Familienstiftungen Paul Wolfgang Merkel und Werner Zeller
 Unsere Familie

Georg MERKEL

Georg MERKEL

männlich 1882 - 1968  (86 Jahre)

Generationen:      Standard    |    Vertikal    |    Kompakt    |    Rahmen    |    Nur Text    |    Ahnenliste    |    Fan Chart    |    Medien    |    PDF

Generation: 1

  1. 1.  Georg MERKELGeorg MERKEL wurde geboren am 02 Feb 1882 in Nürnberg,,,,,; getauft in in Nürnberg,,,,, (Sohn von Medizinalrat Dr. med. Gottlieb RITTER VON MERKEL und Emma SCHWARZ); gestorben am 28 Mai 1968 in Rummelsberg,,,,,.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Beruf: Pfarrer
    • Merkel-Referenznummer: 4-1.9.10.;

    Notizen:

    PWM 4-1.9.10.;

    Beruf 01 Sep 1917 Heiligengeistkirche Pfarrer, Stadtpfarrer, Prodekan
    Einwohnerbuch 1942: Merkel Georg, Stadtpfarrer A[ltstadt] Hans Sachs Platz 3 I u.II F[ernsprecher]
    Beruf 1952 Nürnberg Heilig-Geist emeritiert

    2 Lebensberichte: "Mein Theol. Werdegang" und "Wir Zwillinge"
    Georg Merkel, geschrieben Nov.-Dez. 1966, Abschrift 5.6.1995 gez. Friedrich, eingescannt 15.3.2004 Eberhard Brick
    Mein theologischer und kirchlicher -Werdegang und Weg
    Den Theologen in meiner Familie gewidmet
    Ein großer Geschwisterkreis hat für die Jüngsten unter anderem auch darin seinen Vorzug, daß sie durch die älteren frühzeitig in andere Berufs- und Bildungskreise eingeführt werden. Unsere älteste Schwester Grete heiratete 1890 den Kaufmann Franz Hennighaußen, die zweite, Emilie, verheiratete sich 1895 mit dem späteren Amtsgerichtsrat Karl Panizza. Der älteste Bruder Hermann, neun Jahre älter als wir zwei Jüngsten, wurde Mediziner und wandte sich, nachdem er den Dr. summa cum laude hinter sich gebracht hatte, auf Veranlassung des Vaters und seines Lehrers Prof. Dr. Hauser in Erlangen, der pathologischen Anatomie zu. Er wurde später, 1913/14, Professor für gerichtliche Medizin in München. Er soll nach Aussage seiner Schüler ein sehr guter Lehrer gewesen sein, mit einem lebendigen, mit viel Humor gewürzten Vortrag. Bekannt ist er vorallem durch seine damals aufgenommenen Erforschungen der Blutgruppen geworden. Er war auch Landgerichtsarzt und hatte 1918 unter anderem den von Graf Arco ermordeten kommunistischen Ministerpräsidenten Eisner zu sezieren gehabt. Das wurde ihm 1945 zum Verhängnis, als die Amerikaner damals blöderweise erklärten. „Ein Merkel, der den Eisner seziert hat, darf nicht mehr an der Universität lesen." Und da er auch bei der Partei war, verlor er seine schöne Wohnung und mußte sich später kläglich einschränken, bis er 1957 gestorben ist. Der zweite Bruder Johannes studierte Jurisprudenz und kam 1902/03 als Ratsassessor in den Dienst der Vaterstadt Nürnberg. Er wurde ein sehr tüchtiger Beamter und hatte im ersten Weltkrieg und danach das Finanz- und Ernährungsamt unter sich. Der damalige Oberbürgermeister Dr. Geßler nannte ihn seinen Finanzminister. Auch er kam später, Ende der zwanziger Jahre (Diktier-, Schreib- oder Gedächtnisfehler. Es war 1919.) und 1933 schwer unter die Räder, da er zugleich zweiter Vorsitzender der Demokratischen Partei war. Der Mob hatte ihn von seinem Büro durch die Straßen geschleppt. 1933 wurde er auf Betreiben von den nationalsozialistischen Führern Holz und Streicher vorzeitig pensioniert. Das traf den sehr fleißigen und arbeitsfreudigen Beamten sehr schwer. Erst der spätere nationalsozialistische, aber höchst anständige Oberbürgermeister Liebel hat ihn dann während des zweiten Weltkrieges wieder eingestellt. Johannes starb zu Frühjahrsbeginn 1960. Heiner und Benno, die zwei nächsten Geschwister, wurden sehr tüchtige und geschätzte Chemiker.
    Bei mir stand es von Anfang an fest, daß ich Pfarrer würde. Ich glaube nicht, daß meine zwei Paten, die reformierter und unierter Pfarrer waren, dazu den Anlaß gaben. Schon als Knabe stellte ich manchmal mich auf einen Hügel und tat, wie wenn ich predigen wollte, was meinen Zwillingsbruder Benno gewöhnlich ärgerte. Seit 1896 nahm ich bereits am hebräischen Unterricht bei unserem Religionslehrer Professor Bachmann teil. Ich ging gern zur Kirche und machte gern die Pfarrer, die mir gefielen, nach. Aber sonst hatten wir wenig Verbindung mit dem kirchlichen Leben. Kurz, ich wurde eben wie von selbst Theologe. Was brachte ich von zuhause für diesen Schritt mit? Da war die immerhin noch starke Tradition von Löhe da, der unseren Großvater Johann Merkel von seinem Rationalismus und seinem Freimaurertum Anfang der dreißiger Jahre des vorigen Jahrhunderts zu einem bewußten, strengen Luthertum bekehrt hatte und damit die ganze Familie für die kommenden Jahrzehnte auf das Stärkste beeinflußte. Unser Vater erzählte mir freilich später, daß sie als Kinder Löhe wegen seines stechenden Blickes gefürchtet hätten und er, unser Vater, den Einfluß Löhe's auf seine Mutter nicht für günstig hielt, weil Löhe sie der Welt und ihren Kindern entfremdet hätte. Sie starb allerdings auch schon 1843, fünf Jahre nach dem Tod ihres Mannes, bei dem unser Vater noch nicht drei Jahre alt war. Aber der Einfluß Löhe's war durch die Großonkel Karl und Gottlieb und durch die Tanten noch beherrschend. Doch die jüngeren männlichen Glieder der Familie, die z.T.. Ärzte wurden, haben unter dem Einfluß der aufkommenden Naturwissenschaft diese Fesseln mehr oder weniger abgeschüttelt. Trotzdem las der Vater immer bei der Morgenandacht aus den „Samenkörnern" Löhe's, bis er später die aus dem „Pilgerstab" von Spengler vorzog. Beide gingen aber doch sehr über unsre jungen Köpfe hinweg und muteten uns seltsam altertümlich an. Die Abendgebete unserer warmherzigen und schlichtfrommen Mutter an unsern Kinderbetten schloß sie immer mit dem Vers: „Christi Blut und Gerechtigkeit, das ist mein Schmuck und Ehrenkleid. Damit will ich vor Gott bestehn, wenn ich zum Himmel werd' eingehn." Das verstanden wir zwar auch nicht. Aber es sank ins Unterbewußtsein und wirkte stark nach. Ich glaube, daß unsere Mutter durch ihre mitteldeutsche Heimat im Harz irgendwie von der Herrenhuter Brüdergemeinde berührt worden war. Jedes Jahr wurde auch einmal zum Abendmahl gegangen. Sonst bestand unsere Kirchlichkeit nur in dem sonntägliche Kirchenbesuch. In den Kindergottesdienst, in dem unsre Clär eine begeisterte Helferin war, gingen wir nicht. Nur zu den Festtagen, an Weihnachten und Ostern, nahm sie uns dorthin mit. Der Clär war es ein großer Schmerz, als sie 1895 nach der Verheiratung unserer zweiten Schwester diesen Dienst wegen Benötigung im Haushalt aufgeben mußte. Sie war bei all ihrer Heiterkeit bei uns das kirchlich am brennendsten interessierte Glied und kannte die Bibel und das Gesangbuch sehr gut, sodaß sie auch dogmatisch auf dem Laufenden war. Gern besucht ich die Ende der neunziger Jahre aufkommenden religiösen Vorträge im Vereinshaus, die unser oben schon genannter Religionslehrer Professor Bachmann, nachmals Systematiker in Erlangen, einrichtete. Ich erinnere mich dabei namentlich an einen Vortrag von Prof. Zahn aus Erlangen über „Die Bibel im Volksmund" und an einen Vortrag meines Vaters, etwa in dem Sinn „Über Gesundheitslehre und Frömmigkeit". In den oberen Klassen des Gymnasiums verstand Bachmann es gut auf unsere Fragen einzugehen, die sich namentlich um den eben verstorbenen Friedrich Nietzsche drehten. In den unteren Klassen machte er uns weniger Eindruck, da war er zu unjugendlich und zu trocken. Doch hatte ich, namentlich später, ein gutes Verhältnis zu ihm. Als größerer Junge interessierte mich alles Religiöse und Kirchliche. Unter den Pfarrern, die ich mehr oder weniger alle kannte, zog mich besonders der jugendliche Pfarrer an, der etwa 1893 nach Nürnberg als Vereinsgeistlicher der Inneren Mission kam. In seine Predigten ging ich wegen ihres herzhaft frischen Tones sehr gern. Er war nicht gerade tief theologisch gebildet, aber er hatte etwas sehr Warmherziges und jugendlich Lebendiges. Freilich, als ich ihn etwa gegen Ende des Jahrhunderts besuchte und auf meine Nöte und Fragen von ihm Antwort erhalten wollte, enttäuschte er mich ziemlich, da er auch nicht recht den Rat wußte, den ich brauchte. Er ist mir dann später ein sehr