Familienstiftungen Paul Wolfgang Merkel und Werner Zeller
 Unsere Familie

Paul WEBER

Paul WEBER

männlich 1901 - 2003  (102 Jahre)

Generationen:      Standard    |    Vertikal    |    Kompakt    |    Rahmen    |    Nur Text    |    Ahnenliste    |    Fan Chart    |    Medien    |    PDF

Generation: 1

  1. 1.  Paul WEBER wurde geboren am 03 Mai 1901 in Nürnberg,,,,, (Sohn von Otto WEBER und Else VOLCK); gestorben am 05 Mai 2003 in Ulm,,,,,; wurde beigesetzt am 21 Jul 2003 in Nürnberg,,,,,.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Beruf: Ulm; Oberbaurat
    • Merkel-Referenznummer: 5-13.1.2.1


Generation: 2

  1. 2.  Otto WEBER wurde geboren am 08 Feb 1858 in Nürnberg,,,,,; gestorben am 01 Mai 1938 in Nürnberg,,,,,.

    Otto heiratete Else VOLCK in 1901. Else (Tochter von Adolf VOLCK und "Katharina" Elisbetha Johanna MERKEL) wurde geboren am 23 Okt 1873 in Nürnberg,,,,,; gestorben am 24 Dez 1956 in Ulm,,,,,. [Familienblatt] [Familientafel]


  2. 3.  Else VOLCK wurde geboren am 23 Okt 1873 in Nürnberg,,,,, (Tochter von Adolf VOLCK und "Katharina" Elisbetha Johanna MERKEL); gestorben am 24 Dez 1956 in Ulm,,,,,.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Merkel-Referenznummer: 4-16.1.2.;

    Kinder:
    1. 1. Paul WEBER wurde geboren am 03 Mai 1901 in Nürnberg,,,,,; gestorben am 05 Mai 2003 in Ulm,,,,,; wurde beigesetzt am 21 Jul 2003 in Nürnberg,,,,,.
    2. Wilhelm WEBER wurde geboren am 27 Jan 1904 in Nürnberg,,,,,; gestorben am 20 Sep 1985.


Generation: 3

  1. 6.  Adolf VOLCKAdolf VOLCK wurde geboren am 22 Apr 1845 in Nürnberg,,,,, (Sohn von Andreas VOLCK und Karoline Pauline Amalie SCHÜRER); gestorben am 27 Mrz 1926 in Nürnberg,,,,,.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Beruf: Rektor

    Notizen:

    Autor von Adolf Volck: Lesestücke zur physischen, mathematischen und Verkehrs-Geographie als Hilfsbuch für die Oberstufe des Geographie-Unterrichts.
    Nördlingen: C.H. Beck 1888.
    Pappband, 170 Seiten.

    Adolf heiratete "Katharina" Elisbetha Johanna MERKEL am 08 Aug 1871 in Nürnberg,,,,,. "Katharina" (Tochter von Senatspräsident Johann Caspar "Gottlieb" VON MERKEL und Elisabeth SIEBER) wurde geboren am 19 Mai 1846 in Nürnberg,,,,,; getauft in in Nürnberg,,,,,; gestorben am 14 Jul 1926 in Nürnberg,,,,,. [Familienblatt] [Familientafel]


  2. 7.  "Katharina" Elisbetha Johanna MERKEL"Katharina" Elisbetha Johanna MERKEL wurde geboren am 19 Mai 1846 in Nürnberg,,,,,; getauft in in Nürnberg,,,,, (Tochter von Senatspräsident Johann Caspar "Gottlieb" VON MERKEL und Elisabeth SIEBER); gestorben am 14 Jul 1926 in Nürnberg,,,,,.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Merkel-Referenznummer: 3-13.1

    Kinder:
    1. Otto VOLCK wurde geboren am 23 Okt 1872 in Nürnberg,,,,,; gestorben am 07 Dez 1947 in München,,,,,.
    2. 3. Else VOLCK wurde geboren am 23 Okt 1873 in Nürnberg,,,,,; gestorben am 24 Dez 1956 in Ulm,,,,,.
    3. Berta VOLCK wurde geboren am 21 Dez 1874 in Nürnberg,,,,,; gestorben am 21 Jun 1977 in Köln,,,,,.
    4. Emma VOLCK wurde geboren am 22 Jan 1876 in Nürnberg,,,,,; gestorben am 16 Jan 1960 in Heroldsberg,,,,,.
    5. Friedrich "Wilhelm" VOLCK wurde geboren am 14 Jun 1877 in Nürnberg,,,,,; gestorben am 02 Mai 1963 in Behringersdorf,,,,,.
    6. Hedwig VOLCK wurde geboren am 13 Jul 1880 in Nürnberg,,,,,; gestorben in 1971 in Kiel,,,,,.


Generation: 4

  1. 12.  Andreas VOLCKAndreas VOLCK wurde geboren am 30 Nov 1800 in Strakowitz,,,,, (Sohn von Andreas VOLCK und Johanna GROTZ); gestorben am 26 Sep 1888 in Tharandt,,,,,.

    Andreas heiratete Karoline Pauline Amalie SCHÜRER am 14 Nov 1824 in Augsburg,,,,,. Karoline (Tochter von Johann Ludwig SCHÜRER und Magdalena Louise WINKLER) wurde geboren am 19 Jan 1805 in Augsburg,,,,,; gestorben am 11 Mai 1863 in Nürnberg,,,,,. [Familienblatt] [Familientafel]


  2. 13.  Karoline Pauline Amalie SCHÜRERKaroline Pauline Amalie SCHÜRER wurde geboren am 19 Jan 1805 in Augsburg,,,,, (Tochter von Johann Ludwig SCHÜRER und Magdalena Louise WINKLER); gestorben am 11 Mai 1863 in Nürnberg,,,,,.

    Notizen:

    PWM Aufzeichnungen von Hedwig Volck-Summa
    Erinnerung an unsere Mutter Karoline Volck geb. Schürer (1805 - 1863)

    (Wenn ich es unternehme, Erinnerungen an dich, gel. Mutter, zu schreiben, so geschieht es, um Deinen Enkeln und Urenkeln die stille Treue vor Augen zu führen, mit der Du die große Lebensarbeit, die Dir geworden, getragen hast. Ich verspreche, nur hier niederzulegen, was ich, da Du noch frisch warst, mit m. Schwester Anna zusammen, aus Deinem eigenen Munde erfahren habe, und nichts dazuzutun.)

