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Familienstiftungen Paul Wolfgang Merkel und Werner Zeller
Unsere Familie
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1804 - 1877 (73 Jahre)
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Name |
Ernst "Albert" VON ZELLER |
Titel |
Dr. med. |
Geburt |
06 Nov 1804 |
Heilbronn,,,,, |
Geschlecht |
männlich |
Adelserhebung |
1876 |
Beruf |
Psychiater |
Tod |
23 Dez 1877 |
Winnenden,,,,, |
Personen-Kennung |
I13968 |
Merkel-Zeller |
Zuletzt bearbeitet am |
3 Okt 2024 |
Vater |
Kanzleiadvokat Johann Friedrich ZELLER, geb. 10 Mai 1769, Lauffen (Neckar),,,,, gest. 11 Mrz 1846, Stuttgart,,,,, (Alter 76 Jahre) |
Mutter |
Johanna Regina ANDREÄ, geb. 05 Nov 1773, Stuttgart,,,,, gest. 04 Jun 1844, Stuttgart,,,,, (Alter 70 Jahre) |
Eheschließung |
19 Aug 1795 20 Aug 1795 |
Möttlingen,,,,, |
Familien-Kennung |
F1492 |
Familienblatt | Familientafel |
Familie |
Marie REIMER, geb. 23 Jul 1807 27 Mrz 1807, Berlin,,,,, gest. 12 Apr 1847, Winnenden,,,,, (Alter 40 Jahre) |
Eheschließung |
27 Mrz 1829 |
Berlin,,,,, |
Notizen |
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Kinder |
| 1. ZELLER, geb. 02 Feb 1830, Stuttgart,,,,, |
| 2. Dr. med. Ernst Friedrich Albert ZELLER, geb. 02 Dez 1830, Stuttgart,,,,, gest. 18 Sep 1902, Stuttgart,,,,, (Alter 71 Jahre) |
| 3. Anna Ludovike ZELLER, geb. 14 Jun 1832, Winnenden,,,,, gest. 30 Aug 1916 (Alter 84 Jahre) |
| 4. Maximilian Georg ZELLER, geb. 25 Feb 1834, Winnenden,,,,, gest. 16 Jan 1912, Romanshorn,,,,, (Alter 77 Jahre) |
| 5. Karl Valentin ZELLER, geb. 15 Aug 1835, Winnenden,,,,, gest. 16 Aug 1897, Maulbronn,,,,, (Alter 62 Jahre) |
| 6. Georg Eberhard ZELLER, geb. 07 Dez 1836, Winnenden,,,,, gest. 23 Okt 1911, Ludwigsburg,,,,, (Alter 74 Jahre) |
| 7. Dr. med. Albert Reinhold ZELLER, geb. 20 Jul 1838, Winnenden,,,,, gest. 29 Aug 1886, Heilbronn,,,,, (Alter 48 Jahre) |
| 8. Wilhelm Johannes ZELLER, geb. 02 Aug 1840, Winnenden,,,,, gest. 18 Mrz 1841, Winnenden,,,,, (Alter 0 Jahre) |
| 9. Rudolf Martin ZELLER, geb. 31 Jul 1842, Winnenden,,,,, gest. 11 Okt 1911, Nordhausen,,,,, (Alter 69 Jahre) |
| 10. Dr. med. Paul Albert ZELLER, geb. 14 Jun 1845, Winnenden,,,,, gest. 17 Jul 1914, Ludwigsburg,,,,, (Alter 69 Jahre) |
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Zuletzt bearbeitet am |
21 Jan 2009 |
Familien-Kennung |
F5931 |
Familienblatt | Familientafel |
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Fotos
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| Personenbild Albert Zeller - ein führender Psychiater seiner Zeit (Foto: Schwäbische Lebensbilder) in einer Kolumne von Gerhard Raff in der Stuttgarter Zeitung Nr. 251 (Nov. 2004)
Zeller Albert Zeitung
4 III 04.001 Albert Zeller(1804-1877); Familienarchiv Werner-Zeller-Stiftung Leonberg: Obermedizinalrat und Direktor der Anstalt Winnental |
| 90 III 03.077 Albert Zeller Scherensch 90 III 03.077 Albert Zeller (1804-1877) (Scherenschnitt); Familienarchiv Werner-Zeller-Stiftung Leonberg: Dr. med. Albert Zeller, Schattenriss |
| 51 III 16.023 (B) Albert Zeller 51 III 16.023 (B) Albert Zeller (Jugendbild); Familienarchiv Werner-Zeller-Stiftung Leonberg: Obermedizinalrat, Direktor der Anstalt Winnental (Lithographie von G. Engelbach) |
| 51 III 16.023 (C) Albert Zeller (Öl) 51 III 16.023 (C) Albert Zeller (Öl); Familienarchiv Werner-Zeller-Stiftung Leonberg: Obermedizinalrat, Direktor der Anstalt Winnental (Lithographie von G. Engelbach) |
| 51 III 16.025 Albert Zeller (1804-1877) 51 III 16.025 Albert Zeller (1804-1877); Familienarchiv Werner-Zeller-Stiftung Leonberg: Obermedizinalrat, Direktor der Anstalt Winnental |
| 44 I 04.001 Dissertation Albert Zeller 44 I 04.001 Dissertation Albert Zeller; Familienarchiv Werner-Zeller-Stiftung Leonberg |