lieber Spezialkollege an Heilig-Geist geworden. Früher war ich so von ihm angetan, daß ich sogar seinen etwas wippenden Gang nachmachte, worüber sich die Geschwister nicht wenig lustig machten. Zum C.V.J.M. und seiner Jugendarbeit, die in den neunziger Jahren hier begann, und zu der damals auch anhebenden Gemeinschaftsbewegung hatte ich gar keine Beziehung, während mein Conpennäler Eckardt, der mit mir auch Pfarrer wurde, ganz von ihr geprägt war. Sehr lebendige Beziehungen hatten wir zuhause dagegen zu den Neuendettelsauer Schwestern und ihrem Kreis. Sie hatte 1868 unser Vater zum Krankenhausdienst im Krankenhaus eingeholt. Dadurch kamen auch verschiedene Brüder von dort zu uns ins Haus. Ich erinnere mich da namentlich an Bruder Heider mit seinem langen, graumelierten Bart; der brachte uns Kindern kleine Traktätchen und Karten mit Bibelsprüchen mit, die die Mutter mir gern kaufte. Ich liebte diesen Mann sehr. 1893 schloß der Vater auch einen Vertrag mit der neugegründeten Diakonen-Anstalt zur Ausbildung und zum Pflegedienst in dem von ihm geleiteten Krankenhaus. Da lernte ich zum erstenmal Bruder Baumann kennen, der mich bei einer drohenden Typhuserkrankung zu schröpfen hatte. Das war einer der besten Diakone, die der Vater je hatte. Mit ihm verbindet uns auch noch heute eine herzliche Freundschaft. Auch Rektor Bezzel, der spätere bedeutende Kirchenpräsident, kam wiederholt zu uns ins Haus. Beide, er und mein Vater, schätzten sich sehr. Die Mutter ging auch gern, wenn er predigte, in seinen Gottesdienst. Sie nahm uns dann auch mit, aber wir verstanden ihn wedersprachlich noch inhaltlich. Mit all dem erschöpfte sich unsere Anteilnahme am kirchlichen Leben.
    So bezog ich 1901 die Universität Erlangen und begann das Studium der Theologie. Gleich meinen zwei ältesten Brüdern, Hermann und Johannes, wurde ich, ohne viel gefragt zu werden, Bubenreuther. Ich tat mir auch hier unter meinen 21 Confüxen nicht leicht, obwohl neben mir noch fünf Theologen in der Confuxia waren. Das Fechten, das damals noch sehr streng und scharf genommen wurde, fiel mir schwer; auch das viele Trinken behagte mir nicht recht. Aber die Zucht und der herzlich rauhe, gesunde Ton, in dem wir miteinander verkehrten, tat mir recht gut. Die Burschenschaft schenkte mir dabei auch viel wertvolle Freunde für die Zukunft. Damals hatten wir in Erlangen in der Burschenschaft einen Kreis um Christian Ebert, Gerhard Clarus, Gottfried Federschmidt und Rudolf Pauken, mit denen wir zusammen oft am Waldesrand lasen, besonders Hermann Hesse, Gottfried Keller, C.F.Meyer und andere, sodaß Wastl Schneider, der berühmte trinkfeste Fechter, aber selbst ein sehr interessierter Literaturfreund, über uns sagte, wir wollten den „Leseverein Bubenruthia" gründen. Dankbar denke ich dabei auch an den höchst originellen Pfarrer Trillhaas, an die beiden Brüder Jergius und an meinen Vorgänger in Filtre, Klaus Glenk. Mit den Bundesbrüdern war es immer ein nettes herzliches Verhältnis. Ich sagte schon in der Aktivenzeit: „Schön wird die Burschenschaft erst, wenn man Philister wird!"
    Von den Professoren sind mir in bester Erinnerung der alte Neutestamentler Theodor von Zahn, nach Harnack's Ausspruch der bedeutendste Exeget der damaligen Zeit. Er war allerdings mehr ein Philologe, als religiös anregend. Den Kirchenhistoriker Wiegand zogen alle Bubenreuther dem anderen bedeutenden Kirchenhistoriker vor, weil er ein besonders herzliches Verhältnis zu unserer Burschenschaft hatte. Der Systematiker Bachmann, mein früherer Religionslehrer, war in seinen Vorlesungen ziemlich trocken. In dem Seminar, das wir bei ihm über die Concordienformel besuchten, war er dagegen anregender. Sehr Widerpart gegen ihn war der damals schon stark liberale Greifenstein, der spätere Oberkirchenrat, ein sehr intelligenter und redegewandter junger Mensch, nur einrissig und ohne Humor. Besonders zog uns an der reformierte Theologe Prof. Karl Müller, der Neues Testament und Systematik betrieb. Im Gegensatz zu den anderen Theologen brachte er in seine Vorlesungen bei aller Wissenschaftlichkeit einen warmen, herzlichen Ton hinein. Wir gingen gern in seine Predigten. In den letzten Erlanger Semestern zog uns sehr der Philosoph Hensel an, der damals ein sehr interessantes Kolleg über Nietzsche las. Er hatte zugleich einen allerdings etwas bissigen Humor, mit dem er auch bisweilen seine Kollegen nicht verschonte. Ich erinnere mich an den folgenden Fall bei einer Begegnung von von Zahn und ihm. von Zahn ließ, es auch nicht an bissigen Bemerkungen über seine Kollegen fehlen. Als Zahn ihm, Hensel, sagte, er sei doch wohl öfters zu scharf in seinen Witzen über andere, erwiderte Hensel ihm: „Herr Geheimrat, ich habe mir von Ihnen sagen lassen, daß Sie auch nicht zu den Theologen gehören, die dem, der sie auf die rechte Backe schlägt, die linke hinhalten, daß er diese auch noch schlage." Man nannte v.Zahn, wie seinen Bruder in Stuttgart, gern den Giftzahn.
    1903/04 ging ich zwei Semester nach Berlin, was mein Vater mir riet, da er bei einem Internisten-Kongreß in Berlin Harnack als Rektor einen sehr anziehenden Vortrag halten hörte über das Thema: „Das Urchristentum und die Medizin". Als ich Harnack wegen des Besuches seines Seminars über die Apologie des Justin besuchte und ihm unter anderem sagte, daß sein Schwiegervater, der Internist Thiersch in Leipzig, meinen Vater gut kenne, war er allerdings sehr kurz und sehr ungnädig. Vielleicht weil ich ihn in seiner Arbeit und sonst gestört hatte. Harnack's Vorlesungen waren höchst anziehend und so lebendig malte er die Situationen und die einzelnen Personen aus, daß man sie bis ins Einzelne nicht vergaß. Auch über Goethe und über das Johannesevangelium hörte ich Vorlesungen von ihm.
    Bisweilen kam er im Frack und mit seinen Orden geschmückt direkt von der Hoftafel beim Kaiser. Er war ohne Zweifel eitel und hielt es gern mit den Mächtigen im Staat. Sein Seminar über die Apologie nützte uns sehr bei unserem ersten Examen für die dogmengeschichtliche Arbeit über die Freiheit des Willens in der Patristik. Bei dem Alttestamentler Graf Baudissin hörte ich alttestamentliche Theologie. Es fiel uns auf, daß er bei einer Einladung das bekannte Tischgebet so sprach: „Komm, Herr Gott, sei unser Gast...". Er war eben Ritschiljaner. Eine Vorlesung über die Psalmen besuchte ich bei dem damals als Bibel-Babel-Belitzsch bekannten Professor. Sie war religiös ziemlich flach und operierte viel mit Hinweisen auf die orientalischen Religionen. Im Umgang war der kleine Mann äußerst liebenswürdig und lebendig. Ich verkehrte auch in seinem Hause, da mich unser früherer Professor Kern auf ihn aufmerksam gemacht hatte. Bei Julius Kaftan hörte ich Dogmatik, die mich aber nicht weiter beeindruckte. Bei von der Goltz, dem Extraordinarius für praktische Theologie, hörte ich eine Vorlesung über die Innere Mission. Er nahm uns auch einmal in eine Anstalt bei Berlin mit, deren Namen ich nicht mehr weiß und die mir keinen Eindruck hinterließ. Auch Wobbermin hörte ich in seinen Anfängen. Bei Erich Schmidt, dem damals bedeutendsten Literarhistoriker, der auch an der Goethe-Jubiläumsausgabe maßgeblich mitgearbeitet hat, hörte ich eine ohne Zweifel fabelhafte Vorlesung über Goethe. Dabei zelebrierte er die Goethe-Gedichte richtig, wie der Priester beim Hochamt die Messe. Verschiedentlich kam ich auch ins Haus Friedrich Paulsen, dessen Sohn Rudolf mein Confux war. Er war für uns junge Leute außerordentlich verständnisvoll, obwohl er es mit seinem eigenen Sohn gar nicht verstand. In den Gottesdiensten machte mir den tiefsten Eindruck der Oberhofprediger Dryander. Seine Bibelstunden über die Bergpredigt besuchte ich im Interimsdom regelmäßig. Mit seinem weißen Haar und seiner feinen, hohen Gestalt, noch mehr aber mit seiner Innerlichkeit und Tiefe beeindruckte er mich unvergeßlich. Von Stoecker, dessen Antisemitismus mich abstieß, ist mir eine Reformationsfestpredigt in Erinnerung, bei der mir erstmalig die bleibende und gegenwärtige Bedeutung der Reformation aufging. Er sprach sehr volkstümlich, aber außerordentlich eindringlich.