    Unsere Mutter wurde geboren am 19ten Jan. 1805. ihr Vater war Joh.Ludw.Schürer, Besitzer einer Eisenhandlung in der Karolinenstr. in Augsburg, ihre Mutter eine geborene Winkler von dort. Sie war das 2. Kind ihrer Eltern u. trug die Namen Karoline, Pauline, Amalie. Eine Schwester Christiane, die später den Kunsthändler Ebert heiratete, was die ältere, nach ihr kamen 3 Brüder Johannes, Julius u. Paul. Gleich nach der Geburt des letzteren bekam die Mutter die Masern und starb rasch dahin. Frau Großmama, eine hochangesehene, alles beherrschende Dame, hat wohl dann kurze Zeit eingegriffen., war aber sehr damit einverstanden, als ihr Schwiegersohn zu einer neuen Ehe schritt. Er wählte eine sehr häusliche tüchtige Frau, die die Töchter zu allem Guten anhielt. Sie war wohl auch gütig, denn ich hörte nie von meiner Mutter die geringste Klage über ihre Stiefmutter. Sie hatte nur einen eigenen Sohn, von dem meine Mutter urteilte: „Er war e fader Bu, so fad brav.“ Hier muß ich einfügen, dass die Schürerschen Kinder oft zu dem späteren Napoleon III. eingeladen waren. Er wohnte mit seiner Mutter einige Zeit in Augsburg u. wenn von ihm die Rede war, verfehlte sie nie zu sagen: mit dem habe ich gespielt.
    Der Frau Großmama muß ich noch einige Worte widmen. Sie beherrschte offenbar die ganze Familie so erhielt sich diese Stellung durch große Geschenke. Sie war eine Frau von feiner Sitte u. vornehmer Lebensführung. Eines Tags als ihre Enkel noch klein waren, kam sie in die Kinderstube, wo sich eben eines vom Töpfchen erhob u. sich seines Produkts freute, das empörte sie. Sie bestellte sofort zwei Nachtstühlchen, worin die Töpfchen standen, auch nicht ohne Produkt; das war aber von Schaumkonfekt u. schmeckte den Kindern vortrefflich, Meine Mutter konnte nicht genug erzählen von dem österlichen Eiersuchen in dem großen alten Haus u. von der Pracht der Weihnachtsgeschenke. Erst versicherte sich Großmama der Wünsche der Enkel. Christiane u. Karoline sowie eine ihnen sehr befreundete Cousine wünschten sich einmal seidne Mäntel. Als sie das Weihnachtszimmer betraten, lagen zwar 3 Mäntel da, aber zerschlissen u. offenbar vom Trödler gekauft. Dennoch küssten die Enkelinnen dankbar die Hand der Geberin. Da ging die Tür auf u. die Magd brachte drei prachtvolle seidne Mäntel: „Ich wollte Euch nur prüfen“, sagte die Frau Großmama.
    Doch zurück zu unserer Mutter Kinderzeit. Sie wuchs in einem sehr wohlhabenden, feinen Hause auf. Ihr Vater gehörte zur Aristokratie der Kaufleute in der alten Reichsstadt. Zur rechten Zeit kam sie in die Schule; das von Stettensche Institut war eben gegründet worden; die erste Frau Direktorin war mit Schürers verwandt, weshalb wir auch viel strenger behandelt wurden! Ob sie leicht u. gern gelernt hat, weiß ich nicht; damals dachte man auch nicht daran, die Mädchen geistig besonders zu fördern. Verließen sie die Schule, so mussten sie einen guten Brief schreiben u. etwas französisch parlieren können.
    Nun kam sie mit der Cousine Degenmeier in die „Nähet“ zur Frau Fritzschanzin. Die nahms sehr genau, die Mädchen lernten zuschneiden und vor allem schön ausbessern. Und von da gings in die Wirtschaft. Unsre Mutter musste einfach alles lernen. Nichts war ihr fremd von der Pastete bis Schneckensuppe. Ihr Vater war etwas Gourmand u. legte jedenfalls viel Wert auf eine gute Küche. Unsre Mutter lernte aber nicht nur Tüchtiges: sie war ein Kochgenie ihr gelang Alles, das einfachste Gericht war schmackhaft, ja einer ihrer Söhne behauptet, Verschiedenes sei mit ihr verschwunden. Aber nicht nur das einfache Arbeiten begann nun, nein, auch das Vergnügen, sie lernte tanzen u. ging auf Bälle. Ganz ärgerlich konnte sie später sagen: jetzt tanzen sie wie die Wilden, aber ihr hättet unsre Menuetts u. Gavotten sehen sollen, da war Grazie drin. Sie war 16 Jahre alt u. zu einem wunderschönen Mädchen erblüht; es war eine bräunliche Schönheit mit semitischen Gesichtsschnitt u. sah offenbar ihrem Vater ähnlich. IhreAugen waren so wunderbar, daß sich später ihr Bräutigam von einem bedeutenden Künstler hat ein Auge auf eine Vorstecknadel malen lassen, u. Jedermann erkannte es als das ihre. Herr Herzog verehrte ihre Cousine, er war ein Bruder des späteren Professors in Erlangen u. ein Freund unseres Vaters° Letzterer hatte nur Augen für unsre Mutter, ebenso war ein Hauptmann Merkel derselben (Ansicht) u. sie war nicht unempfindlich Verehrung. Aber damals wurde das Herz der Tochter nicht gefragt, sie sonnte sich kurze Zeit in dieser Liebe.
    Die Frau Großmama kleidete die beiden Cousinen immer gleich, u. unsre Mutter schwärmte noch von Samtspenzern mit Stahlknöpfen. Diese trugen die beiden, wenn sie in die Kirche gingen, und der junge Volck ~und Hauptmann Merkel fanden sich immer dazu ein. Herr Hertzog war von dem Vater der Cousine abgewiesen worden u. hier sei gleich bemerkt, dass sie bald an einer zehrenden Krankheit starb.
    Unsre Mutter aber wurde dem jungen Volck verlobt; „einem windigen Offizier gebe ich meine Tochter nicht.“ Als das Brautpaar das erstemal ausging, begegneten sie dem Hauptmann Merkel. Sie erzählte „er wurde totenbleich u. ich auch.“ Doch sie war eine heitere Natur und überwand die Sache bald, doch nicht ganz; denn viele Jahre später kam der Vater mit einer Zeitung ins Zimmer und sagte: „Karoline, dein alter Schatz ist als Oberst unverheiratet gestorben.“ Als der Vater wieder weg war, musste die Mutter von diesem Schatz erzählen, sie tats auch u .fügte hinzu: „das ist lange her, aber es tut mir das Herz weh, wenn ich denke, daß er nicht geheiratet hat.“ Wie interessant war diese Liebesgeschichte für uns.
    Doch zurück. Unser Vater schenkte seiner Braut einen Ring, eine Schlange vorstellend, die sich in den Schwanz beißt mit einem kleinen Rubin.(Er ist in 3 Jahren 100Jahre alt.) Ich habe ihn zum letzten Mal an meiner Schwester Luise Hand gesehen.(Jetzt wird ihn wohl Anna Siedel haben.) Sie schenkte ihm ein altes Familienstück, einen merkwürdigen Siegelring, den der Vater jeden Abend ablegte u. der ihm dann mit der oben erwähnten Nadel gestohlen wurde. Von einem Freimaurerball erzählte sie, wozu ihr der Bräutigam, der zu diesem Orden gehörte, weiße Handschuhe schenkte, in die das Freimaurerzeichen mit blauer Seide gestickt war. Da sie noch sehr jung, erst siebzehn Jahre alt war, musste die Hochzeit, gegen die Augsburger sitte, hinausgeschoben werden u. fand erst 14. Nov. 1824 statt.(Sie hat uns nichts davon erzählt, darum muß ich darüber schweigen.)
