Familienstiftungen Paul Wolfgang Merkel und Werner Zeller
 Unsere Familie

Emilie Eva Irmgard Annemarie ZELLER

Emilie Eva Irmgard Annemarie ZELLER[1]

weiblich 1915 - 2016  (100 Jahre)

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  • Name Emilie Eva Irmgard Annemarie ZELLER 
    Geburt 04 Apr 1915  Ludwigsburg,,,,, Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort 
    Geschlecht weiblich 
    Tod 16 Feb 2016  Stuttgart,,,,, Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort 
    Beerdigung 26 Feb 2016  Stuttgart,,,,, Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort 
    Personen-Kennung I29866  Merkel-Zeller
    Zuletzt bearbeitet am 29 Jun 2021 

    Vater Gustav Max ZELLER,   geb. 03 Jan 1864, Frauenfeld,,,Schweiz,, Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ortgest. 15 Apr 1928, Stuttgart,,,,, Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort (Alter 64 Jahre) 
    Mutter Berta Marie Hedwig KIESCHKE,   geb. 10 Okt 1882, Königsberg,,,,, Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ortgest. 20 Jun 1979, Stuttgart,,,,, Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort (Alter 96 Jahre) 
    Familien-Kennung F13549  Familienblatt  |  Familientafel

  • Fotos
    Personenbild
    Personenbild
    Zeller Annemarie 2015_1 001; Mail 27.8.2016 Burkhard Wagner