| Zeller 515 Albert Gedenktafel 614 Bildersammlung: Ahnenbilder/Zeller(Zellerbuch-Nr) von Gerhard Zeller 6.6.2005 |
| 2 III 01.051 Berühmte Ärzte 2 III 01.051 Berühmte Ärzte, ZEL 515; Familienarchiv Werner-Zeller-Stiftung Leonberg: Gruppenbildcollage aus dem 19. Jahrhundert, mit berühmten Ärzten |
| 44 III 02.001 Albert Zeller (A. Weger) 44 III 02.001 Albert Zeller (A. Weger); Familienarchiv Werner-Zeller-Stiftung Leonberg |
| Zeller 515 Gedenktafel 6146 Bildersammlung: Ahnenbilder/Zeller(Zellerbuch-Nr) von Gerhard Zeller 6.6.2005 |
| 68 III 06.001 Albert Zeller (Fotografie) 68 III 06.001 Albert Zeller (Fotografie); Familienarchiv Werner-Zeller-Stiftung Leonberg: Albert Zeller (Direktor der Anstalt Winnental) |
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Notizen |
- St. 263; Z 1 § 415; Reimer S. 19; Georgii 1129 ff.; ADB 45 S. 21; Heyd II 708, IV 485; VI 419/417 vgl. auch VI 303; "Schwäbische Lebensbilder" Bd. IS. 574 ff.; ZB § 515; weitere Literaturangeben bei St. 263; ZB § 505,6; § 515; Zell (ZeK) 10-1.1.1.10.2.7.17.1.6.;
Albert Zeller hatte lange Zeit ein Monatsgehalt von 100 Gulden, lehnte aber Berufungen zu wesentlich glänzenderen Bedingungen ab. Schließlich stellte ihn die Regierung finanziell doch besser und seine Verdienste wurden durch Verleihung von Titeln und Orden anerkannt: Er wurde Obermedizinalrat, der preußische König verleih ihm den Roten Adlerorden, der russische Zar den Stanislausorden und schließlich erhob ihn König Karl 1876 in den Adelsstand (persönliches Handschreiben voll Anerkennung) aus "Nachrichtenheft Nr. 2 des Martinszeller Familienverbandes".
Stuttgarter Zeitung Nr. 251; ??.11.2004
Albert Zeller - ein führender Psychiater seiner Zeit Foto Schwäbische Lebensbilder
Gerhard RAFF, Pionier der modernen Psychiatrie
Unser Kolumnist erinnert heute an Albert Zeller. Der Pionier der modernen Psychiatrie und erste Direktor des Landeskrankenhauses in Winnenden wurde vor 200 Jahren geboren.
Der Albert Zeller stammt „von Vater- und Mutterseite her aus alten schwäbischen Familien, die Württemberg manchen tüchtigen Mann geschenkt haben". Sei Vatter, der Jurist Johann Friedrich Zeller, isch der ällererste kurfürstliche, bald druff königliche württembergische Landrat von Heilbronn gwä, ond sei Muetter, dui Johanna Regina, geborene Andreae, a Dokters-, mädle. Ond dui hat des Albertle am 6. November 1804, am 50. Geburtstag vom „dicke Friedrich", uff d Welt bracht en Heilbronn, wo der grad erst von dr Freie Reichsstadt zur wirtebergische Oberamtsstadt degradiert ghet hat.
Ond der Albert will scho als Kend amol Dokter werde ond därf nadierlich uff des berühmte Eberhard-Ludwigs-Gymnasium en Stuegert gange, macht dort a Oiser-Abitur, jobbt a Weile en dr Apothek von dr Verwandtschaft, bis r en Dibenge Medizin studiere ka ond intressiert sich, weil dr Großvatter Andreae schwermüetig gwä isch, bsonders für dui Psychiatrie.
Ond scho mit oisezwanzich hat r sein Dokter en dr Tasch, ond an seim 22. Geburtstag kriegt r sei Approbation als Mediziner. Braucht aber ja no nex schaffe ond macht erst amol a Studienreise nach Sachsen ond guckt sich dui älteste deutsche Irreastalt, den Sonnenstein en Pirna, en- ond auswändich a.
Uff dere Reis trifft r en dr Postkutsch sei spätere Schwiegermuetter, ond ein Frühjahr 1829 heiratet er dui Marie Reimer, a Buechhändlerstöchterle, ond der berühmte Professer Schleiermacher hat die zwoi traut, ond „in einer zutiefst glücklichen Ehe" schenkt sie ihm oi Mädle ond siebe Buebe (ihr Ernst, dr Älteste wird dr Nachfolger en Wennede), ond wie se ihm 1847 „nach langer, schwerer Krankheit wegstirbt, hat ihn des schwer troffe, ond er hat seine „Lieder des Leids" dichtet, ond a paar drvo send sogar ens effangelische Gsangbuech komme.