    In Berlin wohnte ich mit Clarus im Hospiz in der Auguststraße, einem bekannten Absteigequartier der Bundesbrüder. Die Miete betrug mit Frühkaffee 30,-- Mark monatlich. Die Hausmutter war Frau Altenhoff, die überaus freundliche und mütterliche Frau eines sehr griesgrämigen Diakons. Zwei Kinder hatten sie in meinem Alter, eine Tochter und einen Sohn; beide stehen mir in bester Erinnerung. Der Sohn war philosophisch sehr interessiert, aber schwermütig und schwerlebig, er hat sich später auch das Leben genommen. Die älteste Tochter war mit dem Arzt Dr. Stöß, einem Bundes-bruder in Lesum bei Bremen, verheiratet. Sie besuchte ich am Ende meiner Berlin-Zeit, es waren liebe, feine Leute. Noch einen älteren Bundesbruder, den Psychiater Dr Scholz muß ich erwähnen. Er war ein sehr feinsinniger, in der Literatur bewanderter, junger Mann, auch etwas melancholisch veranlagt. Ich hatte mit ihm viele feine Gespräche. Über seinem Bett hingen die Verse von Goethe: „Selig, wer sich vor der Welt / ohne Haß verschließt, / einen Freund am Busen hält / und mit dem genießt, / was, von Menschen unbewußt / oder nicht bedacht, / durch das Labyrinth der Brust / wandelt in der Nacht!" Dieser Vers charakterisierte ihn besonders. Auf einem Nachmittag der Inneren Mission, zu dem mich Wilhelm Stählin mitnahm, hörten wir auch den alten Bodelschwingh reden, doch machte er infolge seines Alters keinen besonderen Eindruck auf uns. Wir hatten noch kein Gefühl für diese einzigartige Persönlichkeit und sein Werk.
    Berlin mit seinen Museen und Theatern, in die ich oft ging, und seiner zum Teil köstlich witzigen Bevölkerung erweiterte wesentlich meinen Blick. Leider wurde ich mit dem damals schon kirchlich regen Gemeindeleben nicht bekannt. Der Einblick in das kirchliche Gemeindeleben in Zeuden, wo mein Vetter und Pate Willy Gibson Pfarrer war, war katastrophal. Die Geistlichkeit, zu deren Konferenzen ich wiederholt kam, machte auf mich einen höchst zwiespältigen Eindruck. Alte orthodoxe Herren, ziemlich verfilzt und einrissig,die jungen dagegen verhielten sich wie schneidige Reserve-Offiziere, meist liberal und arg weltlich, die alten Herren erschienen politisch höchst konservativ. Den stärksten Eindruck unter diesen hinterließ auf mich der alte Grundmann, ein in der äußeren Mission führender und höchst unterrichteter Geistlicher, der auch damals einige bedeutende Bücher über die Mission schrieb. Viel und gern spielte ich nachmittags mit Bekannten Billard. Das machte mir viel Freude. Auch in das Nachtleben Berlins erhielt ich durch Conpennäler, die mit mir in Berlin studierten, Einblick; es widerte mich aber durch die üppigen Frauen mit ihren weit dekolletierten Kleidern, dem schrecklichen Schweiß- und Parfümgeruch derartig an, daß ich sofort wieder ging und es nur bei diesem einen Mal blieb. Zum ersten Mal fuhr ich mit meinem Bruder Heinrich, der bei der „Agfa" Chemiker war, in einem Auto nach Hoppegarten zu einem Pferderennen. Öfters fuhren wir auch, Clarus, Stark, der Uttenreuther Theologe, und ich auf dem Müggelsee im Kahn oder im Segelboot und ahnten nichts von seiner Tücke. Zweimal gerieten wir auch in einen gefährlichen Sturm, aus dem wir uns noch rechtzeitig ans Ufer retten konnten. Viele Sonntage verbrachte ich auch mit Clarus in Zeuden, wo ich auch verschiedene Male für meinen Vetter predigte. Zum Schluß der Berliner Zeit durfte ich mit einem Kollegen von Heinrich eine Reise über Rügen nach Dänemark machen. Da lernte ich den Sturm in Stärke 9 kennen und mit den heranbrausenden Wogen fürchten! Mir fiel dabei der Vers Storm's ein: „Wat brüllt de Storm? Wat brüllt de See? Der Mensch is e Worm, e Dreck is he!" See-krank aber wurden wir nicht und blieben die ganze Zeit auf Deck. Kopenhagen erregte unter herrlichem Sonnenschein einen köstlichen Genuß. Auch das Hamlet-Schloß besuchten wir. Dann fuhr ich nach Leck, wo mein Schwager Karl Panizza Amtsrichter war und Bertha Volck Hausdame und Erzieherin der Kinder. Bertha Volck hatte viel Verständnis für meine inneren Nöte. Ich lernte hier die sonst stille, in ihrer Art ausgezeichnete Persönlichkeit für mein ganzes Leben lang schätzen und lieben. Zum Schluß war ich auf der Hochzeit von Rudolf Bandel mit Thusnelda Reincke, deren Vater Medizinalrat in Hamburg und unserem Vater sehr befreundet war. Auf dieser Hochzeit trat ich mit einem selbstverfaßten Gedicht in Nürnberger Mundart als Gänsemännchen auf, was mit viel Humor gewürzt war und begeistert aufgenommen wurde. Die Trauung hielt Pastor Wilhelmi, ein sehr eindrucksvoller Geistlicher, der mich später durch eine Schrift über Nietzsche sehr fesselte.
    So kamen die beiden letzten Semester heran, die ich wieder in Erlangen, diesmal als Altes Haus verbrachte. Da war man in der Burschenschaft wesentlich freier. Recht erfreuliche und gewinnbringende Beziehungen nahm ich mit einigen Uttenreuthern auf. Mein Vetter Gottlieb Volkert, auch Uttenreuther, nahm sich die Mühe, mir im Hebräischen aufzuhelfen. Bei ihm lernte ich auch Thomas Breit kennen und als tiefgründigen Denker und Theologen schätzen. Von ganz besonderem Wert aber waren für mich die Beziehungen zu Heinrich Städler, dem später hochgeschätzten Arzt in Feuchtwangen, ein sehr gescheiter und vielseitig begabter, gleichaltriger junger Mensch, mit dem ich Sonntag für Sonntag den ganzen Hebbel las und besprach. Zeitlebens blieb ich ihm nah und verbunden. Er hatte nicht nur einen überragenden Verstand, sondern auch ein sehr warmes Herz. Besonders in der schweren Nazizeit redete er mir oft und gut zu. Ein herannahender Gehirntumor, dessen Folgen er klar übersah, drückte ihm frühzeitig den Revolver in die Hand.