  • Notizen 
    • Krankengymnastin in Bad Oeynhausen und Braunschweig; freiberuflich tätige Krankengymnastin in Stuttgart 1945. Sie gehörte lange Zeit dem Familienrat an.
      Z 1 § 427,2; ZB § 527,2; Zell (ZeK) 13-1.1.1.10.2.7.17.1.4.2.2.2.;
      Prof. Dr. Christoph Dinkel, Ansprache bei der Bestattung von Annemarie Zeller, 26.2.2016, Waldfriedhof Stuttgart
      Als Predigtwort für den Abschied von Annemarie Zeller dient uns Psalm 31,9:
      Du stellst meine Füße auf weiten Raum.
      Liebe Familie Wagner, liebe Angehörige, Freunde und Nachbarn von Annemarie Zeller!
      Ein langes Leben ist zu Ende gegangen, ein Leben mit vielen lebendigen Beziehungen, ein Leben auf weitem Raum. Annemarie Zeller ist viel gereist, sie hatte einen großen Horizont und einen wachen Geist, sie lebte in Verbindung mit Menschen auf dem ganzen Globus. Für diese Fülle, diesen Reichtum, diese Weite war sie von Herzen dankbar. Und wir, die wir sie kannten, nehmen Abschied nicht nur mit Traurigkeit, sondern auch mit Dankbarkeit für dieses Leben und dafür, dass wir mit Annemarie Zeller in Verbindung stehen durften.
      Nur Wenigen ist es beschieden 100 Jahre alt zu werden, und es sind noch viel weniger, die ihren 100. Geburtstag bei ordentlicher Gesundheit und absolut klarem Kopf erleben dürfen. Annemarie Zeller wusste wohl um das Besondere ihres Glücks. Sie nahm es mit Dankbarkeit an und ließ andere teilhaben an ihrem Glück. Wenn sie sich über Blumen und Blüten freute, machte sie Bilder und mailte diese in eine große Runde. Zum Jahreswechsel hat sie vielen noch einen Kalender für 2016 geschenkt mit Motiven, die sie selbst fotografiert hat. Aktuell prangt ein grüner Wellensittich auf dem Kalender. Die Grüße von Annemarie Zeller werden uns noch das Jahr über begleiten und erfreuen.
      Geboren wurde die Verstorbene im Jahr 1915 in Ludwigsburg. Der Vater war Offizier im 1. Weltkrieg gewesen. Die Mutter stammte aus Berlin, Berlin war auch zeitlebens ein wichtiger Bezugspunkt für die Verstorbene. 1926 zog die Familie nach Stuttgart in die Gänsheidestraße 78. Annemarie Zeller wuchs zusammen mit einer jüngeren und einer älteren Schwester auf. Den Wechsel von Ludwigsburg nach Stuttgart hatte sie schlecht verkraftet. Sie fand in der Schule keinen Anschluss, zumal der Tod des Vaters im Jahr 1928 sie heftig erschütterte. An ihm hing sie ihr Leben lang ganz besonders. Nach der Mittleren Reife erlernte Annemarie Zeller den Beruf der Krankengymnastin. Das war damals noch etwas Neues. Bei einem Berufswettkampf wurde sie als eine der besten Krankengymnastin Deutschlands ausgezeichnet. Das brachte ihr die Ehre, den Preis direkt vom damaligen Reichskanzler Adolf Hitler überreicht zu bekommen. Später dachte sie daran mit gemischten Gefühlen zurück. Aufgrund ihrer besonderen Begabung wurde sie in der Sportmedizinstätte Hohenlychen angestellt, wo die Olympiakämpfer für 1936 trainiert wurden. Dort lernte sie auch einen SS-Offizier kennen, mit dem sie sich verlobte. Er starb jedoch später im Krieg. Annemarie Zeller hat dann nie geheiratet, obwohl sie sehr gerne eine Familie gehabt hätte.
      Ende der 30er Jahre machte sie sich in Braunschweig selbständig. Nach dem Krieg zog sie wieder nach Stuttgart und unterstützte ihre Mutter und für einige Zeit auch die Familie der Schwester. Seit 1948 wohnte sie mit ihrer Mutter in der Gänsheidestraße 78. Die Mutter starb dann 1979. Annemarie Zeller arbeitete als Krankengymnastin zunächst selbständig und zugleich am Marienhospital, später arbeitete sie nur noch selbständig. Ihren Beruf übte sie gerne und mit Leidenschaft aus. Erst mit 70 Jahren gab sie ihn auf. Mit großer Disziplin hielt sie sich auch danach noch körperlich fit. Jeden Tag ging sie mindestens eine halbe Stunde spazieren. Am Ende nahm sie Stöcke zu Hilfe. Aber raus ging es immer.
      Schon 1954 kaufte sich Annemarie Zeller ihren ersten VW-Käfer. Sie reiste viel damit im europäischen Raum. Später reiste sie auch nach China, Israel und Ägypten. In der Familie nannte man sie die Reisetante. Immer schon hat sie gerne und gut fotografiert und berichtete später von den Reisen mit Diavorträgen. Daneben widmete sich die Verstorbene mit viel Liebe dem Garten. Was dort wuchs und blühte, nahm sie mit besonderer Aufmerksamkeit
      wahr. Annemarie Zeller pflegte die familiären Verbindungen. Sie nahmen regen Anteil am Ergehen der Nichten und Neffen und später der Großnichten und Großneffen. Sie kam zu jedem Familientreffen und machte Reisetouren durch Deutschland, um auch wirklich alle zu besuchen. Weil der Reiseradius im hohen Alter enger wurde, legte sich die Verstorbene mit 95 Jahren noch einen Computer zu. Und ab da mailte und skypte Annemarie Zeller mit einem großen Kreis. Auch zu den Verwandten in Australien hielt sie so guten Kontakt. Die Verwandtschaftsbeziehungen pflegte sie auch im Zusammenhang mit dem Martinszeller Verband, wo sie sich gerne engagierte. Neben der Verwandtschaft pflegte die Verstorbene auch einen regen Kontakt zu den Freundinnen und Freunden des freideutschen Kreises. Der war aus der Jugendbewegung erwachsen und veranstaltete alle zwei Jahre große Treffen. Annemarie Zeller hat diese Treffen zeitweilig auch organisiert.
      In den letzten Jahren spielte Familie Kaleske eine besondere Rolle im Leben der Verstorbenen. Sie, liebe Frau Kaleske, hatten Frau Zeller im Marienhospital therapeutisch behandelt. Sie mochten einander. Und als Sie Frau Zeller einmal besucht hatten, bot sie Ihnen die freigewordene
      Wohnung im Haus an. Am Großwerden Ihrer beiden Kinder freute sich Annemarie Zeller sehr. Sie war auch dankbar für alle Unterstützung am PC oder mit den Bildern. Voller Glück erzählte sie, wie eng und herzlich ihr Verhältnis zueinander war. Sie betrachtete diesen Familienanschluss als großes Privileg.