    Die Wohnung hatte nach dortiger Sitte der Bräutigam eingerichtet, Biedermeierstil, Nussbaum-holz, das jetzt sehr nachgedunkelt ist.. In zwei schönen polierten Schränken brachte die Braut einen großen Wäsche- und Kleiderschatz mit u. die Verwandten hatten schönes Silber gestiftet. Der Bräutigam war Vorstand des protestantischen Waisenhauses, dessen Nähstube berühmt war. Das Geschenk derselben bestand aus einer vollständigen Kindsausstattung. Die junge Frau hatte eine wohlangelernte Magd von Zuhause mitgenommen u. griff mit dieser ihr Hauswesen rüstig an.
    Das Jahr darauf wurde der erste Sohn geboren. Verzweifelt über die Schmerzen seiner Frau rannte der junge Ehemann im Hause herum, und drückte im Jammer ein Fenster ein. Seine fromme Schwester Katharina erzählte mir, er habe ihr damals geschrieben. „da erkannte ich, dass es einen Gott gibt u. schrie zu ihm.“ Nun, es ging Alles normal. Von der Taufe erzählte sie mir von einem Vorspiel derselben. Die Frau Großmama wollte das Kind nach ihrem Mann Ludwig, der Vater Gotthold nennen, da gerieten sie hart aneinander. Die Fr. Großmama schlug mit der Faust auf den Tisch, der Vater auch, aber sie musste nachgeben, wer hätte auch unsern Vater überwinden können.
    Hier will ich wieder einiger Augsburger Sitten gedenken: Gleich am Morgen nach der Geburt musste die Magd dieselbe bei allen Verwandten ansagen. Je nachdem die Verwandtschaft nah oder fern war, fiel das Geldgeschenk für die Magd groß oder klein aus. Die Nächsten bildeten einen Kreis u. schickten 10 Tage lang der Wöchnerin die Suppe. Da diese sich gegenseitig überboten, gings dieser recht gut dabei. Am l0ten Tag bekam sie den schönsten Bettstaat an u. es kamen Besuche, denen Kindbettbrod u. süßer Wein vorgesetzt wurde. Sie nippten und unterhielten sich. Von was denn? fragten wir, „Halt vom Wochenbette“ sagte die Mutter. „Es wird nicht aufregend gewesen sein, doch der Eheherr war empört, „aber“, lachte die Mutter, „er hat nix mache könne.“ Die Sitte war stärker als er. Erst nach 6 Wochen machte die junge Mutter Besuche.(Auch davon hat sie nichts erzählt, aber ich kann mir denken, wie sie aus dem alten Haus in der Kapuzinergasse heraustrippelte mit Kreuzbändelschuhen, einer Kontusche und einem großen Biedermeierhut) Sie hat wohl erst der Frau Großmama die Hand geküsst u. ist dann vielleicht in die Karolinenstraße zu ihren Eltern gegangen, das denke ich mir.
    Dem Gotthold folgte eine Berta, ein Adalbert u. Marie, Georg und Fritz. Die Mutter stillte jedes Kind ein ganzes Jahr u. war dadurch sehr angebunden. Dabei blühte sie immer mehr auf. Sie hat oft genug empört über die jungen Frauen gesprochen, die nach dem ersten Kind aussehen, als wären sie im Krieg gewesen: „Bis zum 6ten Kind“ sagte sie, „muß man immer schöner werden.“ u. sie machte uns das vor. Beim 6ten Kind war sie 28 Jahre alt u. wenn Hr.Dr. Leo, ein Freund des Hauses kam, sagte er immer: „Wo ist die schöne Rahel u. ihr Schmuhl?“ der Vater sagte, sie war heiter u. frisch wie ein junges Fohlen. Eine Zeitlang war ein Frl. Falkenhausen als Gouvernante im Hause; die Mutter mochte sie nicht. „Ihr waren die Kinder Nebensache, sie wollte sich immer mit Männern unterhalten." Da war die Mutter recht froh, als sie sich mit Pfr. Frommel verlobte; aber nun musste sie immer Garde-Dame spielen, bis endlich die Hochzeit alles zu Ende brachte.
    Da trat ein Ereignis ein, das das ganze Leben unsrer Eltern änderte. Ich habe schon erwähnt, dass sie nichts von Gott uo seinem Wort wußten. Da kam an. die 1te Stelle bei St.Jakob der geistgesalbte Pfr. Bomhard. Er sprach von Sünde u. Buße, von einem Erlöser u. von dem Frieden, den er allein geben konnte. Die Gemeinde horchte atemlos, zum Teil auch auf der Straße, weil die Kirche zu klein war. Mehr aus Neugierde gingen die Eltern auch hin u. besonders unser Vater wurde bald ergriffen. Er verschaffte sich eine Bibel u. studierte sie Tag und Nacht. Unsre ruhige, langsamere Mutter folgte bald nach u. Beide richteten ihr Leben nach den biblischen Vorschriften. Eines Tages stieß er auf den Spruch: Euer Schmuck soll nicht auswendig sein mit Haarflechten und Goldumhängen, u. hatte bald unsre Mutter überzeugt, all ihren Schmuck u. ihren Silberschatz zu verkaufen, u. von dem Geld die hl. Gefäße für die neuerstandene Kirche in Karlshuld in Donaumoos anzuschaffen. Sie tat es, obs ihr wohl leicht wurde? Damals vielleicht im Drang der ersten Liebe; aber später hat sie manchmal eine bedauernde Bemerkung gemacht. Sie hatten nun viel Besuch von Geistlichen. Damals ging eine lebendige evangelische Bewegung durch die katholische Kirche, die von dem Bischof Sailer in Regensburg ausging, u. auch in Augsburg viele ergriff. Sie versammelten sich Nachts bei unserem Vater, der mit ihnen las und Bibeln verteilte. Einmal kam er vors bischöfliche Gericht, aber man konnte ihm nichts anhaben Viele Geistliche traten über und hielten sich, bis sie eine Anstellung hatten, im Hause unsrer Eltern auf, wohlgepflegt von unsrer Mutter, die zwar keine geistliche Speise austeilte, dem keuschen Herzens sprach sie von dem Besten in sich am wenigsten. Dagegen war sie dafür, dass der Mensch was ordentliches im Magen habe. Und nun sollten sie ihr Christentum erproben, denn es kamen schwere Tage. Der Teilhaber des Geschäfts, der Mann von unseres Vaters jüngster Schwester Rappold, ein intriganter Katholik, wollte schon lange unsern Vater hinausdrängen. Ich weiß nicht viel davon u. die Mutter vermahnte uns, nicht danach zu fragen; der Schluß war, daß unser Vater mit Frau und 6 Kindern nach Nürnberg zog, um dort ein neues Geschäft zu gründen. Das Augsburger Geschäft war so gut, dass der letzte Rappold kürzlich als Millionär starb. Ob die Summe, die der Vater bekam, groß genug war, weiß ich nicht. Er kaufte das Haus am Webersplatz, das wie eine kleine Burg daliegt. Der erste Stock war vermietet, auch ein Garten war da.
    So fingen sie in Gottes Namen an, aber bald merkten sie, dass es nicht so leicht ist, ein neues Geschäft zu gründen. Vater fing alles mögliche andre an, aber nichts wollte glücken. Unsre Mutter und ihre treue Magd arbeiteten von früh bis nachts. Wilhelm, Anna, ich u. Paul sind in diesem Hause geboren. Unsre Mutter war sehr gesund u. lebte nur für ihre Kinder° Sie erzählte einmal, als Anna am 23.Dez. 1837 geboren war, hatte sie die ganze Bescherung vorher gerichtet. Am 1.Feiertag stellten Berta u. Marie ihre zwei 2 Puppenstuben auf das mütterliche Bett, der Vater saß mit Kaffeetasse u. Zigarre daneben ~. so sollte sie ausruhen. Aber daran dachte sie nicht, wenn nur Alles versorgt u. zufrieden war: Noch einmal kam Geld ins Haus. Die Frau Großmama starb u. hatte ihren beiden Enkelinnen neben einer Geldsumme ihren Schmuck vermacht. Er musste, um redlich zu teilen, zerbrochen werden u. der Schätzer, den Vater kommen ließ, war ganz weg über den Glanz der Diamanten u. Perlen. Ich bin ja überzeugt, daß Vater bei dieser Gelegenheit betrogen worden ist, denn er war