    Die Praktische Theologie bei Caspari, diesem ohne Zweifel sehr gescheiten und fleißigen Theologen, brachte uns wegen seiner Trockenheit so gut wie nichts. Ich ging im Juli 1905 gern ins erste Examen, weil ich endlich einmal auch etwas ausgeben konnte, während wir bisher auf der Universität nur immer mit Wissen uns vollstopften. Denn ich hatte mir über alles schon meine eigenen Gedanken gemacht, auch wenn ich mich keiner Schule oder keinem Professor verschworen hatte. Dem verdanke ich wohl auch meine Note (sehr gut), denn mein positives Wissen und meine Sprachkenntnisse waren lückenhaft. Bei diesem Examen war ich auch viel mit Wilhelm Stählin zusammen. Wir lasen da Walter Classen'sneues Buch „Jesus heute als unser Zeitgenosse". Man frug mich auch, ob ich unter Umständen bereit sei, ins Münchner Predigerseminar zu gehen. Doch wurde mir damals Oskar Daumiller, der in der Benotung gerade vor mir kam, vorgezogen. Das Oberkonsistorium ordnete mich dem Konsistorium Bayreuth zu und berief mich im November 1905 als Privatvikar zu Kirchenrat Wirth in Selb, der damals liberaler Abgeordneter war im bayrischen Landtag und sich beim Oberkonsistorium in München einen Privatvikar aussuchen konnte. Das halbe Jahr in Selb war eine außerordentlich schöne und glückliche Zeit. Nicht wegen Wirth, der kein besonderes Interesse an Theologie und Kirche hatte, sondern weil ich dort den hervorragenden Zweiten Pfarrer Hermann Köberle kennen und schätzen lernte. Er war auch unser Kandidaten-Vater, mit dem wir Plato's „Staat" lasen. Köberle war eine ganz seltene Persönlichkeit, ein besonderer Freund Christian Geyer's und Gottlib Sodeur's, fromm, hochgebildet, wissenschaftlich vortrefflich geschult und enorm fleißig. Ein großer schwerer Mann, von Ansehen fast häßlich, aber von höchster innerer Qualität, zugleich ein großer Missionsfreund, von dem ich zum ersten Mal die Äußere Mission und ihre Arbeit in ihrer Bedeutung für die Kirche kennen und schätzen lernte. Kirchenrat Wirth, ein alter Herr, etwas jünger als mein Vater, hielt von all dem nicht viel. Er war mit seiner kleinen Frau ganz liebenswürdig zu mir, gab mir aber nicht viel mit. Dagegen lernte ich in Selb die Papiermühle mit ihren ganz vortrefflichen Besitzern, Theodor Jäger und seiner Schwester Anna, kennen. Ich habe sie so lieb gewonnen, daß ich fast jede freie Stunde bei ihnen war. Ich bin da sowohl mit der Industrie wie mit der Landwirtschaft, ihren Nöten und Schwierigkeiten bekannt geworden. Auch auf die Birkhahnbalz nahm er mich mit in die herrlichen Wälder. Sie ersetzten mir in ihrer warmen Freundschaft das Elternhaus und die Familie. Wer sie kannte, achtete und liebte sie. Noch heute danke ich ihnen für eines meiner schönsten Jugenderlebnisse. Wie sehnte ich mich doch immer nach guten, wertvollen Menschen! Zu den besten dieser Art gehörten die Jägers von der Papiermühle in Selb.
    Nach Ostern 1906 wurde ich als zweiter Stadtvikar nach Würzburg versetzt. Als ich in Bayreuth Konsistorialrat Beckh, den Köberle „die holdselige Form des Kirchenregiments" nannte, besuchte, bat er mich jungen Menschen, ob er seine Pfeife weiter rauchen dürfe. Er beneidete mich förmlich, daß ich nach Würzburg käme, er fühle sich in Bayreuth wie in einer Wüste. Sein Kollege Konsistorialrat Braun war dagegen sehr scharf und barsch. Ich dagegen schüchtern und tappig, da mich niemand auf die Bedeutung und die Ordnung der Ordination hingewiesen hatte. Sie war am 18. Februar 1906 in der Spitalkirche von Bayreuth in einem Frühgottesdienst, den der alte Pfarrer Reissfinger hielt und in dem er in der Predigt steckenblieb. Auch seine Beichtrede hinterließ keinen Eindruck. Die andern zwei Kandidaten, Kern und Brescher, hatten wenigstens ihre Eltern dabei. Aber meine lagen krank zuhause zu Bett. Es war der trübseligste Tag meines ganzen Amtslebens. Braun verglich uns in seiner Rede mit dem Hofhund, der an der Kette liegt, die für uns das Bekenntnis bedeute. Dann kam ich nach Ostern 1906 als zweiter Stadtvikar bei St. Stephan nach Würzburg. Die viereinhalb Jahre dort waren auch eine sehr schöne Zeit, freilich hatte ich etwa zwanzig Schulstunden zu geben und jeden Sonntag im Gefängnis zu predigen. Außerdem hatten wir alle drei Wochen den Nachmittagsgottesdienst in St. Stephan und alle Vierteljahr einen Hauptgottesdienst in der Johanniskirche zu halten. Das Verhältnis zu den Lehrern war ausgezeichnet. Es waren auch zum Teil hervorragende Lehrkräfte. Der Unterricht an der Beyl'schen Lehrerinnen Bildungsanstalt regte mich stark an und freute mich. Noch heute erinnern sich auch Schülerinnen gern daran. An Johannis war zuerst noch der allseits äußerst beliebte Bundesbruder Pfarrer Pürckhauer und danach Kreuzei, ein origineller Prediger, als erster Pfarrer tätig. Bei den Beerdigungen erster und zweiter Klasse mußten wir als Stadtvikare mit im Leichenzug vom Trauerhaus auf den Friedhof durch die ganze Stadt mitstapfen. Als wir Stadtvikare den damaligen Dekan Pachelbel baten, das als zeitraubend und unnütz abzuschaffen, lehnte er es mit der Begründung ab, das sei ein Bekenntnis zu unserer Kirche, auf das wir den Katholiken gegenüber nicht verzichten dürften. Der Dekan war ein sehr gewandter Redner, namentlich bei Tischreden, aber kalt wie ein Fisch, an den auch seine Augen und sein Seemannsbart erinnerte. Zwischen ihm, Pürckhauer, Wolffhardt und dem Hauptlehrer Beyl herrschte ein äußerst gespanntes Verhältnis, das sogar wegen Verleumdung und angeblicher Unterschriftsfälschung seines Sohnes zu einer öffentlichen Gerichtsverhandlung führte. Auch Bezzel konnte als Kirchenpräsident die Sache nicht persönlich aus der Welt schaffen. Die Verhandlung schloß mit einem Vergleich. Ich kann nicht umhin zu behaupten, daß auf Seiten des Dekans und seiner Familie Klatsch, Eifersucht und Unwahrheit eine große Rolle spielten. Doch hat auch Wolffhardt einen richtigen Bubenreuther-Komplex gegen den Germanen Pachelbel gehabt und war sehr streitsüchtig. Wolffhardt ist bis in seinen Tod nie über die Sache hinausgewachsen. Sehr bedauert haben wir, daß dabei insofern Pürckhauer unter die Räder kam, als er nach Regensburg versetzt wurde. Das hat in vielen Kreisen, namentlich dem Evang. Arbeiterverein und dem Evang. Bund, einen schweren Schlag versetzt. Dieser Evangelische Bund spielte damals in Würzburg noch eine große Rolle durch den Streit, den der katholische Pater Berlichingen gegen Luther und die Evangelische Kirche vom Zaun brach. Es wurden vom Evangelischen Bund Vorträge über Luther von bekannten evangelischen Theologen - auch Christian Geyer von Nürnberg war darunter - veranstaltet. Ein Teil der katholischen Geistlichen war sehr rasend. Dagegen herrschte an der Universität unter den Katholiken ein dem Bischof sehr gefährlich erscheinender Modernismus, bei dem Schell, Merkle und Kiefel eine sehr angesehene Rolle spielten. Als Schell „laudabiliter se subjecit", sagte man, die von Schell angebrachte Überschrift an der Universität „verttati" hätte lauten müssen „varietati". Wolffhardt gehörte zu den Leuten, die den anderen ganz für sich haben wollten. Er hatte einen richtigen „Pachelbel-Komplex" und verdammte den Dekan und seine Familie in Grund und Boden. Mein Gerechtigkeitsgefühl konnte da aber nicht mittun. So bedrückte mich Wolffhardt's bewußte Freundlichkeit und Bundesbrüderlichkeit nicht wenig. Sonst verkehrte ich in seinem Hause mit der reizenden Frau und ihren acht Töchtern von zehn bis einem Jahr gern. Auf diese Weise konnte ich frühzeitig die Runzeln und Flecken erkennen, die Christi Braut sich angehängt. Das menschlich Allzumenschliche spielt in der Kirche eine sehr große Rolle, sodaß ich die feierlichen und hohen Worte über sie nicht recht mitmachen konnte. Ich halte es lieber mir Luther's Wort von der Kirche: „Sie ist mir lieb, die werte Magd." Sehr freundschaftlich gesinnt war mir der gescheite, grundgelehrte und vielseitig gebildete, zweite Pfarrer von St. Stephan, Dr. Gottlieb Sodeur mit seiner Familie. Ich war oft in seinem Hause und lernte viel von ihm und seinen stilistisch feingeschliffenen Reden. Überhaupt standen mir die Uttenreuther fast näher als die Bundesbrüder, die im allgemeinen theologisch und geistig wenig interessiert waren. So kam ich auch zu Geheimrat Prof. Dr. Brenner, dem Romanisten, der auch an den Weimariana mitarbeitete. Besonders schön und ungetrübt war mein Verhältnis zu den zwei anderen Stadtvikaren, Christian Haffner und Gottfried Götz. Zeitlebens blieben wir miteinander in sehr freundschaftlichen Beziehungen, die sich auch darin ausdrückten, daß wir gegenseitig auf unseren Hochzeiten waren. Christian Hafther, damals theologisch sehr auf der liberalen Seite stehend, zog mich dort hinüber. Eines Nachts hatten wir ein Gespräch über die leibliche Auferstehung Christi, die Haffner ablehnte, was mir damals zuerst einen kräftigen Schock versetzte. Haffner bekannte sich mit der liberalen Theologie zur sogenannten objektiven Visions-Hypothese. Aber nach einem sehr umstrittenen Konferenzvortrag über das Ostergeschehen zog er mich ganz zu ihr hinüber, wie auch Sodeur als einer der liberalen Geistlichen in Würzburg galt. Lange Jahre hat es nun mein theologisches und kirchliches Denken bestimmt und ich galt danach, namentlich durch meine Freundschaft mit Christian Geyer als kirchlich abgestempelt. Für Haffner war es allerdings eine bald vorübergehende Epoche. Götz war theologisch weniger interessiert, mehr ein Mann der Tat, von herzhafter sozialer Gesinnung, durch seine Tätigkeit im Leipziger Missions-Seminar frühzeitig für die Mission aufgeschlossen. Auch in seine vortreffliche Familie bin ich oft gekommen. Er war durch seine Frau ein Schwager Rittelmeyer's, der die jüngste Tochter vom Ulmer Buchhändler Kerlen zur Frau hatte. Die eine Schwester Götz war gleichzeitig mit mir an der Mädchenberufs- und Fortbildungsschule als Lehrerin für Handarbeiten. Diese Schule hatte einen guten Ruf in Würzburg und ihren strebsamen Schülerinnen habe ich gern Religionsunterricht gegeben. Mit einigen bin ich noch lang in Beziehung gestanden. Mein Liberalismus war ein sehr gemäßigter, ich hatte viel zu viel Sinn und Verständnis für die alten Bekenntnisse unserer Kirche, als daß ich sie wie andere, z.B. Knote und Reissingen, abgelehnt hätte. Allerdings nahm ich mir die Freiheit und beharrte immer darauf, mir die einzelnen Stücke der Bekenntnisse, die anderen unannehmbar schienen, in eigenem Sinn zu deuten. Mir hat die Benützung der alten Bekenntnisse im Gottesdienst oder in den Kasualien niemals Schwierigkeiten gemacht. Dagegen waren mir die superorthodoxen Bekenntnisfreunde mit ihren schroffen Urteilen, etwa über Geyer, immer ziemlich zuwider.