      Annemarie Zeller lebte ein Leben auf weitem Raum und mit einem großen Horizont. Sie pflegte viele und intensive Beziehungen. Mit ihrer Disziplin, ihrer Neugier und ihrem Willen erschloss sie sich auch noch im hohen Alter neue Welten. Bis zum Ende des letzten Jahres ging es ihr gut. Eine Lungenentzündung und ein Schlaganfall haben sie dann aber sehr geschwächt. Sie kam noch ins Bethesda-Krankenhaus. Doch die Kräfte gingen sichtbar zu Ende. Zum Sterben kam sie schließlich nach Hause. Sie, liebe Familie Wagner und andere aus dem Familien- und Freundeskreis, haben sie zuletzt gepflegt. So konnte Annemarie Zeller ihre letzten Tage in der eigenen Wohnung verbringen. Behütet und gut betreut ist sie friedlich eingeschlafen. Ihr Leben geben wir zurück in Gottes Hand. Wir sind traurig über ihren Tod und zugleich dankbar für dieses lange, erfüllte Leben auf weitem Raum. – Amen.

      Burkhard Wagner Berlin, den 23. August 2016
      Annemarie Zeller_Nachruf 2016.docx

      Nachruf für Annemarie Zeller (Zellerbuch § 527.2)

      Wir haben sie alle „Tante Annemarie“ genannt, einen Titel, den es heute nicht mehr gibt. Das klingt nach Autoritätsperson, die sie tatsächlich in unserer Familie wohl auch war. Später wuchs sie in die Rolle der liebevollen und interessierten Tante, die von ihren sechs Großneffen und einer Großnichte geschätzt wurde. Sie starb am 16. Februar 2016 nach kurzer Krankheit in ihrem Haus in der Gänsheidestraße. Annemarie hat ihre beiden Schwestern Rose verh. Wagner (1912-2011) und Ursula (1919-1994) überlebt.

      Emilie Eva Irmgard Annemarie Zeller wurde am 4. April 1915 in Ludwigsburg als zweites Kind ihrer Eltern Max und Hedwig Zeller, geb. Kieschke, geboren. Der Vater war Schwabe, die Mutter Preußin. Der Vater war Offizier, die Mutter höhere Tochter einer Berliner Beamtenfamilie. Beide bezogen 1911 ihre erste Wohnung in der Unteren Schlossstraße 17 in der Garnisonsstadt Ludwigsburg, wo der Vater als württembergischer Offizier stationiert war und nach dem Krieg als Pensionär lebte. Im Jahre 1927 bezog die Familie das neu gebaute Haus in der Gänsheidestr. 78 in Stuttgart Ost. Der Tod des Vaters im Jahr darauf war ein tiefer Einschnitt. Als Reingeschmeckte hätte die Mutter lieber ihre Kinder „eingepackt“ und wäre nach Berlin in ihr Elternhaus zurückgekehrt. Es war eine schwierige Zeit für die junge Familie und besonders auch für Annemarie, die sich in Stuttgart schwer tat und sich Ludwigsburg zurückwünschte.

      Annemarie beendete 1933 die Schule am Königin Katharinen Stift in Stuttgart und verlebte im Sommer 1933 drei Monate bei Familie Cataneo in Pordone/Oberitalien, deren Tochter Julia anschießend nach Stuttgart kam. - Von Oktober 1933 bis September 1935 machte sie in Berlin eine Ausbildung zur Krankengymnastin an der Schule von Professor Kohlrausch. Ihre erste Berufstätigkeit führt sie in die angesehene Sportklinik Hohenlychen in der Uckermark. In diese Zeit fiel ihre Teilnahme am Reichsberufswettkampf in Königsberg, aus dem sie als Siegerin in ihrem Berufsfeld hervorging. Deshalb nahm sie an den Siegerehrungen am 1. Mai 1936 in Berlin und an der Vorstellung der Reichssieger bei Adolf Hitler teil. - 1937 wechselte sie nach Bad Oeynhausen, um sich dort als selbständige Krankengymnastin niederzulassen. - Von Oktober 1940 bis August 1941 arbeitete sie an der Chirurgischen Universitätsklinik in Tübingen, und anschließend wieder in Braunschweig als selbständige Krankengymnastin. 1944 fiel ihr Verlobter für „Großdeutschland“.

      Nach Kriegsende gelingt ihr im Juli 1945 der schwierige Wechsel von der englischen in die amerikanische Besatzungszone, von Braunschweig nach Stuttgart. - Die Kriegsschäden am Elternhaus konnten bald beseitigt werden, und das ermöglichte Annemarie, rasch wieder eine eigene Praxis einzurichten, in der sie vorwiegend nachmittags und abends arbeitete, während sie vormittags auf der Wochenstation der Hölderlin-Klinik beschäftigt war.