Scho anno 1830 hat r anonym a Schrift verfasst ghet: „Das verschleierte Bild zu Sais oder Die Wunder des Magnetismus. Eine Beleuchtung der Kernerschen Seherin von Prevorst" und ihrer Eröffnungen über das innere Leben des Menschen und über das Hereintragen einer Geisterwelt in die unsere. Von einem Freunde der Wahrheit." Ond wiese den Verfasser rauskrieget, isch der über Nacht berühmt, ond wie se en Chef suechet für a neue Landesirreastalt ein Schloss Winnenthal - des Kloster Zwiefalte isch mittlerweil oifach z kiel gwä -, da wählet se unter ganz viel Bewerber den erst siebnezwanzigjährige Zeller zum Direkter. Der aber woiß, dass r no viel lerne mueß, ond visitiert jeti die ganze Irreastalte en Deutschland, Frankreich, England ond bis nuff nach Schottland.
Ond afangs August 1833 fangt r en Wennede a ond macht's „allmählich zur ersten und weithin berühmten Anstalt des Landes". Ond die Patiente kommet aus dem In- ond Ausland, ond en seine vierevierzig Jahr als Direkter hat r „etwa 3600 Geisteskranke, darunter zwei Drittel mit wirklichem Erfolg, behandelt". Ond wird so a großer Sege unter so viel Leid.
Ond der „große Irrenarzt und führende Psychiater seiner Zeit" wird mit Orde vollghängt. Ond wie der Wenneder Ehrebürger am Tag' vor Heiligabend 1877 stirbt, trauert wirklich des ganze Land om „diese imponierende Persönlichkeit". Ond sei Buech „Über die Gewißheit der Fortdauer fier Seele nach dem Tode" hat r nemme rausbrenge könne.
Dr. Albert Zeller
Vortrag auf dem Familientag in Winnenden am 2.10.2004 von Dr. Ernst Zeller - in Nachrichten des Martinszeller Verbandes, Dezember 2005 Nr. 34 S. 17-26
Liebe Gäste, liebe Verwandte,
als Ururenkel und als Nervenarzt fühle ich mich aufgerufen, über den 200. Geburtstag von Dr. Albert Zeller heute auf unserem Familientag in Winnenden, über ihn zu sprechen, vor allem, wie sich die Einflüsse seiner damaligen Umgebung, seiner Familie, seiner Lehrer und der Familientradition auf sein Wirken hier in Winnenden ausgewirkt haben. Ernst Albert Zeller wurde am 6. November 1804 in Heilbronn geboren. Sein Vater, Johann Friedrich Zeller, von dem wir vor 9 Jahren an gleicher Stelle hörten, wie er sich vor allem im Dienste des Königs als Oberjustizrat und Amtsrichter in Stuttgart um das ökonomische Fortkommen von Württemberg kümmerte, indem er etwas außerhalb der Familientradition sich nicht um das Seelenheil seiner Mitmenschen so sehr kümmerte, sondern auch um das materielle Fortkommen, z.B. der Neckarschifffahrt oder der zu gründenden neuen Bahnlinie von Cannstatt nach Untertürkheim.
Er war der 6. von 11 Kindern, seine Mutter war Johanna Regina Andreae. Albert Zeller hatte aber auch bereits 2 ärztliche Vorfahren. Sein Großvater väterlicherseits war Physikus in Lauffen, sein Großvater mütterlicherseits, Johann Jakob Andreae, war Hofmedikus in Stuttgart. Er starb früh an einer Geisteskrankheit. Der Vater von Albert Zeller, den wir alle von dem bekannten „Seeleschen" Familienbild her kennen, war offenbar ein hypomanischer, vielgeschäftiger, kluger, in Politik und Juristerei wohlerfahrener Mann im Dienste des Königs. Die Mutter hingegen war eine stille, tief empfindende Frau, deren inneres Wesen wir aus dem einzigartigen Erziehungsbrief kennen, den sie ihrem Sohn Albert in dessen 21. Lebensjahr schrieb und der die Überschrift trägt „wie ich meine Kinder erzog". Wohl auf Grund der Berührung mit dem geisteskranken Großvater und einer ihm eigenen Anlage zu tiefer gehenden Gemütsschwankungen, verbunden mit einem gewissen Hang zum Mystizismus, fasste Albert schon in der Jugend den Entschluss, Arzt zu werden, da er glaubte, wie er in seinem Tagebuch schrieb, dadurch seinen Mitmenschen am besten helfen zu können. Er studierte in Tübingen und wohnte dort, auch dies wohl nicht ohne Bedeutung für seine spätere Laufbahn, in der Nähe des Hölderlinturms, in dem der Dichter damals schon in völliger geistiger Umnachtung dahinsiechte.