bei hoher geistiger Begabung doch recht harmlos, welch letztere Eigenschaft er mir vermacht hat, ich traue auch allen Menschen Gutes zu. Trotz dieser Diamanten konnte der Vater das große Haus nicht länger halten u. wir zogen noch höher hinauf in die Lange Gasse. Der Vikar Löhe, der bei den Eltern gewohnt hatte, war versetzt, aber der Sorge meiner Mutter nicht entrückt. In der Langen Gasse konnte man Niemand aufnehmen, doch hatte Mutter regen Verkehr mit Fr. Dr. Scheibel; ihr Mann war seiner luth. Überzeugung wegen aus Preußen ausgewiesen worden, er starb in Nürnberg, aber seine Tochter Nanni blieb uns eine treue Freundin bis an ihr Ende. Dieselbe besuchte uns eines Tages, als ich 2½ Jahre alt war u. an schwerer Gehirnentzündung darniederlag. Vater und Mutter saßen an meinem Bett u. warteten auf mein Ende. Da ging Anna (4 Jahre alt) mit Nanni ins Nebenzimmer u. fragte sie, ob Gott alles höre, wenn man rufe: Ja, er hört überall Alles. Da kletterte Anna auf einen Stuhl, streckte die gefalteten Händlein zum Fenster hinaus und rief: Lieber Gott, mach doch meine liebe gute Hedel wieder gesund! Und er hörte es, von Stund an ging es besser u. ich wurde wieder ganz gesund, wurde auch nicht blödsinnig, wie der Arzt gefürchtet. Ich habe damals das Kranksein für mein ganzes Leben abgemacht; diese Episode gehört eigentlich nicht hier herein, aber ich wollte sie um Annas willen festhalten. Die treue Magd Marie hatte einen Orgelbauer geheiratet, u. mit der neuen, Kathel genannt, zog die treueste Seele ins Haus, die es geben kann. Auch Berta wuchs heran u. wurde ein Vorbild für ihre Schwestern: sie kam für uns gleich nach der Mutter. Sie war immer fröhlich, nie ungeduldig, die Krone des Hauses nannte sie der Vater. Wir waren in ein großes altes Haus in der Adlerstraße gezogen, das Onkel Rappold, dem doch vielleicht das Gewissen schlug, gekauft und unserm Vater zu billigem Mietzins überlassen hatte. Nun lernten wir erst Nürnberg kennen. Obwohl wir 12 Geschwister waren, war das Haus doch viel zu groß für uns. Die weiten Gänge u. großen Vorplätze boten herrlichen Spielplatz für uns und an das Haus knüpfen sich unsre eigentlichen Erinnerungen. Hier wurde noch Adolf u. Lydia geboren, welch letztere nur 5 Wochen alt wurde. Sie lag dann in unsrer Kapelle aufgebahrt; man sagte uns, sie sei im Himmel u. ihr Sterben war das erste Band, das uns an den Himmel knüpfte. Es dauerte damals länger, bis sich unsere Mutter erholte, denn niemand hatte Zeit, sie zu pflegen, da Gotthold u. Marie an Typhus darnieder lagen, u. Berta alles in allem sein musste. Gerne würde ich hier unsres alten Arztes Dr. Zieh! gedenken, aber es würde zu weit führen. Als Alles wieder gesund war, kamen die Sorgen um die Zukunft der Söhne, kam das Jahr 1848 mit seinen Wirren uo Unruhen. Damals wanderten viele fränkische Bauern aus u. ihnen in Amerika kirchliche Pflege zu verschaffen, war Pfarrer Löhes erstes Bestreben. Manch wohlgeprüfter Candidat zog hinaus und einer, Pfarrer Schaller wünschte unsre Berta als seine Frau mitzunehmen. Ob er wohl wusste, welchen Schatz er unsrer Mutter raubte? Wie viel Liebe unserem Leben ohne sie fehlen werde? Einer unsrer Brüder, Georg war schon als Pastor in Amerika, wo er bald am gelben Fieber starb, und die 2 Ältesten, Gotthold und Adalbert, begleiteten das junge Paar und unser Vater hatte fest vor, im kommenden Jahr mit der ganzen Familie nachzufolgen. Daraus wurde nichts u. wir sahen unsre Geschwister nie mehr. Als wir das erstemal, nachdem sie fort waren, an dem klein gewordenen Tisch saßen, schob unsre Mutter ihren Teller zurück, und große Tropfen rollten über ihre Wangen herab, aber gesprochen hat sie nie über ihren Schmerz: sie konnte leiden, ohne zu klagen. Jetzt ist sie längst in der oberen Heimat mit ihren Kindern ~ereint. Damals kamen ruhigere Zeiten für sie, d.h. Gäste waren immer da. Kamen zu unserem Vater Besuche, so konnte sie sicher sein, dass er sie zu Tisch mitbrachte. Meine Mutter war eine viel zu gute Hausfrau, um je in Verlegenheit zu kommen. Sie hatte aber auch Gäste, die länger blieben; ein christlicher Bäckergeselle, der nach schwerer Krankheit gut genährt werden sollte, wurde wochenlang von der Mutter genährt u. gepflegt. Eine Frau von Wirsing aus Zwikau, die auf der Reise krank geworden war, wurde 6 Wochen von der Mutter gepflegt, obwohl Dr. Ziehl brummte.
    Und wie barmherzig war sie, ich habe erlebt, daß sie mir den Rock auszog u. ihn einem armen Kinde gab. Waren Holzhauer da, so kochte sie für die ganze Familie. Sie wurde ja gewiß oft betrogen, aber sie sagte, das ist einerlei, der liebe Gott weiß, wie ich's meine. Sie lebte nur Anderen. Was ihre Freude war, Musik, für die sie hochbegabt war, Zeichnen u. Malen, alles hat sie aufgegeben, aber sie hat diese Gaben in reichem Maße auf Kinder u. Enkel vererbt.
    Ihre zweite Tochter Marie hatte sich 1852 mit Pf. Reuter in Nürnberg verheiratet, ich verheiratete mich 1860. Doch kann ich nicht gerade sagen, daß sie ihren Schwiegersöhnen nahe trat. Vor Reuter hatte sie sehr großen Respekt, u. meinem Mann konnte sie's nie vergessen, dass er fähig war, mich zu wählen, während doch die schöne Anna, die sie über Alles liebte, vorhanden war. Sie sagte damals sehr alttestamentlich: ,Anna ist die ältere u. wenn's ihr weh tut, kann aus der Sache nichts werden¢~ Da rief Wilhelm, der Freiwerber: ,Er will doch nicht die Anna, sondern die Hedel¢° Dann trat er vor mich u. sagte: „Willst du ihn haben oder nicht?“ „Freilich will ich ihn haben,“ sagte ich, aber Mutter konnte sich nicht überwinden, mir ein Wort zu sagen, u. erst als sie sah, daß Anna sich mit mir freute, beruhigte sie sich. Als auch ich das Elternhaus verlassen hatte, war unsre Mutter erst 53 Jahre; sie klagte über nichts, aber alterte zusehends. Sie war eine Greisin in Jahren, wo Andere noch in voller Kraft stehen. Ach, sie hatte die Last des Lebens zu bald auf die Schultern genommen, nun war ihre Kraft verbraucht. Sie genoß die Ruhe der letzten Jahre sehr; Anna u. Luise pflegten sie in jeder Weise u. wenige Tage vor ihrem Tod sagte sie. ,Jetzt möchte ich noch länger leben." Jeden Morgen stand der Vater vor ihr auf u. ging ins Geschäft. Dann ging Anna zur Mutter, half ihr beim Ankleiden u. frisierte sie. Aber als sie am 8.Mai 1863 an der Mutter Bett trat, sah diese sie mit wirren Augen an. Sie wollte noch einmal Anna sagen, da trat ein Schlaganfall ein u. das Bewusstsein war geschwunden. Sie lebte noch bis zum andern Tag um 11 Uhr. Man hatte mich telegraphisch berufen u. ich wachte die Nacht bei ihr, weil die Schwestern zu angegriffen waren. Unter unsern Gebeten schlief sie sanft ein. Sie ruht auf dem Johannisfriedhof in Nürnberg. Sie ruhe in Frieden, der Dank ihrer Kinder folgt ihr nach.