    Einen besonderen Eindruck machte auf uns das verschiedentliche Auftreten Friedrich Naumann's, dieses glänzenden Redners und geistvollen Politikers, von dem jedes Wort ins Rechte traf. Er begeisterte uns so für sein national-soziales Gedankengut, daß wir regelmäßig einen Nachmittag zusammen in einem Café eine Lesestunde seiner Zeitschrift „Die Hilfe" hielten. Auch Damaschke gewann uns mit seiner Beredsamkeit für seine Bodenreform. Es war nach allen Seiten hin ein geistig reges Leben, auch durch meine Freundschaft gekennzeichnet, die mich mit Bundesbruder Dr. Ferdinand Fischer und seiner Frau Agnes, geborene Wahnschaffe, verband. Das waren auch geistig hochstehende Leute, in deren Haus ich wie ein Bruder verkehren durfte. Er war Assistenzarzt an der Universitäts-Augenklinik. Durch Fischer's lernte ich nicht nur noch näher Gottfried Keller, sondern besonders auch Ricarda Huch in ihren Schriften kennen und dauernd hochschätzen. Die ersten drei Fischer's Töchter habe ich auch getauft. Es war ein wunderschönes Zusammensein mit ihnen am Schottenanger, in der damals noch überaus glücklichen Ehe.
    All das überragte aber in seiner Bedeutung für mich die Beziehung zu der Witwe des 1907 verstorbenen prominenten Oberbibliothekars an der Universität Dr. Dietrich Kerlen: Frau Anna Kerlen. Meine aufrichtige, warmherzige Teilnahme bei dem Tod ihres Mannes, der sie zutiefst traf, gewann ihr Herz für mich. Ich verkehrte fast täglich in ihrem Haus und besprach mit ihr alles, was mich irgendwie bedrängte. Sie war ungewöhnlich religiös interessiert, sodaß sie z.B. in der Frühe bereits ihrem Mann sagen konnte: „Ich möchte nur wissen, wer das Johannes Evangelium geschrieben hat." Wir lasen zusammen die neuesten Kommentare und Predigten. Sie sprach mit mir über die meinigen. Sie hat in diesen Jahren den stärksten Einfluß auf meine religiöse und sonstige Entwicklung ausgeübt. Zwei Persönlichkeiten, die fast niemand kennt, haben auf sie und durch sie auf mich den tiefsten und bestimmendsten Einfluß ausgeübt: Nagel, ein Jurist in Hamburg, und vorallem Hülsmann, Religionslehrer in Wuppertal. Mit beiden war Frau Dr. Kerlen durch deren Schriften bekannt geworden. Wie diese beiden Weitschaft, höchste Bewertung der Ethik, hohe geistige Bildung und Herzensfrömmigkeit miteinander verbanden und die alten Glaubenslehren der Kirche in neuer Weise deuteten, das war für mich jedenfalls geradezu einzigartig. Aufs Tiefste bedauere ich heute noch, daß mir die Bücher von diesen beiden Persönlichkeiten und der sehr reichhaltige gegenseitige Briefwechsel mit Frau Kerlen verbrannt sind. Sie war damals etwa 56 Jahre alt, eine überaus stattliche Dame mit wundervollen, gütigen Augen, die ihr freilich viel zu schaffen machten. Obwohl sie fast taub war, hatte sie einen großen Bekanntenkreis. Keiner ging je von ihr ohne Trost und hilfreiches Wort fort. Eine so bedeutende weibliche Persönlichkeit mit so hoher Intelligenz, so straffer Zucht, so warmen Herzen und so reicher Bildung ist mir nicht mehr begegnet. Sie hat mich wie einen Sohn geliebt. Sie war zugleich auch politisch aufs Höchste interessiert und durch ihren Vater, Karl Brater, einen großdeutschen Politiker, für das großdeutsche Reich aufs Höchste eingenommen, sodaß sie 1933 Hitler als den Führer dazu herzlich begrüßte und dauernd dabei blieb. Sie ist erst mit 91 Jahren gestorben (1942). Sie war ein ganz seltener Mensch, auf den ich an ihrem 60. Geburtstag in Beziehung auf mich die Verse Frommel's anwandte: „War's kein Engel, den Er sandte, / als mein Herz vor Sehnsucht brannte, / hat er doch auf meiner Bahn, / eines Engels Dienst getan." Durch sie wurden wir auch mit ihrer feinsinnig schlichten Schwester, der Schriftstellerin Agnes Sapper, und deren Familie bekannt und befreundet. Auch mit anderen Persönlichkeiten, ich denke vor allem an den Bankdirektor Albrecht und seine Familie, nahmen wir lebenslange Beziehungen auf. Gerne denke ich auch an Geheimrat Krück, den angesehenen Rektor des Realgymnasiums, der mich auch noch später brieflich in meinen Nöten mit den Bauern aufrichtete. So ging allmählich im Jahre 1910 die außerordentlich schöne und gewinnreiche Zeit in Würzburg zu Ende. Im Juni dieses Jahres machte ich mein zweites theologisches Examen, wo Bezzel zum ersten Mal den Vorsitz hatte. Er lud mich auch einmal abends zu sich und bot mir dabei, was sehr selten bei ihm war, das bundesbrüderliche Du an. Ich frug ihn, ob ich mich auf das ständige Vikariat Filke melden könne, auf das mich Wilhelm Stählin aufmerksam gemacht hatte. Da schwärmte mir Bezzel von der einzig- und eigenartigen Schönheit der dortigen Rhön vor. Dann frug ich ihn auch, ob ich in der Frühpredigt in St.Johannis, zu der ich erst in Ansbach aufgefordert wurde, meine Predigt nicht kürzen könne, da mir die schriftliche zu lang erschien. Er äußerte dagegen nichts, sodaß ich seine Zustimmung zu haben glaubte. Doch trug es mir einen ziemlichen Tadel des Referenten ein. Damals mußten wir unsern Lebenslauf noch lateinisch verfassen. Das hat Bezzel dann, wohl wegen unseres haarsträubenden Lateins, abgeschafft. Viel war ich auch bei diesem Examen mit Wilhelm Stählin zusammen. Er war vorher ein halbes Jahr in Würzburg wegen Fertigung seiner religionspsychologischen Doktorarbeit bei Professor Külpe. Interessant und treffend war damals Külpe's Urteil über Stählin, von dem mir später Sodeur erzählt hat: „Stählin fehlt die wissenschaftliche Demut." Külpe, ein Balte, war wegen seiner hervorragenden wissenschaftlichen Leistung und als Mensch in Würzburg hoch angesehen. Er kam bald nach München, starb aber dort schon nach wenigen Jahren und wurde von dem ihm befreundeten Sodeur beerdigt. Durch Frau Kerler lernte ich auch Külpes, ihn und seine zwei Schwestern kennen und schätzen. Sein Nachfolger in München wurde der bedeutende Philosoph und Religionspsychologe Theodor Lipps; der mich durch seine Schriften stark beeindruckte und mein Interesse an allen psychologischen Fragen weckte.
