
Familienstiftungen Paul Wolfgang Merkel und Werner Zeller
Unsere Familie

Karl Ignatz HUMMEL[1]

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Name Karl Ignatz HUMMEL Geburt 9 Mrz 1898 Oberwil,,,,, Geschlecht männlich Beruf Schneidermeister Tod 20 Jan 1954 Schwäbisch Hall,,,,, Personen-Kennung I192610 Merkel-Zeller Zuletzt bearbeitet am 9 Jun 2025
Vater Gesperrt Mutter Gesperrt Familien-Kennung F84252 Familienblatt | Familientafel
Familie 1 Gesperrt Familien-Kennung F84253 Familienblatt | Familientafel Zuletzt bearbeitet am 22 Dez 2024
Familie 2 Lina SCHWADERER, geb. 8 Jun 1897, Bibersfeld,,,,, gest. 2 Jun 1990, Schwäbisch Hall,,,,,
(Alter 92 Jahre)
Eheschließung 30 Mrz 1946 Schwäbisch Hall,,,,, Familien-Kennung F84251 Familienblatt | Familientafel Zuletzt bearbeitet am 9 Jun 2025
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Notizen - Karl: Kurzbiografie:
1905-1911 Volksschule Basel und Endingen/Kaiserstuhl
1912-1915 Zwangserziehung in der Erziehungsanstalt Flehingen/Baden
1915-1919 Kriegsdienst, unterbrochen durch eine Verurteilung 1917 zu 3 Jahren und 6 Monaten Gefängnis u.a. wegen Fahnenflucht
1919-1930 Arbeit als Schneider im Umherziehen, unterbrochen durch 9 Vorstrafen u.a. wegen Diebstahls, Betrugs und Urkundenfälschung
1930-1931 Arbeit als Hausschneider in Offenburg
1931-1932 Arbeit im eigenen Schneidergeschäft in Offenburg
Karl Ignaz Hummel alias Oskar Daubmann - eine Köpenickiade der 1930er Jahre
Von 1946 bis zu seinem Tod 1954 wohnte im Haus Schlossergasse 1 der Schneider Karl Hummel, Hauptakteur eines der spektakulärsten Hochstapelei-Fälle der 1930er Jahre.
Der 1898 in Oberweiler bei Basel geborene Karl Ignaz Hummel war als 11jähriger seinen Eltern entlaufen und nach einem Diebstahl in die Zwangserziehungsanstalt Flehingen (bei Bretten) eingewiesen worden. Obwohl er zwischendurch das Schneiderhandwerk erlernte, begann eine "Karriere" als Kleinkrimineller, an der auch der Militärdienst als Infanterist im Ersten Weltkrieg nichts änderte.
Nach zahlreichen Straftaten, die ihm mehrfach Haftstrafen in Deutschland und der Schweiz u.a. wegen Einbruchs, Diebstahls, Betrugs und Urkundenfälschung einbrachten, zog er 1930 nach Offenburg, eröffnete dort eine Schneiderwerkstatt und heiratete 1931 Kreszenzia Allgaier. 1932 verließ er seine schwangere Frau und sein durch die Weltwirtschaftskrise schlecht laufendes Geschäft, um sich in Nordafrika der Fremdenlegion anzuschließen. Hummel kam mit dem Fahrrad bis nach Neapel, musste seine Pläne aber aus gesundheitlichen Gründen und mangels Geld aufgeben. Um zu den Mitteln für seine Heimkehr nach Offenburg zu kommen, gab er sich als der im Ersten Weltkrieg vermisste Oskar Daubmann aus Endingen (Baden) aus, den er aus seiner Schulzeit und als Nachbarn seines Onkels kannte. Angeblich sei er 1917 nach einem Fluchtversuch wegen Totschlags zu 20 Jahren Haft verurteilt und in ein algerisches Gefangenenlager transportiert worden. Die Franzosen hätten ihn 16 Jahre in Afrika festgehalten.
