einer atmungsaktiven Woll-Baumwoll-Mischung. In einem Gutachten des Hygienischen Instituts der königlichen Ludwig-Maximilian-Universität München werden den Textilien von Mattes & Lutz hervor- ragende Eigenschaften bescheinigt.
      Ein gewisses unternehmerisches Wagnis ist Lutz wohl mit der Herstellung eines "Busenwärmers" für Frauen eingegangen. Das Muster einer Schlupfhose, das Lutz jun.1900 von der Weltausstellung aus Paris mitbrachte, wurde in Besigheim als "schamlos" bezeichnet.
      Auch was die sozialen Leistungen für die Arbeiter anbetrifft war Lutz seiner Zeit weit voraus. Entsprechend gut entwickelt war die "corporate identity" - also die emotionale Bindung der Beschäftigten an "ihre Trikot". Zeugnis von der vorbildlichen sozialen Fürsorge geben nicht nur ehemalige Beschäftigte und deren Nachkommen, sondern auch eine Veröffentlichung des Hansa-Bundes aus dem Jahre 1913, die aus Anlass des 25jährigen Regierungsjubiläums von Kaiser Wilhelm II erschienen ist. Dort werden Firmen mit vorbildlichen freiwilligen sozialen Leistungen vorgestellt. Finanziert über einen Wohlfahrtsfond und die Max-Lutz-Stiftung erhielten die Arbeiter Lernmittelfreiheit für ihre Kinder, kostenfreie Erholungsaufenthalte für ihre Kinder in einer Ferienkolonie im Welzheimer Wald sowie Witwenunterstützung und Unterstützung in besonderen Notlagen.
      Aus eigenen Mitteln finanzierte die Firma für die Belegschaft die vollen Beiträge zur gesetzlichen Sozialversicherung, Jahresabschlussprämien, Erholungsurlaube und ein Konsumgeschäft, in dem zu Selbstkostenpreisen eingekauft werden konnte. Außerdem gab es in den Wintermonaten kostenlos "reichliche Mengen Kaffee" und "um der Antialkoholbewegung zu folgen" verkauft die Firma selbst hergestellte Brauselimonade mit Fruchtsaft zum Selbstkostenpreis. Abschließend werden die Sozialleistungen der Lutz-Firma vom Hansa-Bund so bewertet: "Die Firma macht die Erfahrung, dass ihre Wohlfahrtseinrichtungen als solche anerkannt werden und daß sie auch insoweit Früchte tragen, als sie der Firma einen gutgeschulten, seßhaften Arbeiterstamm erhalten."
      Zu seinem Engagement in sozialen Angelegenheiten passt auch sein Einsatz für mehr Demokratie im kaiserlichen Deutschland. Opposition war damals verboten. Lutz trickste die kaiserliche Zensur aus. Kritische Schriften wurden aus der Schweiz hereingeschmuggelt. In der Fabrik wurden diese Schriften zwischengelagert und von dort aus als "Wollwaren " deklariert ins Reichsgebiet verschickt. Vermutlich aus diesem Grund kam Lutz vorübergehend in Haft.
      Im Reichstagswahlkampf 1890 leitete Maximilian Lutz eine Wahlversammlung des Arbeiterwahlkomitees in Bietigheim. Die Mehrheit des Reichstages hatte die Legislaturperiode des Reichtages von 3 auf 5 Jahre verlängert, weil der Kandidat –Gemeinderat Gustav Kittler aus Heilbronn- dies kritisierte, löste der Stadtschultheiß von Bietigheim die Versammlung auf. Maximilian Lutz ließ sich das nicht gefallen. Er schrieb einen kämpferischen Beschwerdebrief an das königliche Oberamt.
      Lokalpolitisch mischte Lutz sich ab 1883 im Besigheimer Gemeinderat ein. Nach der Aufhebung des Gesetzes gegen die Sozialdemokraten im Jahre 1890 gehörte er zu den Gründern des Besigheimer SPD-Ortsvereins.
      Max Lutz war ein vielseitiger Mann, der offensichtlich auch ein Herz für die Besigheimer Kinder hatte, denn er ließ sie im Garten seiner Villa spielen. Olga Duschek erinnert sich in ihrer Chronik an den dazu gehörigen Garten: "...An dem Garten hängen meine intensivsten Kindheitserinnerungen. Wir durften aus Herzenslust darin springen und spielen, unter den dunklen Tannengruppen und kerzenbesteckten Kastanien, in den buschübersponnenen Lauben und auf der großen Rasenfläche, wo die Jakobi-Apfelbäume die ersten reifen Früchte herab warfen, die wir auch manchmal stibitzten. .."
      Maximilian Lutz genoss offensichtlich auch die Früchte seiner Arbeit. Sein Hobby war die Jagd. Und er verreiste gerne. Er hatte einen „schönen Besitz“ in Arco am Gardasee, wo er sich einen großen Teil des Jahres aufhielt. Ein weiterer beliebter Aufenthaltsort war sein Jagdhaus der Frutenhof bei Freudenstadt im Schwarzwald. Dort befindet sich auch das Grab von Maximilian Lutz. Der Frutenhof ist heute noch im Besitz der Nachkommen von Maximilian Lutz.
      1893 stieg Mattes aus gesundheitlichen Gründen aus der Firma aus. 1898 wurde Mattes& Lutz eine Aktiengesellschaft. Damals beschäftigte die Firma 542 Arbeitskräfte (Einwohner damals in Besigheim ca.3200). 1964 übernahm die Firma den Markennamen „Emella“. 1975 wurde die Fabrik geschlossen, nachdem sie zuvor von der Schiesser-AG übernommen worden war. Das Fabrikgebäude aus dem Jahr 1885 wurde 1990 abgerissen.
      Heute steht dort ein modernes Wohn- und Geschäftsgebäude.
      Bis zu seinem Tod im Jahre 1921 war Maximilian Lutz 56 Jahre Chef der Firma. Er war bei seinen Arbeitern beliebt und geachtet. Auf seinem Sterbebett schrieb er die Worte „Für Wahrheit und Gerechtigkeit“ auf einen Zettel. Mit diesem Zettel in Händen wollte er beerdigt werden.
      Christoph Köhler Besigheim 2006-02-05
      Quellen: Stadtarchiv Besigheim

  • Quellen 
    1. 100 Jahre Emella Wirk- und Strickwaren Mattes u. Lutz AG Besigheim.