    Sofort nach dem Examen verlobte ich mich mit Ilse Perschmann, der Tochter eines in Würzburg lebenden Superintendenten, Friedrich Perschmann. Ihre Brüder waren meine Buchhändler, Siegfried und Walther Perschmann. Auf einer Versammlung des Evangelischen Arbeitervereins, dessen Vorstand ich war, sah ich sie im Herbst 1909 neben ihrer Mutter sitzen. Da kam mir blitzartig der Gedanke und die Gewißheit: „Die wird deine Frau!" So sehr ich mich dagegen wehrte, die Gewißheit wurde nur immer stärker. Als ich ihrem Bruder Siegfried sagte: „Herr Perschmann, ich interessiere mich für Ihr Fräulein Schwester.", erwiderte er betroffen: „Ist das Ihr Ernst?" Er lud mich dann öfters mit Ilse zu sich und gab uns so die Gelegenheit, uns näher kennen zum lernen. Es war eine selten schöne Zeit, wenn wir uns begegneten. Ilse hatte zunächst ja keine Ahnung von meinem Vorhaben und ihr Vater wollte nichts recht davon wissen wegen meines modernen Standpunktes. Aber Frau Kerler riet meiner Schwiegermutter, die sich an sie über mich gewandt hatte, gut zu und war auch da mein guter Geist. Am 25. September 1910 war die Hochzeit in St. Stephan und im Hotel Schwan. Mein Vetter und Pate Willy Gibson traute uns. Es war ein strahlender Sonntag. Es war ein großes Gottesgeschenk und eine allezeit gesegnete Fügung, obwohl uns Kinder, die ich mir so gern gewünscht hätte, nie geschenkt wurden: Das kam, wie sich in der Klinik in Würzburg nach einem Abgang um Weihnachten herausstellte, von dem Uterus unicornis bei meiner Frau. Der alte Sanitätsrat Huber in Fladungen, unser Hausarzt, meinte damals: Ob das kirchliche Bewußtsein uns da weiteren ehelichen Verkehr gestatte, müsse er mir überlassen. Dazu möchte ich im Hinblick auf die evangelische Ethik folgendes sagen: Benno sagte mir einmal, er empfinde die kirchliche Lehre von der Konzeptio immaculata als eine Schmähung und Herabwürdigung des ehelichen Verkehrs. Er hielte es eher mit Goethe's Wort aus „Hermann und Dorothea" von der Mutter an den Sohn Hermann bei seiner Verheiratung mit Dorothea: „Daß dir werde die Nacht zu schöneren Hälfte des Lebens." Das hätte wohl auch Goethe's so sinnenfreudige Mutter zu ihrem Sohn Wolfgang sagen können. Nun ist das wohl aus dem Mund gerade der Mutter an den Sohn ein etwas starkes Stück, das prüde Theologen des 19. Jahrhunderts ihm als höchst unschicklich und unsittlich vorwarfen. Aber es ist etwas Wahres daran. Die eheliche Vereinigung ist nach Leib, Seele und Geist in ihrer völligen Hingabe aneinander etwas so Einzigartiges, daß es in gewissem Sinn die Kulmination des ehelichen Verhältnisses darstellt und auch ohne jede Absicht und Wirkung der Empfängnis für sich einen höchsten Wert bedeutet. Sie entspricht in ihrem animalischen und geistigen Gehalt der Kondeszendenz-Theorie, die unsere ganze evangelische Theologie bestimmt. Sie hat also auch ihr Recht und ihre Bedeutung, wenn Kinder versagt bleiben. Die Sache hat mich natürlich viel beschäftigt, aber das ist mein Urteil darüber nach reiflicher Überlegung.
    In Filke, wo wir am 1. Oktober 1910 aufzogen, war es ein steiniger Boden. Unser alter Fleischmann, der uns dann immer den Garten umgrub, sagte mir einmal: „Herr Pfarrer, bei uns wachsen die Steine." So war es auch geistig. Die Gegend war auch zu stark von Thüringen her bestimmt. Der Kirchenbesuch war mäßig, nur bei Festen, Beerdigungen und Abendmahlsfeiern war alles da. Ein alter Bauer sagte mir einmal: „Wenn man alt ist, muß man sich mit dem lieben Gott befreunden." Und ein anderer verstieg sich sogar zu der Äußerung: „Herr Pfarrer, mir ist es gleich, wo ich hinkomme, ob in den Himmel oder in die Hölle, überall finde ich Gesellschaft aus Filke." Der Einzige in seiner Frömmigkeit wirklich fromme und vorbildliche Christ in Filke war ein Darbyst, der Polizeidiener und Schuster Schanz, der in den neunziger Jahren bei einer Werbung der Darbysten aus der Kirche ausgetreten war. Ich nahm ihn oft auf meinen Fahrten nach Fladungen mit. Es ist kirchlich verständlich, tut mir aber heute noch leid, daß ausgerechnet diesem frommen Mann bei seiner Beerdigung der Kirchenvorstand das Trauergeläut und den Gottesdienst in der Kirche verweigerte. Es war nach meiner Zeit, aber ich hätte es wohl auch nicht verhindern können, da es den gesetzlichen Bestimmungen entsprach. Sehr lieb war mir der Dienst in der Diaspora um und in Fladungen, wo ich 1911 in einer Wohnung richtige urchristliche Gottesdienste einrichtete. Da war uns besonders die Familie Stöcker des dortigen Gendarmen und die Familie Gué in Hausen behilflich und besonders liebe Freunde. Noch heute sind wir mit ihnen befreundet. Von der letzteren Familie hatten wir ein Vierteljahr zur Konfirmation deren Tochter Mariechen, ein reizendes Mädchen, bei uns ganz im Hause. Als Filialen hatte ich die Tochterkirchengemeinden Sands und Weimarschmieden. In Sands hatten sie ein sehr hübsches, durch meinen Vorgänger Glenk erneuertes Kirchlein mit einer recht guten Orgel. Beide Orte waren kirchlich und sonst recht verschieden. In Weimarschmieden lebte ein sehr leichtes, aber anschmiegendes Völklein. In Sands waren sie zurückhaltender. In Weimarschmieden war auch ein Kindergarten mit einer Neuendettelsauer Schwester. Mit den Schwestern dort verband uns zeitlebens eine herzliche Freundschaft, besonders mit Sofie Hermann, einer ganz prächtigen Bauerntochter aus dem Ries. Auch im Meiningischen Schmerbach hatte ich Gottesdienst zu halten, zu dem mich der Superintendent von Meiningen, Angelroth, ziemlich formlos einsetzte. Zu Konferenzen bin ich dorthin nie gekommen. Der Besitzer des dortigen großen Gutes war ein großspuriger, ziemlich zuchtlos lebender Mann namens Grosser. Seine Frau war ganz kirchlich und warmherzig. Er hatte z.B. den Spleen, in Champagner zu baden und behandelte seine Leute sehr von oben herab. Während des Krieges hatte ich noch die Nachbarpfarrei Willmars mit Neustädtles und Völkershausen zu versehen. Der dortige mit uns befreundete Kollege Wolf war gleich zu Beginn als Militärgeistlicher eingezogen worden. Wolf, ein Maurerssohn aus Erlangen, war ein trefflicher Bauernpfarrer, theologisch wenig interessiert, aber mit dem Herzen auf dem richtigen Fleck. An ihm sah ich, wie auch Menschen aus einfachen Schichten durch den Dienst der Kirche innerlich gehoben und geadelt werden. Überall stand ich mit den Lehrern, bei denen ich ja noch Lokalschul-Inspektor war, in guten Beziehungen. Nur mit einem in Weimarschmieden, Hückmann, gab es wegen seiner rohen Schlägerei Schwierigkeiten. Aber sein Sohn wurde auch Pfarrer bei uns in Bayern. Trotz all der vielen Arbeit konnte ich mich von meinen theologischen Neigungen nicht trennen. Ich schaffte mir allmählich den ganzen Schleiermacher an und las ihn auch bis auf seine „Dialektik", die mir zu schwer war. Von seinen Predigten habe ich viel gelernt. Auch die ersten Bücher des damals bekannt werdenden Professor Heim studierte ich, sie galten dem Problem der Glaubensgewißheit. Tiefer beeindruckt hat mich Heim aber nie. Als er später ein Büchlein schrieb über „Die Weltanschauung der Bibel" meinte der alte Geyer, das sei nicht die Weltanschauung der Bibel, sondern die von Professor Heim. Von Wilmars aus kamen wir auch in nahe, sehr liebenswürdige Berührung zu den Familien Graf von Soden in Städtles und Baron von Stein in Völkershausen. Schönste Erinnerungen verbinden sich mit ihren Familien. Ich hatte durch die Vertretungen in Wilmars sonntags oft fünfmal zu predigen. Wagen und Pferd, die ich mir 1913 verschaffte, erleichterten es mir. Viel kamen wir mit den liberalen Kollegen in Thüringen (Förtsch/Ostheim, Dahinten/Hermannsfeld, Koch/Sontheim und anderen) zusammen, während mir die orthodoxen Lutheraner Sintenis in Meiningen und Luther in Römhild trotz ihrer ernsten Art wenig zusagten. Aber ganz befriedigte mich auch nicht der theologische Liberalismus von Thüringen. Es fehlte die Wärme und das Verständnis für die Kirche. Persönlich waren die Beziehungen mit den thüringer Brüdern aber immer herzlich. Im allgemeinen beschäftigten uns bei unserem Zusammenkommen die Religionsgeschichtler Johannes Weiß, Wernle, Köhler und Weinel in Jena. Von Letzterem weiß ich aus einem seiner Vorträge noch den Satz: „Meine Herrn, die Bibel muß man mit geflügeltem Geist lesen." und Tröltsch sagte bereits 1913 auf einem Kongreß: „Meine Herrn, es wackelt alles!"