Obwohl es seitens der Polizei von Anfang an Zweifel an der Echtheit "Daubmanns" gab, wurden von der Öffentlichkeit ignoriert und seine angeblichen Leiden von deutschnationalen und nationalsozialistischen Kreisen aufgegriffen, propagandistisch hochgespielt und aufgebauscht. Von Anfang an stand die "politische Verwendbarkeit" des Falles Daubmann im Vordergrund und gab Anlass zu maßlosen Ausfällen und Drohungen gegen Frankreich, das betont hatte, keine deutschen Kriegsgefangenen mehr festzuhalten. Josef Goebbels etwa schrieb in der NS-Zeitung "Der Angriff" über den Empfang "Daubmanns" am 29. Mai in Freiburg: "In diesen Minuten entstanden Daubmann Rächer, die dem sadistischen Frankreich die an dem deutschen Frontkämpfer Daubmann begangene Untat heimzahlen werden". In dieser aufgeheizten Stimmung waren kritische Stimmen, die auf Unstimmigkeiten in den Geschichten "Daubmanns" hinwiesen, unerwünscht und wurden empört zurückgewiesen. Erstaunlicherweise identifizierten auch die Eltern des echten Daubmann den Betrüger als ihren Sohn, trotz deutlicher Abweichungen wie einer anderen Augenfarbe. Hummel, der sich lediglich die Mittel für die Rückreise nach Deutschland hatte erschwindeln wollen, spielte notgedrungen mit. In den folgenden Wochen hielt er zahlreiche Vorträge im Sinne seiner deutschnationalen und nationalsozialistischen Förderer, wurde mit Ehrungen überschüttet und ließ sich feiern. Höhepunkt seiner Karriere als "Daubmann" war ein Empfang durch den Fürsten von Hohenzollern in Sigmaringen am 30. August 1832, der ihn eigenhändig mit dem Hohenzollern'schen Verdienstkreuz auszeichnete. Postkarten und andere Daubmann-Devotionalien fanden reißenden Absatz, eine Biografie wurde gedruckt. Nachdem französische Stellen bereits die Vorwürfe "Daubmanns" und seiner Unterstützer zurückgewiesen hatten, gelang es der Polizei, Hummel mit Hilfe seiner Fingerabdrücke zu identifizieren, woraufhin er am 11. Oktober 1932 verhaftet wurde. Damit hatten sich auch Nationalsozialisten und Deutschnationale, deren angeblicher Held sich als Hochstapler entpuppte, der Lächerlichkeit preisgegeben. Die Reichsregierung sah sich genötigt, Frankreich für seine Ermittlungen zu danken und sich - allerdings nur mündlich - für die falschen Beschuldigungen zu entschuldigen.
Der aus Endingen stammende Lehrer Karl Johann Hirtler schrieb in seinem Buch über den Fall: "Unter dem wirtschaftlichen Elend des Jahres 1932 verwandelte sich Deutschland zu einem Nährboden, auf dem nationalistische Dummheit, freche Überheblichkeit und fanatisierter Führerglaube so üppig emporsproßten, daß objektives Denken, kritisches Beobachten und Urteilen nicht mehr gedeihen konnten." Der bekannte kommunistische Künstler John Heartfield karikierte den Fall mit einer Fotomontage Hitlers neben "Daubmann" mit kurzen "Lügenbeinen" unter der Überschrift "Hitler und Hummel, derselbe Rummel".
Bei dem 1933 folgenden Prozess verurteilte ihn das Landgericht Freiburg wegen schwerer Urkundenfälschung und Betrugs zu zweieinhalb Jahren Haft. In den folgenden Jahren hielten ihn die seit 1933 regierenden Nationalsozialisten in Sicherheitsverwahrung, ab 1938 im Schwäbisch Haller Gefängnis - um den lästigen Zeugen einer Blamage in der Hand zu behalten. Man äußerte explizit, er könne sich als politischer Flüchtling in zu Verwandten in der Schweiz absetzen und sich dort mit seiner Geschichte brüsten.
In Freiheit kam Hummel erst 1945 nach der Besetzung Schwäbisch Halls durch US-Truppen. 1946 heiratete er die Witwe Lina Haussmann geb. Schwaderer aus Bibersfeld - seine erste Frau hatte sich 1932 von ihm scheiden lassen. Das Ehepaar lebte ab 1946 in der Schlossergasse 1, wo Hummel als Schneider arbeitete. Mehrere Anträge, eine eigene Maßschneiderei eröffnen zu dürfen, lehnte der Haller Gemeinderat 1947 ab - der Gesuchsteller habe zuerst den Nachweis der abgelegten Meisterprüfung zu erbringen und diese ggf. zu wiederholen. "Insolange wird ihm empfohlen, bei einem anderen Schneider zu arbeiten". 1948 erhielt er dann die Erlaubnis unter der Bedingung, alsbald die Meisterprüfung nachzuholen. Eine Gewerbeanmeldung ist aber offenbar nicht erfolgt. Karl Hummel starb am 20. Januar 1954 im Haus in der Schlossergasse. Seine 1990 verstorbene Witwe überlebte ihn um 36 Jahre .gemeißelter Name am Endinger Kriegerdenkmal
- Karl: Kurzbiografie:
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Quellen - [S163] Rolf Nagel.
- [S163] Rolf Nagel.