Während seines Studiums wurden die Vorlesungen für Psychiatrie noch von einem Philosophen gehalten. Woher dann seine psychiatrischen Thesen und seine Prägung? Mein Onkel Gerhard Zeller ist auf Grund seiner intensiven Studien über Albert Zeller, vor allem auch über die Studien seiner Tagebücher, zu der Ansicht gekommen, dass Albert Zellers psychiatrische Thesen, ebenso wie die seines Schülers Griesinger, eine Weiterentwicklung dessen ist, was Johann Heinrich Ferdinand Autenrieth (1772 - 1835), der Gründer des Tübinger Klinikums, und der erste nicht theologische Kanzler der Tübinger Universität im Rahmen seiner allgemein pathologischen Vorlesungen über Geisteskrankheiten vorgetragen hat. Autenrieth hat nicht nur Vorlesungen über Geisteskrankheiten gehalten, sondern er hat auch eine allerdings kleine Anzahl von psychisch Kranken selbst behandelt. Um diese in seinem kleinen Klinikum halten zu können, musste er besondere Maßnahmen ergreifen. So entstanden das Palisadenzimmer und die Birne und Maske. Dinge, die nur sein großes Interesse an der Behandlung psychisch Kranker im Rahmen der allgemeinen Klinik beweisen und die in so dummer Weise Gegenstand der Kritik von nicht mehr aktuellen Kritikern geworden sind. Autenrieth hat wahrscheinlich die Behandlung psychisch Kranker im Allgemeinkrankenhaus in Amerika kennen gelernt, wo er in den Jahren 1794 und 1795 auch das Pennsylvaniahospital in Philadelphia und dessen Leiter Benjamin Rasch kennen lernen konnte.
Noch nicht 30-jährig erregte Albert Zeller durch eine psychiatrische Arbeit Aufsehen. Es handelte sich um das kleine Büchlein mit dem Titel „Das verschleierte Bild zu Sais", das nichts anderes sein wollte, als eine sachliche Widerlegung der Spekulationen spiritistischer Art, die Justinus Kerner in seiner Seherin von Prevorst angestellt hatte. Zeller entlarvte die Seherin als Geisteskranke. Der emotionale Grund für seine Polemik wird darin gesehen, dass seinem tief gegründeten Christentum dieses niedere Zauber- u. Geisterwesen zutiefst zuwider sein musste, vielleicht war es aber auch in Wirklichkeit eine entschiedene rationelle Abkehr von den in ihm selbst liegenden Gefahren, in den Mystizismus abzugleiten, die ihn zur Abfassung dieser Schrift bewog. Neben dem Tagebuch, das mein Onkel Gerhard Zeller auch im Hinblick auf die Entstehung der Psychiatrie wissenschaftlich bearbeitet, verfasste er auf jeden Fall nur dieses eine Buch. Für uns heute klingt es fast unglaublich, dass er noch nicht einmal 30 Jahre alt war, als ihm im Jahre 1833 die Aufgabe übertragen wurde, im ehemaligen Deutschordenschloss in Winnenthal die erste württembergische Heilanstalt für Geisteskranke zu gründen. Um die ausgeschriebene Stelle hatten sich damals 9 jüngere Ärzte beworben, Zeller wurde auserwählt. Die bedeutende Stellung seines Vaters im damaligen Staat mag eine Rolle dabei gespielt haben, mehr wog wahrscheinlich die Tatsache, dass er mit seiner psychiatrischen Arbeit und der Auseinandersetzung mit Justinus Kerner Aufmerksamkeit erregt hatte.
Von der Regierung wurde ihm damals zur Auflage gemacht, vor Antritt der Stelle eine einjährige Studienreise durch Europa mit Besuch der damals hervorragendsten psychiatrischen Institutionen zu machen. Er hat über diese Reise das oben erwähnte Tagebuch geführt, das die Situation der Psychiatrie im Jahre 1833 in Europa lebendig wiedergibt, und diese Eintragungen in Englisch, Französisch und Latein geschrieben. Wie fortschrittlich die damalige Regierung war, internationale Erfahrungen einzuholen, ist ausführlich in dem Tagebuch dokumentiert.
Der junge Albert Zeller hatte sich schon eigentlich unerschütterliche Überzeugungen erworben, aufgrund seiner christlich-humanistischen Grundeinstellung und auch aufgrund der Prägung durch Autenrieth. Die Einheit von Körper und Seele stand bei ihm ganz an vorderster Stelle und die Hinwendung zum Patientin. Ich zitiere einige kritische Bemerkungen aus dem Tagebuch:
Über Ideler, dirigierender Arzt der Psychiatrie, Abteilung der Charite: „Dr. Ideler ist seit einiger Zeit Dirigent dieser Station, ein Mann voll stummglühenden Eifers, der aber auf eine zum Teil sehr beschränkte, ja einseitige Weise sein oberstes Prinzip, das fast alles Geisteskranke aus Leidenschaft hervorgehen und diese erhalten werden, geltend machen will".
Oder über Johann Gottfried Langermann (1768 - 1832): „Er sieht aus wie ein Generalstabschef der Geister und ganz geschaffen zur psychischen Heilmethode." Zeller findet ihn groß wegen seiner Toleranz anderen Meinungen gegenüber, „so abweichend oft meine Ansichten sind von den Seinigen".
Über die Anstalt der Quäker bei York vermerkt er: „Ich muss offen gestehen, meine Erwartungen in Bezug auf diese Anstalt waren nicht gering, aber ich fand sie in jeder Beziehung übertroffen. Bis zum heutigen Tage kenne ich keine, die besser geführt wäre für gemischte Klassen und hauptsächlich für Patientin der höheren Klassen".