    Meine Frau sammelte immer sehr lieb die Kinder um sich und sang mit ihnen. Sie war immer der gute, treue Geist meines Hauses. Nicht vergessen darf ich unser in seiner Art einzigartiges Hausmädchen Alma, das seit 1913 mit uns verbunden ist, ein richtiger Engel unseres Hauses. Zu dem „Doktor", den ich über den „Mauerschedel", (eine alte Kirchenruine im Tal neben uns) und die Christianisierung durch Bonifazius machen wollte, kam ich wegen der dienstlichen Arbeit nicht. Zum Musizieren mit meiner Frau kamen verschiedentlich die Lehrer der Gegend. Daß sie im Krieg, außer Mezger, alle gefallen sind, war uns ein großer Schmerz. Der Krieg kostete mir auch viel Korrespondenz mit den im Feld stehenden jungen Leuten. Es fielen in Filke allein vielleicht 10 bis 20, darunter ohne Zweifel die Besten. Einmal sagte mir eine Filkener Frau: „Der Krieg macht mir nichts aus; ich habe schon viel Not in meinem Leben erfahren." Die Leute mußten sich auch alle in einem kärglichen Leben viel plagen und es gab viel Streit in den Familien und untereinander, so schön und friedlich der Ort im Talende auch dalag. Ihre Welt war eine kleine, aber doch der Einzelne reizvoll und originell. Nicht wenige waren im 19. Jahrhundert nach Amerika oder anderswohin ausgewandert und hatten dort ihren Mann gestellt. Die jungen Leute gingen viel in die Gewehrfabriken nach Suhl und nach Schweinfurt zur Arbeit und kamen nur übers Wochenende nach Hause. Vorehelichen Verkehr gabs weniger, er wurde aber kirchlich sehr streng durch besondere Plätze in der Kirche gerügt. Die Verhandlungen und Schlichtungen der vielen Streitigkeiten waren nicht angenehm. Der Pfarrer wurde wie ein Polizeidiener, den man fürchtete, angesehen. Aber oft hieß es: „Ist es uns so ergangen, so darf es bei den anderen auch nicht besser gehen." Einmal bat mich unmittelbar vor dem Pfingstgottesdienst eine Frau um Hilfe, weil sie der Mann mit dem Beil bedrohte. Von meinen Vorgängern hat es entschieden Klaus Glenk am besten mit den Leuten verstanden. Mein Nachfolger, der tiefinnerliche, fromme und gelehrte Ammon, später Dekan in Bayreuth und Thurau, war todunglücklich dort. Von meinen Nachfolgern hat seelsorgerlich am besten Kurt Horn mit seiner Frau Lotte, meiner Nichte, dort gewirkt.
    Nach genau sieben Jahren schied ich von Filke. Der Hauptprediger D.Dr. Christian Geyer in Nürnberg hatte mich aufgefordert, mich nach Nürnberg auf Heilig-Geist III zu melden, und der Stadtmagistrat, der damals noch das Patronat hatte, wählte mich. Meine Frau und Alma waren todunglücklich. Meine Frau sagte: „Überall hin, nur nicht nach Nürnberg!" Ich schied Ende August 1917 sehr betrübt in dem Gefühl, in Filke gar nichts erreicht zu haben. Erst Jahre später erfuhren wir von der Anhänglichkeit der Filkener an uns. Am schwersten wurde mir der Abschied von meinem Pferd.
    In Nürnberg war wegen des Krieges die Rübenzeit angebrochen und die Haushaltsführung wurde infolge der Lebensmittelkarten sehr schwer. Aber es ging. Der Mensch gewöhnt sich an alles. Nur Ilse und Alma weinten viel dem ruhigen Leben in Filke nach. Bei der Installation hielt mein Bruder für den Oberbürgermeister Geßler die weltliche Einführung. Die geistliche nahm der damalige Dekan Hermann, ein Conphilister, vor. Zu Mittag gabs bei den Eltern noch einmal eine Gans, die wir aus Filke mitgebracht hatten. Als ich Johannes Volkert, der der Dekan der Lorenzer Seite war, besuchte, meinte er: „Du wirst hier noch manches Haar in der Suppe finden." Erster Pfarrer von Heilig-Geist war Julius Schiller, hochmusikalisch und künstlerisch, aber eitel und oberflächlich, ein „glänzender Abschriftsteller", wie ihn Bildhauer Zadow nach einem Zeitungsartikel, der von einer Predigt Rittelmeyer's durch Schiller abgeschrieben worden war, nannte. Er schrieb viel in die Zeitungen, benützte aber dazu gern die Schriften anderer. Wir hatten zu ihm nie ein näheres Verhältnis. Schoner war der zweite Pfarrer, ein lieber, eifriger Kollege und Bundesbruder mit einer größeren Personalgemeinde von seiner Stadtmissionstätigkeit her. Nach Schiller's Emeritierung kam ich 1924 auf die zweite Pfarrstelle und Schoner wurde Pfarramtsführer. Nach dessen Ruhestandsversetzung im Jahre 1930 kam ich auf die erste Pfarrstelle von Heilig-Geist. Dazwischen hatten wir als Verweser verschiedene Vikare, von denen uns namentlich Bosch ein sehr lieber Kollege wurde. Der Ersatz für Schiller und Schoner waren Friedrich Bauer und Gottlob Müller. Besonders mit ersterem und seiner Familie hatten wir sehr herzliche Beziehungen. Müller kümmerte sich sehr eifrig und menschlich um die Glieder seiner Gemeinde. Ihnen äußerlich zu helfen, war ihm kein Gang zuviel. Bauer und seine Frau waren sehr feinsinnige und vielseitig gebildete Leute. Er war auch dichterisch und zeichnerisch fein begabt. 1934 kam Hubert Sondermann zu uns als dritter Pfarrer. Mit ihm und seiner Familie entwickelte sich auch ein sehr herzliches Verhältnis. Er war ein gedankenreicher, manchmal etwas explosiver Prediger, innerlich und tiefgründig, ein trefflicher Seelsorger. Alle drei verloren im zweiten Weltkrieg je einen Sohn. Ich kann sagen, daß unser Verhältnis untereinander für die Pfarrer von Nürnberg allezeit vorbildlich gut war. Mir ging es namentlich darum, niemand durch die äußere Altersüberlegenheit zu bedrücken. Ich gab jedem in seiner Tätigkeit und in seiner Eigenart völlig freie Hand und ließ niemand unter mir leiden. Mein Grundsatz war immer: Nicht eigene Ansprüche stellen, sondern die Ansprüche der anderen befriedigen. Auch meiner Frau war das ein gleiches Herzensbedürfnis.
    Ein ausnehmend schönes und gewinnreiches Verhältnis entwickelte sich mit Christian Geyer und Julius Kern, die mich auch in die Redaktion von „Christentum und Gegenwart" hineinzogen. 1918 wurde ich auf Geyer's Veranlassung Kern's Nachfolger als Herausgeber dieses Blattes. Auch seinen Unterricht übernahm ich an der Lohmann'schen Lehrerinnen-Bildungsanstalt, woran ich und meine Schülerinnen sich noch heute gern erinnern. Kern, schon damals ein körperlich schwer behinderter Geistlicher, litt noch 12 Jahre danach in einer vorbildlich heiteren und frommen Weise an multipler Sklerose. Hier pflegte ihn in einzigartiger Weise seine Mutter. Einem solchen innerlich feinen und reichen Mann bin ich in meinem Leben nicht mehr begegnet. An ihm bewahrheitet sich in jeder Form Schleiermacher's Lieblingslied „Es glänzet der Christen inwendiges Leben." Jeder, der ihn kannte oder mit dem er zu tun hatte, verehrte ihn aufrichtig und tief, als er mit etwa fünfzig Jahren starb.