    Kinder:
    1. Ludwig Gotthold VOLCK wurde geboren am 06 Sep 1825 in Augsburg,,,,,; gestorben am 21 Dez 1904.
    2. Berta VOLCK wurde geboren am 18 Dez 1826 in Augsburg,,,,,; gestorben am 13 Jan 1897 in St. Louis,,,,,.
    3. Dr. Adalbert VOLCK wurde geboren am 14 Apr 1828 in Augsburg,,,,,; gestorben am 25 Mrz 1912 in Baltimore,,MD,USA,,.
    4. Marie VOLCK wurde geboren am 29 Okt 1829 in Augsburg,,,,,; gestorben am 28 Okt 1891 in Nürnberg,,,,,.
    5. Georg VOLCK wurde geboren am 15 Jun 1831 in Augsburg,,,,,; gestorben am 05 Sep 1853 in New Orleans,,LA,USA,,.
    6. Fritz VOLCK wurde geboren am 27 Apr 1833 in Augsburg,,,,,; gestorben am 16 Aug 1891 in Augsburg,,,,,.
    7. Wilhelm VOLCK wurde geboren am 18 Nov 1835 in Nürnberg,,,,,; gestorben am 29 Mai 1904 in Rostock,,,,,.
    8. Anna VOLCK wurde geboren am 23 Dez 1837 in Nürnberg,,,,,; gestorben am 11 Jun 1874 in Tharandt,,,,,.
    9. Hedwig VOLCK wurde geboren am 28 Apr 1839 in Nürnberg,,,,,; gestorben am 26 Aug 1927 in Erlangen; wurde beigesetzt in Erlangen,,,,,Neustädter Friedhof.
    10. Paul VOLCK wurde geboren am 20 Feb 1841 in Nürnberg,,,,,; gestorben am 29 Sep 1893 in Brüssel,,,,,.
    11. Luise VOLCK wurde geboren am 21 Apr 1843 in Nürnberg,,,,,; gestorben am 06 Feb 1920 in Dresden,,,,,.
    12. 6. Adolf VOLCK wurde geboren am 22 Apr 1845 in Nürnberg,,,,,; gestorben am 27 Mrz 1926 in Nürnberg,,,,,.
    13. Lydia VOLCK wurde geboren am 15 Jul 1847 in Nürnberg,,,,,; gestorben am 19 Aug 1847 in Nürnberg,,,,,.