Obwohl Pinel während der französischen Revolution im Jahre 1789 als erster in der Pariser Anstalt Bicètre, Schwesteranstalt für männliche Kranke der berühmten Salpétrière, den Geisteskranken die Ketten abgenommen hatte, war ihr Schicksal zu jener Zeit noch immer beklagenswert. Was in Zellers Tagebuch über die französischen Anstalten festgehalten ist, entspricht keineswegs unseren Vorstellungen von der Anstaltskultur in Frankreich zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Er fand die Zustände in der Salpétrière und im Bicètre heillos. Die Salpétrière war in 3 Abteilungen eingeteilt, wurde von Dr. Parisé geleitet, die 2. von Escerols Neffen, Dr. Mitivier. Sie beherbergte die bereits seit Jahren umsonst Behandelten. Leiter der 3. Abteilung war Dr. Falré. Diese Abteilung war offenbar für Idioten geschaffen worden und nahm später die Unheilbaren auf.
Zeller vermerkt lakonisch: „Dr. Parisé scheint nichts zu tun, Mitivier wenig, Falré kann nichts tun, kurz, dieses weltbekannte Hospital verdient fast in nichts Lob, aber den bittersten Tadel. Bicètre mit seinen 6100 männlichen Siechen und armen Irren fand Zeller nicht besser, vor allem seien die Kranken so gut wie unbeschäftigt gewesen.
Nach wie vor gab es Narrenhäuser und Irrentürme mit ihrem unvorstellbaren Elend und Geschrei. Zwangsmaßnahmen, Strafen und raffinierte Schreckmittel, die durch Schock den Kranken zur Vernunft bringen sollten, herrschten noch immer. Während sich die Humanisierung der Irrenpflege und die Wissenschaft von den Geisteskrankheiten in Frankreich vorwiegend in konsequenter Fortsetzung der Gedanken der Aufklärung und der französischen Revolution vollzog, ist die deutsche Psychiatrie ein legitimes Kind der Romantik. Romantisch ist das Interesse an den Nachtseiten des Lebens, das Vorherrschen des Spekulativen und auch der uns heute fast komisch anmutende familiäre Ton, der unter den damaligen Irrenärzten herrschte. Man sprach von unserem „Zeller", unserem „Jacobi" und redete sich auch in wissenschaftlichen Zeitschriften mit „Geehrter Kunstverwandter" an. Daneben hat aber auch der Pietismus bei der Geburt der deutschen Psychiatrie Pate gestanden und darüber hinaus vielleicht überhaupt bei der Geburt der modernen Psychologie, und zwar durch seine Wendung nach innen, seine Reflexion über die eigene Seele.
Es war noch die Zeit der pietistischen Seelenromane, die eine subtile Schilderung des inneren Lebensablaufes unter dem Gesichtspunkt von Sünde und Gnade gaben. Entsprechend diesem pietistischen Einfluss der führenden Psychiater zu Beginn des 19. Jahrhunderts war die Haltung den Geisteskranken gegenüber vielfach eine stark moralisierende. Der Leipziger Heinroth und sein Berliner Kollege Ideler sahen in jedem Geisteskranken ein moralisch verkommenes Subjekt, ein Opfer der Leidenschaften, die Geisteskrankheit war das Zeichen eines Abfalls von Gott. Heinroth vertrat daher auch den Standpunkt, der geisteskranke Verbrecher müsse trotz seiner Unfreiheit voll bestraft werden, da er sich schuldig gemacht habe durch seinen willkürlichen Abfall von Gott. Die Therapie bestand in einer moralischen Erziehung, wobei auch die Rute nicht verschmäht wurde, die übrigens bis weit über die Mitte des 19. Jahrhunderts hinaus ein Attribut vieler psychiatrischer Anstalten war, wobei die Humaneren dafür eintraten, dass ihr Gebrauch nur auf ärztliche Anweisung erfolgen durfte und im Krankenjournal vermerkt werden müsse. Es war also da zu lesen: Patient X. wurde heute mit der Rute gestrichen.
In dem Augenblick, in dem Zeller in die Psychiatrie eintrat, klang die romantische Bewegung bereits ab. Es begann die Wende zum Positivismus und damit zu dem Realen als dem einzigen, was für den Menschen Bedeutung hat.
In dieser geistigen Situation wurde im Bereich der Psychiatrie ein Streit der Meinungen ausgetragen, die damals einen Höhepunkt erreichte, aber selbst bis heute noch nicht gänzlich abgeschlossen ist. Man denke hier nur an die sozialpsychiatrischen Bewegungen der 60-er und 70-er Jahre des letzten Jahrhunderts, die die Gesellschaft oder die Familie, z.B. die Mutter, für den Ausbruch von psychischen Krankheiten verantwortlich machten. Durch diese Schuldzuschreibungen und auch durch das Schließen von psychiatrischen Einrichtungen, was psychische Krankheit nicht heilte oder beseitigte, wurde viel Elend und Verelendung in Italien und auch USA geschaffen.