      1955 erwarb sie ihren eigenen VW-Käfer, der ihr ein neues Gefühl von Eigenständigkeit und Freiheit gab. Reisen war ihre große Leidenschaft, es ging nach Italien, Österreich, Frankreich, Spanien, Schweiz, Ungarn, Rumänien, Türkei. Oft war ihre Schwester Ursula mit von der Partie. Sie besuchte China (1985) und Japan (1986), zwei Länder, die auch ihr Vater besucht hatte, als er 1902 bis 1904 als deutscher Offizier während des Boxeraufstandes in der deutschen Kolonie Tsingtau/China stationiert war. Zu Hause gab es dann Diavorträge über ihre Reisen.

      Zu Hause lebte sie in enger, harmonischer Gemeinschaft mit ihrer Mutter. Als ihre Mutter (10. Oktober 1882 bis 20. Juni 1979) im Alter an das Haus gebunden war, langsam erblindete und immer schwächer wurde, hat Annemarie sie neben dem Beruf liebevoll betreut. Dazu kam später auch noch die jahrelange Begleitung und Pflege ihrer Schwester Ursula (14. August 1919 bis 11. Februar 1994), bis deren Hilflosigkeit durch Multiple Sklerose so zunahm, dass ein Umzug in ein Heim im Sommer 1982 geboten war.

      Anfang April 1985 ging Annemarie mit 70 Jahren in den Ruhestand, in dem sie endlich ihren Liebhabereien, dem Zeichnen und Malen, der Fotographie, der Gartenarbeit und dem Wandern (1991) auf den Spuren des Hl. Jakob in Compostella in Spanien leben konnte. - Zu guter letzt erklärte sie sich bereit, als Sprecherin des Freideutschen Kreises in Stuttgart die Führung dieser Gruppe ehemals jugendbewegter Menschen zu übernehmen, obwohl sie selbst der Jugendbewegung nicht nahe gestanden hatte. In freundschaftlicher Verbundenheit zu dieser Gruppe hat sie bis ins hohe Alter nicht nur für die Stuttgarter, sondern auch überregional unermüdlich kleine und sehr große Veranstaltungen (der Konvent in Freudenstadt) gestaltet und organisatorisch durchgeführt. Sie war immer ein Freigeist und fühlte sich in ihrer Freiheit bis ins hohe Alter wohl. - Eine Zeitlang wirkte sie auch im Beirat des Martinszeller Familienverbandes mit. Ebenso war sie viele Jahre ehrenamtlich als Kassenführerin in der Fachschaft ihres Berufsverbandes tätig.

      Im letzten Jahrzehnt lebte sie im engen Austausch mit den Familien ihrer Neffen und Nichte. Sie war auf den Hochzeiten, Familienfeiern und Urlauben als Familienoberhaupt und als Tante eingeladen. Vor wenigen Jahren schaffte sie sich ein Notebook an und lernte in vielen Unterrichtsstunden mit der freundlichen Hilfe ihres Mieters Roland Kucias-Kalleske das Email zu bedienen. So baute sie sich einen großen Kreis von Familie und Freunden auf, dem sie Nachrichten und Fotos von Blumen, Wolken, Bäumen und Gebäuden sandte. Umgekehrt empfing sie auch gerne die Grüße ihrer Freunde. Ab und an erhielten wir auch einen Bericht aus ihrem Leben, den wir dankbar lasen. - Sie fand auch ein Zuhause bei den Senioren der Christus-Gemeinde, an deren Zusammenkünften mit Lesungen und Vorträgen sie gerne teilnahm. - Stets war sie geistig rege und aktiv und pflegte ihre Email-Kontakte. Bei Wind und Wetter gehörte auch ein Spaziergang immer dazu. -

      Im vergangenen Jahr lud sie zu ihrem 100. Geburtstag mit der Anspielung an die drei Parzen ein:

      „1915 bekam die Parze Klotho den Hinweis,
      einen Lebensfaden für mich zu beginnen.
      Noch hält ihn Lachesis in ihren Händen
      Und so wage ich zu sagen,
      ich würde mich freuen, Euch am 4. April dieses Jahres (2015)
      anlässlich meines 100. Geburtstages zu sehen.“

      Nun hat die Parze Atropos ihren Lebensfaden am 16. Februar 2016 abgeschnitten. Wir haben sie auf dem Waldfriedhof in Stuttgart im Grab ihrer Familie beerdigt. Sie war die letzte Namensträgerin „Zeller“ innerhalb des Lauffener Zweiges im Ast Königsbronn der Maulbronner Linie.

      Burkhard Wagner (BW-549-100)

  • Quellen 
    1. Gerhard Zeller, GenPlus-Datei 2007; Zeller aus Martinszell;.