  3. 14.  Senatspräsident Johann Caspar "Gottlieb" VON MERKELSenatspräsident Johann Caspar "Gottlieb" VON MERKEL wurde geboren am 02 Mai 1812 in Nürnberg,,,,,; getauft am 03 Mai 1812 in Nürnberg,,,,, (Sohn von Paul Wolfgang MERKEL und Margarethe Elisabeth BEPLER); gestorben am 24 Nov 1903 in Nürnberg,,,,,; wurde beigesetzt am 27 Nov 1903 in Johannisfriedhof.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Beruf: Jurist
    • Merkel-Referenznummer: 2-13

    Notizen:

    FAMILIENBUCH MERKEL, im Stadtarchiv Nürnberg verwahrt unter Merkel- Archiv Nr. 15a, Seite 37
    Abgeschrieben nach bestem Wissen und Können im März 1982 durch Arthur Mez ( VI 55241)
    Eingescannt und den Personen in Gen_Pluswin-Merkel-Datei eingefügt durch E. Brick, Juni 2005

    XIV. JOHANN CASPAR GOTTLIEB MERKEL
    Derselbe beschreibt im Jahre 1868 seine Lebensumstände wie folgt:
    Johann Kaspar GOTTLIEB Merkel geboren 1812 am Samstag den 2 Mai Vormittags 10 Uhr 40 Minuten neunter Sohn u. vierzehntes Kind des Kaufmanns u. Marktsvorstehers Paul Wolfgang Merkel u. seiner Ehegattin Margaretha Elisabetha geborenen Beppler wurde am Tage nach seiner Geburt Sonntag den 3 Mai 1812 zur heiligen Taufe gebracht u. da der als Pathe erwählte Bankier Johann Kaspar von Scheidlin zu Wien nicht anwesend war, von seinem Vater dabei mit Rede u. Antwort vertreten. Nachdem er die ersten Anfangsgründe im Lesen u. Schreiben im elterlichen hause von dem Schullehrer Wunderlich erlernt hatte, wurde er am 4 Mai 1818 der Privatschule des Herrn Port sen., welcher bereits alle älteren Geschwister desselben unterrichtet hatte übergeben. Er besuchte diese Schule bis zum Jahre 1819.
    Am 16 Januar 1820, somit in seinem achten Jahr verlor er seinen treuen Vater durch den Tod ohne freilich die Größe dieses Verlustes recht ermessen zu können, doch alt genug, um sich dessen Bild bestmmnt zu erinnern, da er mit ihm noch seine erste Reise machen durfte, als der Vater in Begleitung der Mutter im Januar 1819 als Abgeordneter der Stadt Nürnberg zum ersten Landtag nach München reiste.
    Im Jahr 1819 trat er in die Mittelvorbereitungsklasse des Gymnasiums ein, da in der Aegidier Untervorbereitungsklasse die Lehrerstelle unbesetzt war. Nach vorausgegangenem Religionsunterricht von Herrn Stadtpfarrer Seyfried, einem alten Freunde des väterlichen Hauses u. des Herrn Seiler dritten Pfarrers zu St. Sebald wurde er am 26 Mai 1826 in dieser Kirche konfirmirt, ohne jedoch tiefere Eindrücke empfangen zu haben, denn das Wort vom Kreuz Christi u. seiner Erlösung war damals noch theuer im Lande, so daß er erst im Jahre 1830 die Augsburgische Konfession bei Gelegenheit des Jubelfestes ihrer Uebergabe kennen lernte. Nachdem er die Klassen des Gymnasiums unter Leitung seines theuren Lehrers u. Schwagers des Rektors Roth durchlaufen, absolvirte er das Gymnasium am 30 August 1830 um sich dem Studium des Rechts, zu welchem er sich entschlossen hatte, zu widmen. Während seiner Gymnasialzeit im Herbste 1827 durfte er mit seinem Bruder Paul Gottlieb u. dessen Frau u. seinem Bruder Paul Karl eine Reise durch einen Theil von Würtemberg nach Basel machen, woselbst sein Bruder Conrad Siegmund als Apothekergehülfe konditionirte. Von Basel aus wurde noch Bern, Luzern, Zürich besucht u. der Heimweg über Lindau u. Augsburg. genommen. Noch kurz vor der Heimkehr wurde er durch Gottes Gnade bei Roth vor einem größeren Unglück bewahrt, als er aus dem Wagen stieg, hinfiel u. das Rad über den rechten Fuß gieng.
    Am 11 October 1830 verließ er begleitet von den Segenswünschen der Seinigen Nürnberg, um in München die Rechtswissenschaft zu studieren. Im Hause seines Schwagers des Oberkonsistorialpräsidenten Johann Karl Friedrich von Roth fand er nicht nur geschwisterliche Aufnahme u. herzliche Liebe, sondern es wurde ihm dasselbe auch die Geburtsstätte eines neuen inneren Lebens u. in Verbindung damit auch die erste Veranlassung zur Wahl seiner späteren Lebensgefährtin. Kaum ein halbes Jahr hatte er das elterliche Haus verlassen, als ihm an seinem zwanzigsten Geburtstag die erschütternde Nachricht traf, daß seine theure Mutter, die er wenige Wochen zuvor besucht u. zwar öfters leidend, doch nicht eigentlich krank verlassen hatte, am 30 April 183.1 verstorben sey. Doch so tief auch der Schmerz war, daß er seine theure Mutter, welche ihn als ihren jüngsten Sohn mit großer Liebe umfaßte, nun nicht mehr haben werde, so hatte der HErr mit ihm nur Gedanken des Friedens, denn der Gedanke, daß er nun das Aelternhaus verloren, ein Waise sey, trieb ihn zum Gebet u. Betrachten des göttlichen Worte u. gab seinem ganzen Wesen einen größeren Ernst, die treue Liebe seiner Geschwister aber suchte ihm einen Ersatz für das theure Aelternhaus zu bieten u. gewährte ihm oft auf längere Zeit freundliche Aufnahme ins Haus u. die Familie. Bis Ostern 1833 setzte er seine Studien in München fort, bezog aber dann Ostern 1833 die Universität Berlin. Dort genoß er in dem Hause des Professors Immanuel Bekker, des damaligen Lehrers am Realinstitut Phil. Wackernagel u. des Missionsinspektors Heller viele Liebe u. Freundschaft. Von Berlin aus unternahm er mit mehreren Freunden aus der Schweiz eine Reise über Stettin, Swinemünde, die Insel Rügen, Stralsund, Rostock nach Lübeck u. Hamburg. Der Aufenthalt im Wintersemester 1833/34 in Berlin wurde ihm durch den Umgang u. die sich daraus entwickelnde Freundschaft mit Johannes Schnell aus Basel sehr verschönert u. für sein Studium erfolgreich gemacht. An Ostern 1834 kehrte er wieder nach München zurück um dort seine Studien zu vollenden. Die letzten Herbstferien vor dem Examen wurden zu einer Reise nach Süden benützt, ihr Ziel war Venedig. Im Gemeinschaft mit dem damaligen Münchener Stadtvikar Emil Wagner, einem Freunde, dann dem Neffen Johannes Roth wurde das Achenthal, das Innthal von Schwaz bis Finstermünz, dann das Etschthal bis Brandzoll durchwandert, Trient, Roveredo, Garda,
    Desenzano, Verona u. Padua besucht u. dann auf dem Brentakanal nach Venedig gefahren. Nach achttägigem Aufenthalt wurde der Rückweg über Mestre, Brunnecken, Insbruck, Mittenwald genommen. Nachdem mit dem Sommersemester 1835 die vorgeschriebene Studienzeit vollendet war, bestand er am 22 October 1835 die theoretische Prüfung, praktizierte dann ein Jahr am kgl. Landgericht Erlangen, das zweite Jahr aber am kgl. Landgericht Schwabach u. machte im Dezember 1837 den Staatskonkurs mit glücklichem Erfolg. Anfangs Februar 1838 trat er als Accessist am kgl. Kreis u. Stadtgericht Nürnberg ein u. setzte denselben bis 11 Mai 1840, wo er seine Einberufung als Accessist am kgl. Appellationsgsricht von Oberfranken zu Bamberg erhielt, fort. Mit dem Acceß beim kgl. Appellationsgericht war die letzte Stufe der Ausbildung zum Staatsdienst erreicht, er gedachte nun daran seinen eigenen Heerd zu gründen. Er verlobte sich am 8 September 1840 mit ELISABETHA KATHARINA SIEBER einzigen Tochter des kgl. Kriegskommissärs Franz Xaver Sieber u. seiner Ehegattin Johanna Jakobina Karolina geborenen von Forster zu München, einer Jungfrau, welche er schon während seines Autenthaltes zu München im Hause seines Schwagers Roth, als eine den HErrn Jesum liebende Seele kennen gelernt hatte u. wurde mit ihr am 14 September 1841 zu München getraut. Aus dieser Ehe sind fünf Kinder entsprossen, nämlich:
    1. KATHARINA Elisabetha Johanna geboren zu Nürnberg 1846 am 19 Mai.
    2. Paul Cristoph HEINRICH geboren zu Schweinfurt 1847 am 4 September
    3. ANNA Magdalena geboren zu Fürth 1850 am 11 Januar.
    4. Klara Sophia DOROTHEA geboren zu Aschaffenburg 1859 am 18 März.
    5. Maria Margaretha JOHANNA geboren zu Aschaffenburg 1861 am 8 Juni.