Der Streit zwischen den so genannten Psychikern und den Somatikern kann als Modell dafür dienen, wie bei fehlender wissenschaftlicher Begründung aus Arbeitshypothesen Ideologien werden zum Nachteil der Betroffenen. Die Psychiker unter Führung der schon genannten Männer Heinroth und Ideler ließen nur eine psychogene Entstehung der Geisteskrankheiten gelten, die Somatiker unter Führung von Zellers späteren Freund Maximilian Jacobi, dem Gründer der Anstalten Siegburg bei Bonn, nur eine körperliche. Für Jacobi waren die Geisteskrankheiten nur Epiphänomene, das heißt nur Folgen von x-beliebigen körperlichen Krankheiten, unter denen die vertriebene Krätze noch immer eine sehr beachtete Rolle spielte.
Infolge der stark moralisierenden Tendenzen der Psychiker war erst dem Sieg der Somatiker eine endgültige Humanisierung der Irrenpflege zu verdanken. Erst durch ihren Sieg wurde die heute fast banale, jedoch bereits auch nicht mehr unwidersprochene Auffassung zum Allgemeingut, dass der Geisteskranke wie andere seien und sie auf Fürsorge, Pflege und Mitleid Anspruch hätten. Die Ausgrenzung von psychischer Krankheit geschieht heute sehr viel diffiziler. Die Methoden eines diffizilen Mobbings am Arbeitsplatz nehmen unter dem Vorwand der Leistungssteigerung und Ökonomisierung massiv zu, mit den entsprechenden Folgen auf die psychische Gesundheit, nämlich einer starken Zunahme der Depressionen und Suizide.
Albert Zeller wurde bei seinem Eintritt in die Psychiatrie mitten in jenen Kampf hineingestellt. Jacobi wurde sein erster Lehrer und später sein Freund, Heinroths Ideen lernte er auf seiner Reise von diesem selbst kennen und er konnte sich auch ihrem Einfluss nicht ganz entziehen. Obwohl Zeller später ins Lager der Somatiker gerechnet wurde, so hat er doch auf die Frage eine eigene, von seinen christlichen Grundlagen ausgehende ganzheitliche - und damit heute durchaus moderne - Lösung gefunden. Die große Leistung Albert Zellers war in dieser Situation wohl seine Nosologie. Er beendet die babylonische Sprachverwirrung und vereinheitlicht zunächst einmal des Zustandsbilderkatalog auf 4 Hauptformen: Schwermut (Depression), Tollheit (Manie), Verrücktheit (Psychose) und Blödsinn (Demenz).
Er betrachtet sie jedoch nicht mehr als statisch nebeneinander stehende Bilder, sondern sieht sie als Phasen eines fortschreitenden Krankheitsprozesses an. Schwermut sei die eigentliche Grundform, das erste Stadium aller sich nur halbwegs merkbar entwickelnden und nicht ganz in ihrer Ausbildung überstürzten Seelenstörungen. Der Stand der damaligen Pathologie und Pathophysiologie auf der Basis der hippokratischen Säftelehre wird dann auch von ihm in seiner Nosologie umgesetzt und die Krankheiten der primären Melancholie oder Manie in Formen der sekundären Paranoia oder Dementia, in dem verdorbene Säfte ineinander übergehen. Mit der romantischen Anthropologie, die das Menschwesen polar gebaut sieht, in Cerebral- und Gangliensystem, wird erst Zellers Schüler Griesinger brechen mit seiner These: „Geisteskrankheiten sind Gehirnkrankheiten". Erst in den letzten Jahren gelang es der Hirnforschung in Bezug auf die Differenzierung der Hirnkrankheiten entscheidende Fortschritte zu machen. Mit der funktionellen Kernspintomographie können erstmals Hirnfunktionen nach Krankheitsbild und Lokalisation differenziert werden. Durch Genforschung und Melokularbiologie ist eine Verknüpfung mit der Entwicklung des menschlichen Gehirns möglich geworden.
Mit 29 Jahren hatte er am 3. August 1833 die Leitung der neu errichteten Irrenheilanstalt im ehemaligen deutschen Ordensschloss Winnenthal übernommen und 44 Jahre lang, die letzten 15 Jahre mit Unterstützung seines ältesten Sohnes Ernst, seine Pflicht getreu bis zum Tode geführt.
In der großen Direktorenwohnung in der Belletage des Schlosses spielte sich sein Leben ab. Dort wurden ihm 9 Kinder geboren, dort starb 1847 im Alter von 40 Jahren seine geliebte Frau, die Tochter des Berliner Verlagbuchhändlers Georg Andreas Reimer. Diese lernte er auf seiner damals üblichen medizinischen Bildungsreise in Berlin kennen. Hier fand er Aufnahme in die Familie des Buchhändlers Georg Andreas Reimer, der das Haus Wilhelmstr. 73, das spätere Reichspräsidentenpalais, bewohnte. 1828 wurde sie von Schleiermacher getraut, der in dem Reimerschen Haus wohnte, Marie Reimer auch konfirmiert hatte und engen Kontakt in dem Berliner Jahr mit Albert Zeller hatte.
Man versteht es eigentlich nicht recht, woher diese Gründergeneration ihren großen Optimismus, ihren begeisterten Schwung und ihre Hoffnung hernahm. Irgendein Heilmittel gegen Psychosen, auch nur im entferntesten vergleichbar unseren Psychopharmaka war weit und breit nicht zu sehen. Die Pathologie stand noch ganz im Banne der hippokratischen Säftelehre. Das einzige Werkzeug, über das der Arzt der damaligen Zeit verfügte, war er selbst. Wenn er wirksam werden konnte, konnte er dies nur als Psychotherapeut sein und zwar mit einer unentwickelten Methode, dem Moralmanagement und einer ursprünglichen Einfühlungskraft. Die Hoffnung kam somit nicht aus der medizinischen Wissenschaft, sondern wohl aus dem Zeitgeist.
Die Errichtung von Heilanstalten, die die Asyle und Zuchthausabteilungen ablösten, die das Generalhospital aufbrachen, war unmittelbare Folge des freiheitlich-emanzipatorischen Schwungs, den die französische Revolution ausgelöst hatte, und damit, um im Bild zu bleiben, Folge der Tat des Pinel.
Albert Zeller muss allerdings ein ungemein beeindruckender und wirksamer Therapeut gewesen sein. Wirksam vor allem, weil sein Ziel die Individualisierung, nicht die Schematisierung war und er, wie die Überlieferung sagt, „allen alles sein wollte". Dass sein festes, von Schleiermacher, geprägtes Christentum, das als Grundwert seine ganze Persönlichkeit trug, nirgends orthodoxe Enge und Bigotterie aufkommen ließ, hat vielleicht hauptsächlich zu der großen Achtung, ja Verehrung beigetragen, die ihm von oben, Verdienstadel und Hofrat, sowie von unten, in Form zahlreicher Briefe und Dankesäußerungen entgegenschlugen. Ganz im Zentrum seines Tuns stand seine Persönlichkeit und der individuelle Umgang mit seinen Patienten. Gegenüber seinen Kranken war er von größter Geduld, frei von jedem moralisierenden Wesen, aus Überzeugung tolerant, waren es doch Kranke, mit denen er zu tun hatte. Auf der Basis dieser individuellen psychotherapeutischen Zuwendung hat er mit Leichtigkeit Therapien entworfen, mit denen wir auch heute noch arbeiten. Die Beschäftigung des Patienten, nicht die Verwahrung, stand im Mittelpunkt.
Er förderte die Beschäftigungstherapie, die Arbeitstherapie, die Behandlung in Gruppen, die Forderung der sozialen Einbindung und die Außenorientiertheit der psychiatrischen Klinik. Verblüffend ist aber auch, dass der Verfasser der Lieder des Leids die Freude als starkes Heilmittel in Rechnung setzte. Sein Sohn Ernst hat darüber folgendes festgehalten: „Daneben verstand es Zeller, die Freude als einen starken Bundesgenossen in der Heilung des Trübsinns sinnreich zu benutzen. Überall in seinem Verkehr mit den Kranken suchte er ihnen eine kleine Freude zu bereiten, auch Blumen und Zigarren dienten ihm dazu. Für jede Jahreszeit hatte er ein Fest ersonnen. Früh um 6.00 an schönen Tagen, wusste er schon eine Gesellschaft zu heiterem Spiel zusammenzubringen". Der eigentliche Grund seiner Wirksamkeit war allerdings sein außerordentlich feines Einfühlungsvermögen, das durch eine Erziehung, die von Empfindsamkeit und gebildetem Pietismus geprägt war, geweckt und durch Selbstbeobachtung, Reflexion und verfeinerte religiöse Innerlichkeit entwickelt worden war. So konnte er allen alles sein. Wenn Zeller auch in der Heilanstalt selbst ein Ensemble von heilsamen Wirkungen sah, so war doch wohl das Gespräch, das er mit dem einzelnen führte, indem er seine poetisch verfeinerte, differenzierte, genaue Sprache einsetzen konnte, sein eigentliches Wirkungsfeld. Unterstützt wurde Zeller von Anfang an von einem katholischen und protestantischen Pfarrer und von ursprünglich vier Wärtern und vier Wärterinnen.
Vor allem der zweite Pfarrer der Gemeinde Winnenden, Ludwig Friedrich Wilhelm Hoffmann, geboren 30.10.1806 in Leonberg, gestorben am 25.08.1873 in Berlin, war ihm bis 1839 eine große und von ihm sehr geschätzte Hilfe. Dieser Pfarrer war Seelsorger und Lehrer und machte ab 1835 eine große Karriere als Professor der Theologie in Basel und Tübingen und zuletzt als Oberhofprediger in Berlin
Auf dieser Basis seiner persönlichen Fähigkeiten und Einstellungen entstand dann auch die neue Nosologie, die die Gegensätze von Psychikern und Somatikern vereinigte und zu multifaktoriellen Betrachtungsweise geistiger Krankheiten führte.