    Schon aus diesen verschiedenen Geburtsorten ist zu entnehmen, daß das Ehepaar ein Wanderleben führte. Zwar wurde zunächst der häusliche Heerd zu Nürnberg gegründet, indem der junge Ehemann seinen Acceß mit allerhöchster Bewilligung bei dem kgl. Kreis u. Stadtgericht fortsetzte, u. zwar vom August 1841 bis 13 October 1846, wo er zum Assessor am Kreis u. Stadtgericht Schweinfurt ernannt wurde. Nun führte der Beruf ihn fort von seiner bisherigen Heimath in eine ihm bisher ganz unbekannte Stadt. Der Abschied von der Vaterstadt, Geschwistern, Verwandten u. Freunden war schwer, aber Gottes Gnade hat auch in der neuen Heimath treue Freunde finden lassen an dem damaligen Studienlehrer Sartorius u. Dekan Ullrich, so daß, als er die Beförderung zum Rath am Kreis u. Stadtgericht Fürth am 14 August 1849 erhielt, trotz der Freude nun wieder der Vaterstadt nahezukommen, doch der Abschied von Schweinfurt nicht leicht war. Der Aufenthalt in Fürth war ein reich gesegneter durch den Umgang mit lieben Freunden darunter vor Allen Pfarrer u. Doktor Wiener u. Stirner, weßhalb die Nachricht von der am 5 October 1853 erfolgten Beförderung zum Assessor am Appellationsgericht von Unterfranken u. Aschaffenburg zu Aschaffenburg wie ein Donnerschlag aus heiterem Himmel erschien. Doch auch hierin war später des HErrn Hand zu erkennen, denn sie mußte der Weg seyn um die vergrößerte Familie in die Vaterstadt zurückzuführen u. der fast neunjährige Aufenthalt in Aschaffenburg war durch das freundschaftliche Verhältnis mit einigen Freunden, die Geburt der beiden jüngsten Kinder u. die Konfirmation der beiden ältesten erfreut u. verschönert. Bei der Gerichtsorganisation im Jahre 1862 wurde in Nürnberg ein Handelsappellationsgericht für die diesseitigen Kreise errichtet u. Johann Kaspar Gottlieb Merkel als Rath an demselben ernannt, eine ehrenvolle Auszeichnung, an die er nie gedacht, oder worauf zu hoffen er nie gewagt hätte. Auch zu kirchlichen Ehrenämtern wurde derselbe ebenso unverhofft berufen nämlich als weltliches Mitglied der Generalsynode 1849 für die Diöcese Schweinfurt u. in gleicher Eigenschaft zur Generalsynode 1853 für die kombinierten Diöcesen Nürnberg Zirndorf, endlich zum Mitglied des Centralausschusses des evangelisch lutherischen Missionsvereins im Jahre 1867. Im Herbst 1871 wurde derselbe zum Vorstand den Central Bibelvereins gewählt u. bekleidete dieses Amt bis Herbst 1896, da er es Alters halben niederlegte jedoch als Ausschußmitglied beiden Vereinen ferner diente. Als in Folge einer Gerichtsorganisation das allgemeine Handelsappellationsgericht aufgehoben u. Gottlieb Merkel zum Rath am Appellationsgericht Nürnberg ernannt worden war, wurde ihm im Januar 1872 der St. Michaels Verdienstorden erster Classe verliehen, da er dreiviertel Jahre das Präsidium des Handelsappellationsgerichts versehen hatte. Von seinen Kindern hat sich im Jahre 1870 die älteste Tochter KÄTHE mit dem damaligen Stadtvikar später Rektor der Handelsschule ADOLF VOLCK dahier verlobt u. wurde am 8 August 1871 getraut. Am 23 October 1872 wurden die Eltern der Frau durch die Geburt einen ersten Enkels erfreut, doch nach Gottes wunderbarem Rath wurde diese Freude nach kurzer Zeit dadurch getrübt, daß die theure Großmutter nach kurzer Krankheit an Darmverschiebung abgerufen wurde am 15 Juli 1873. Die zweite Tochter Anna übernahm nun die Haushaltung des Vaters bis sie am 8 December 1875 mit dem damaligen Pfarrer JOHANNES VOLKERT in Großgründlach nun in Fürth sich verehelichte und an ihre Stelle die dritte Tochter
    CLARA SOPHIE DOROTHEA eintrat, jedoch auch diese verlobte sich im März 1879 mit dem damaligen Bezirksgerichtsassessor späteren Reichsgerichtsrath GEORG HOFMANN und wurde mit ihm am 9 September 1879 getraut. Nun übernahm die jüngste Tochter Maria Margaretha Johanna die Haushaltung und die Pflege ihres greisen Vaters. Der einzige Sohn Paul Christoph Heinrich der die richterliche Laufbahn erwählt hat, verlobte sich 1878 mit PAULINE HEß Tochter den Lehrers Wilhelm Heß an der Realschule in Würzburg und wurde mit ihm nach seiner Ernennung zum Amtsrichter in Erlangen am 3 November 1879 zu Würzburg getraut.
    Am 27 April 1887 wurde dem Appellationsgerichts Rath Merkel nachdem er 40 Dienstjahre als Richter und 25 Jahre als Collegialrath zurückgelegt hatte durch allerhöchstes Rescript der Titel und Rang eines Senatspräsidenten verliehen, welche Stelle er auch später nach dem Tod des Senatspräsidenten Erras den 10 Juli 1887 auch thatsächlich versehen hat bis er auf seine Bitte um Versetzung in den Ruhestand durch allerhöchste Entschließung vom 17 Juli 1889 unter wohlgefälliger Anerkennung seiner langjährigen mit treuester Hingabe geleisteten vorzüglichen Dienste in den Ruhestand versetzt und ihm das Ritterkreuz des Verdienstordens der bayerischen Krone verliehen wurde.
    (Ergänzung des Lebenslaufes verfaßt von seinem Sohn Heinrich:)
    14 Jahre lang durfte er sich des wohlverdienten Ruhestandes in geistiger und koerperlicher Frische erfreuen; Arbeit und geistige Anregung fand er auch während dieser Zeit zur Genüge. Die von der lutherischen Conferenz ausgehende Revision des Bibeltextes nahm sein Interesse in hohem Grade in Anspruch. Ein Exemplar der Nürnberger Bibelausgabe von 1902 spricht durch die auf jeder Seite befindlichen Striche und Noten deutlich dafür mit welcher Genauigkeit er den Text derselben Wort für Wort mit dem revidierten Bibeltexte von Anfang bis zu Ende verglichen hat. Lebhaft interessirte er sich auch für das 1900 eingeführte Bürgerliche Gesetzbuch und das Studium desselben und der damit zusammenhängenden Gesetze nahm einen guten Teil seiner Zeit in Anspruch. Viel Zeit und Mühe verwandte er auf die Ordnung und Registrirung der dem Familienstift gehoerigen Archivalien. Mit dem Tode seines Bruders Karl, mit dem er in regem Verkehr gestanden war, war Gottlieb von Merkel 1895 Familienaeltester geworden. Mit vieler Hingebung und gewissenhafter Pünktlichkeit führte er das Amt, er ließ es sich auch nicht nehmen, die jährliche Abrechnung über das Stiftungsvermoegen eigenhändig herzustellen und niederzuschreiben.
    Mitte März 1895 versetzte ein Sturz auf der Treppe mit schwerer Verletzung der Kopfhaut die Angehoerigen Gottlieb von Merkels in große Sorge. Trotz seiner 83 Jahre setzte die Heilung rasch und normal ein und im Mai 1895 war er bereits wieder im Stande die Reise nach Würzburg zur Beerdigung seiner Nichte und Schwiegermutter seines Sohnes, Auguste Hess, ohne Nachteil für seine Gesundheit zu unternehmen. Im Jahre 1896 wurde sein Sohn Heinrich als Landgerichtsrat hierher versetzt, 1901 erhielt sein Schwiegersohn Johs Volkert die Pfarrstelle bei St. Johannis dahier. Schwer fiel ihm der im Jahre 1899 durch die Befoerderung seines Schwiegersohnes Georg Hofmann zum Reichsgerichtsrat in Leipzig veranlasste Umzug seiner Tochter Dorothea dorthin. Die hier anwesenden Kinder und Enkel - 17 Enkel und 2 Urenkel durfte Gottlieb v. Merkel um sich sehen - versammelte er regelmaessig an den Sonntag Nachmittagen um sich, an ihrem Leid und Freud lebhaften Anteil nehmend. Ein besonderer Freudentag für ihn und die Seinen war der 2. Mai 1902, an dem Gottlieb v. Merkel sein 90. Lebensjahr in seltener Rüstigkeit vollenden durfte. Die ganze ortsanwesende Verwandtschaft fand sich unter Führung des Hofrates Dr. Johann Merkel zu feierlicher Beglückwünschung ein. Ein mit dem Familienwappen gezierter, im Innern mit einer Dedication versehener Renaissanceschrank wurde dem Jubilar als Festgabe der Gesamtfamilie überreicht, bestimmt zunaechst zum Gebrauche des Familienältesten und dann nach Dr. Johann Merkels Worten "der Nachwelt zu sagen, wer unser 90 jaehriger Familiensenior gewesen, dass er noch Mitstifter aus dem Jahre 1858 und der jüngste Sohn des Mannes war, dessen Namen die Stiftung traegt." Auch die staedtischen Kollegien hatten durch eine Zuschrift ihre Anteilnahme an dem Jubilaeum bezeigt.
    Seine letzte Reise machte Gottlieb v. Merkel am 4. Dezember 1902 nach Ansbach, um dort der Ordination seines Enkels, des Predigtamtskandidaten Gottlieb Volkert beizuwohnen. Im März 1903 erkrankte er an Herzaffektionen, die zu schwerer Besorgnis Anlass gaben. Auffallend rasch erholte er sich wieder, so daß er am 1. April in gewohnter Weise die Verwandten um sich sehen konnte. Im Juni 1903 glitt Gottlieb von Merkel im Zimmer aus und zug sich einen Bruch des rech­ten Armes zu. Aber auch diese Verletzung heilte normal und rasch, doch traten von da an die Herzbeschwerden immer mehr auf. Im Herbst des gleichen Jahres gesellte sich noch Nierenerkrankung dazu, die am 24. November 1903 zum Ende führte. Nach hartem Kampfe trat an diesem Tag früh 8 Uhr die Erloesungestunde ein.
    Seine jüngste Tochter JOHANNA hatte ihn in den Tagen der Krankheit mit aufopferndster Hingabe gepflegt und war ihm auch in mancher schweren Stunde treulich zur Seite gestanden. Gottlieb von Merkel hat sein Leben auf 91 Jahre 7 Monate und 22 Tage gebracht und ist damit der Nestor aller bisher bekannten Merkel geworden.
    Sein sterblich Teil hat man am 27. November 1903 unter Lob und Dank für ein so reich gesegnetes Leben in der Grabstaette seiner Eltern auf dem St. Johannisfriedhof beigesetzt.
    PWM Notizen: ADB XXI 437; Lebensläufe aus Franken Bd.3 (1927) 355; F.Roth, Nachrichtvon dem Leben P.W.Merkels Nürnberg 1821 (A.Mez, S.123) [2]
    PWM Quellen: A. Mez nutzte die Quellen nach Kartei bzw. KB im LandeskirchlichenArchiv Nürnberg St. Sebald S. 845.
    [S1 ] Keller, Keller, G.; Generalmajor, (Druck der Stuttgarter Buchdruckerei-Gesellschaft m.b.H.).