Diese humanistischen Impulse und Ansätze konnten jedoch nicht verhindern, dass die Entwicklung der Medizin auch aufgrund der wissenschaftlichen Erkenntnisse zunehmend somatisierte, ja materialisierte. Die Psyche, oder damals auch die Seele, trat wieder in den Hintergrund, die Leistungsfähigkeit für die Gesellschaft oder das Volk trat zunehmend in den Vordergrund. Trotz des massiven Widerstandes von Albert Zeller wurde 1875 die Heilanstalt Winnenthal in eine Heil- und Pflegeanstalt umgewandelt. Sein Ziel, getrennte aber gleichwertige Einrichtungen für kurzfristigen und langfristigen Aufenthalt zu schaffen, wie dies sein Schüler Griesinger dann in seinem Reformprogramm ausgearbeitet hat, wurde ignoriert.
Die Entwicklung ging über Zeller hinweg. Die negativen Folgen der Verbindung von Heil- u. Pflegeanstalt und die Mischung der Kranken nach Zustandsbildern musste negative Folgen habe. Der erste Psychiatrieskandal brach 1895, fünf Jahre vor der Pensionierung von Albert Zellers Sohn und Nachfolger Ernst Zeller, aus. Es kam zu einer ersten Psychiatrieenquete. Tragisch und zugleich erstaunlich ist, wie rasch das Erreichte verfiel. Bereits 10 Jahre nach Zellers Tod war die Psychiatrie beherrscht von therapeutischem Nihilismus. Der Gedanke und die Einsicht von der Erblichkeit lähmte jeden therapeutischen Eifer. Man begnügte sich, bessere Diagnosen zu stellen und danach die Kranken in größere, moderneren Vorstellungen besser entsprechende Anstalten einzuweisen. Dies alles vollzog sich trotz des Mahnrufes von Zellers Schüler Griesinger, der als Begründer der wissenschaftlichen Psychiatrie in Deutschland gilt. Er rief seinen Studenten in Berlin an der Charite zu:
„Glauben Sie nicht, dass die menschliche Teilnahme erlöschen müsse, wo die wissenschaftliche Forschung beginnt. Die großen Gedanken kommen aus dem Herzen. Hilfreicher werden Kopf und Hand zu diesem Werke arbeiten, wenn Sie sich ein warmes Gefühl für das Unglück bewahrt haben."
Die menschliche Teilnahme erlosch in heute kaum mehr vorstellbarer Weise: Eugenik war das Schlagwort, Euthanasie das Ende.
Glücklicherweise ist nach dem 2. Weltkrieg erst sehr zögerlich, aber dann doch auch durch öffentlichen Druck und durch die Politik die Psychiatrieenquete in Gang gekommen. Die Landeskrankenhäuser wurden drastisch verkleinert, die Patienten wurden gemeindenah versorgt, die großen Fortschritte der medikamentösen Behandlung führten, vor allem in den letzten Jahren, hier zu großen Fortschritten und zu einer besseren Integration der psychisch Kranken in die Gesellschaft und auch in das Arbeitsleben. Aber die großen Fortschritte der Medizin und der Psychiatrie in den letzten Jahren bergen auch große Gefahren. Die Ökonomisierung unserer Gesellschaft drängt die Individualität und letztendlich die psychische Einzigartigkeit jedes einzelnen in den Hintergrund. Medikamentöse und auch psychotherapeutische Behandlung werden nach Effektivität und schnellem Ansprechen beurteilt, die chronisch Kranken, die Arbeitsunfähigen und Berenteten treten in den Hintergrund. Dies ist z.B. an der Zunahme von Depression, chronischer Depression und Altersdepression zu erkennen, die Suizidraten der über 65-Jährigen haben deutlich zugenommen und damit auch die Gesamtraten von 11.000 auf 13.000 Suizide im Jahr.
In diesem Sinne bin ich meinem Ururgroßvater für sein mutiges und lebenslanges Eintreten für psychisch Kranke sehr dankbar und werde auch sicherlich in seinem Sinne weiterhin für die Akzeptanz von psychischen Krankheiten in der Gesellschaft und auch für die adäquate Behandlung von Depressiven und Psychotikern, nicht nur mit Medikamenten, sondern auch mit individueller Psychotherapie kämpfen.
Der Ökonomisierung des Gesundheitswesens muss eine Humanisierung die Grenzen setzen. Ärzte - dazu gehören auch Psychiater - und Patienten sind nicht die Produkte eines Businessplaners, sondern Menschen.
Volker Jehle 2023
"Dunkel erinnere ich mich, dabeigewesen zu sein, als mein Vater Anfang der 1960er Jahre Lydia Meuret in Tübingen besucht hat und sie ihm alte Papiere übergab, auch den Privatdruck von Albert Zellers Lieder des Leids mit seiner Widmung an seine Geschwister, seit 1970 im Besitz der Stadt Albstadt, seit 1977 mit der Musikhistorischen Sammlung Jehle im Stauffenberg-Schloß Albstadt-Lautlingen."
- https://de.wikipedia.org/wiki/Albert_Zeller
- Pagel, Julius Leopold, "Zeller, Albert von" in: Allgemeine Deutsche Biographie 45 (1900), S. 21-22 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd104047534.html#adbcontent
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Quellen |
- [S9] Zeller, Karl August, Zeller aus Martinszell, (Erscheinungsort: Stuttgart
Erscheinungsdatum: 1974).
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