    Johann heiratete Elisabeth SIEBER am 14 Sep 1841 in Nürnberg,,,,,. Elisabeth (Tochter von Franz Xaver VON SIEBER und Johanna Jacobina VON FORSTER) wurde geboren am 21 Okt 1820 in Nürnberg,,,,,; gestorben am 05 Jul 1873 in Nürnberg,,,,,. [Familienblatt] [Familientafel]


  4. 15.  Elisabeth SIEBERElisabeth SIEBER wurde geboren am 21 Okt 1820 in Nürnberg,,,,, (Tochter von Franz Xaver VON SIEBER und Johanna Jacobina VON FORSTER); gestorben am 05 Jul 1873 in Nürnberg,,,,,.
    Kinder:
    1. 7. "Katharina" Elisbetha Johanna MERKEL wurde geboren am 19 Mai 1846 in Nürnberg,,,,,; getauft in in Nürnberg,,,,,; gestorben am 14 Jul 1926 in Nürnberg,,,,,.
    2. Paul Christoph "Heinrich" MERKEL wurde geboren am 04 Sep 1847 in Schweinfurt,,,,,; getauft in in Schweinfurt,,,,,; gestorben am 07 Mrz 1928 in Nürnberg,,,,,.
    3. Anna Magdalena MERKEL wurde geboren am 11 Jan 1850 in Fürth,,,,,; getauft am 27 Jan 1850 in Aschaffenburg,,,,,; gestorben am 14 Feb 1939 in Nürnberg,,,,,.
    4. Clara Sophie "Dorothea" MERKEL wurde geboren am 18 Mrz 1859 in Aschaffenburg,,,,,; gestorben am 04 Sep 1943 in Leipzig,,,,,.
    5. Maria Margaretha "Johanna" MERKEL wurde geboren am 08 Jun 1861 in Aschaffenburg,,,,,; getauft in in Aschaffenburg,,,,,; gestorben am 03 Feb 1946 in Neuendettelsau,,,,,.