    Geyer loben hieße Eulen nach Athen tragen. Eine solche theologisch und namentlich pädagogisch und sonst allseitig gebildete, lebendige und warmherzige Persönlichkeit hat es nicht mehr leicht gegeben. Dabei erkannte er auch den weniger Gebildeten freudig an und weckte seine guten Eigenschaften. Er war in seiner „genaturten Heiligkeit" eine einzigartige Erscheinung. Für alles Echte und Neue hatte er einen unglaublichen Spürsinn. Er konnte auch tiefste Gedanken und Probleme in einer dem einfachsten Menschen faßlichen Form darstellen. Bilder und Gleichnisse standen ihm dafür in Fülle zur Verfügung. Das machte auch seinen Unterricht für alle seine Schülerinnen zu einem großen Erlebnis. Durch ihn gewann das Lohmann'sche Institut seinen guten Namen und sein großes Ansehen in der Stadt. Etwa 1920 machte uns Georg Merz mit Karl Barth's Römerbrief bekannt. Das war für uns alle, namentlich für Geyer, ein tiefer Einschnitt. Unter Geyer's Führung, der damit seine anthroposophischen Neigungen überwand und uns aus unserem bisherigen liberalen Kultur-Protestantismus herausriß, wurde unsere Stellung zu Kirche, Heiliger Schrift und Bekenntnis eine beglückend neue und positive. Geyer wurde uns voran ein „Lutheraner höherer Ordnung". Eine neue Freudigkeit zu all unserer Arbeit in der Kirche wurde uns geschenkt. Wir entdeckten den Wert und die Bedeutung der alten Kirchenlieder. Eine Wendung um 180 Grad erfolgte. Es lag auch in der Luft nach den Erlebnissen des ersten Weltkrieges. In der Luft lag die Wendung zur Wiederauferstehung der Metaphysik. Das Kritische blieb, aber die Maßstäbe veränderten sich. Geyer konnte sagen: „Wir haben über der Kritik der Bibel die Kritik der Bibel an uns vergessen." Und „Die Apostel und Propheten haben mehr gesehen und gehört, als die Professoren an der Universität." In den von Geyer eingerichteten Diskussions-Abenden durfte ich ihm oft assistieren, nach seinem Tod übernahm ich sie ganz. Ortloph hielt Vorträge an der Volkshochschule. Auch sie übernahm ich 1946 bis 1957, desgleichen die Leitung der Pastoralkonferenz. Daneben kam die Arbeit in der Gemeinde und im Diakonieverein, den ich seit 1930 leitete und für ein Altersheim in der Blumenstraße mit dem unvergeßlichen Paul Welck gewann. 1939 zum sechshundertsten Jubiläum des Heilig-Geist Spitals ließ ich durch Bestelmeier einen neuen Steinaltar und durch Wiedel die obere Sakristei mit dem schweren Eichenschrank für die Reichskleinodien herrichten.
    Viel Freude machte mir der Unterricht und der Kindergottesdienst. Durch ersteren kam es zu einem jugendlichen Kreis der „Christdeutschen", durch den letzteren zu regen Beziehungen mit der Gemeinde. In der Seelsorge pflegte ich namentlich das rein menschliche Element. Für das Geistige hatten die meisten wenig Sinn. Ich war da auch wohl zu wenig draufgängerisch und zu vorsichtig. „Christus hat nur angeklopft, / nie die Türen aufgerissen, / und am allerwenigsten / je die Tore eingeschmissen." (Dichterpfarrer Knoth). Nur wo es verlangt wurde oder ich ein Verlangen spürte, betete ich mit den Leuten. Doch habe ich an Schwerkranken manche wundersame Bekehrung erlebt. Eine ganz seltene christliche Persönlichkeit habe ich in der Rotschmiedsgasse kennengelernt und viel besucht. Das ganze Haus war durch sie geweiht. Sie war in der Jugendzeit durch einen Sturz aus dem Fenster beim Putzen zeitlebens an ihren Armen schwer beschädigt und hatte nur eine kleine Rente. Aber ein so sonniges, sauberes Stübchen und einen solchen innerlich geläuterten Menschen habe ich nicht mehr erlebt. Doch habe ich in der Gemeinde nicht wenige in ihrer Arbeit und in ihrem Leben treffliche, einfache und gebildete Menschen kennengelernt, sodaß ich oft zu den jüngeren Amtsbrüdern sagte: „Macht mir den Menschen nicht zu schlecht!"
    Nach Geyer's Tod (23.12.1929), dem ich die Grabrede hielt, und Michaelles's Pensionierung wurde ich Kandidaten -Vater und -Senior (1930 - 35). Dekan war von 1920 bis 1935 Erhard Weigel, ein gescheiter Mann und gewandter Redner, aber ohne rechtes Rückgrat. So kam Schieder 1935 als Kreisdekan an seine Stelle und Ortloph und ich wurden seine Prodekane für die Lorenzer und die Sebalder Seite. Es war ein gutes Zusammenarbeiten, doch kümmerte sich Schieder wenig um die Abgrenzungen in der Arbeit. In der Kirchenkampf-Zeit (1935 - 39) entwickelte Schieder seine ganze Größe und Eigenart als bekenntnistreuer Kämpfer. Er gewann, bis auf eine kleine Schar „Deutscher Christen", ganz Nürnberg für die Bekenntnisfront und hielt mit seinen Ansprachen und seinem Vorbild die ganze Linie. Als Berlin seine Verhaftung verlangte, hielt der Polizeipräsident Martin schützend seine Hand über ihn, wie mir eine Telefonistin aus unserem Mädchenstudienkreis selbst sagte. Freilich, wie oft mußten wir Besuche der Gestapo empfangen und wie oft richteten wir uns zur Verhaftung her. Die „DC" forderte unser aller Absetzung, aber gegen Schieder setzten sie sich nicht durch. Wie ein alttestamentlicher Prophet überschüttete er die Gegner mit seinen Warnungen. Ich erinnere mich noch an eine nächtliche Sitzung mit Holz und Martin, wo Schieder mit blitzenden Augen Holz an seine Todesstunde erinnerte. Auch später waren wir einmal mit Oberbürgermeister Liebel, einem übrigens vornehmen und anständigen Gegner, zusammen, wobei er uns durchblicken ließ, daß er über Holz und Streicher nicht hinaus könne. Es waren Schieder's große Jahre und seine einzigartige Bedeutung für Nürnberg. Alle Bekenntnisgottesdienste waren überfüllt. Freilich, die unter dem Druck der Nazi gewählten Kirchenvorstände waren keine erfreuliche Erscheinung. Die Nazis unter ihnen sind auch bald aus dem Kirchenvorstand und der Kirche ausgetreten. Allmählich leerten sich auch die Kirchen wieder mehr. Die vielen Geschäftsleute der Stadt waren recht opportunistisch eingestellt. Doch hörten wir immer wieder dazwischen Bemerkungen wie die: Die einzige Stelle, wo man jetzt noch die Wahrheit hören könne und vernünftige Reden gesprochen würden, sei nur die Kirche. Natürlich mußte das Telefon unter Kissen versteckt werden und wir selbst mußten sehr vorsichtig in den Gesprächen sein. Allerdings von den Greueldaten in den KZ's wußten wir nichts. Es war keine schöne Zeit. An allen Parteitagen ging ich wie eine Kassandra durch die Menge und dachte mir: „Wann werden wir die Quittung dafür empfangen!?" Mir war Hitler von Anfang an verhaßt, seit ich ihn im November 1923 mit Ludendorff durch die Straßen an der Lorenzkirche habe fahren sehen. Ich sah ihn dann nie mehr wieder. Die Vereidigung der Pfarrer auf ihn, die ich vornehmen mußte, war mir eine schwere Belastung. Aber auch einen Stich gab es mir durchs Herz, wenn wir beim Bekenntnis-Gottesdienst am Schluß sangen: „Nehmen sie den Leib, Gut, Ehr, Kind und Weib", denn jetzt wurde es damit Ernst. Auch das Verhältnis zu den Lehrern, das sonst im Ganzen ein recht gutes war, wurde gespannt. Viele entdeckten ihre Kirchenfeindlichkeit. Bis auf wenige war eben doch das Volk im ganzen hingerissen vom Führer. Mit Schieder fand ich es entwürdigend, wie sich bei der Pfarrerversammlung mit Streicher die Kollegen zum Teil um diesen brutalen und rüden Patron, der sich hier jovial gab, drängten. Hier legte übrigens Daumiller, der als kirchlicher Kommissär bei uns wohnte, ein sehr geschicktes, lebendiges Zeugnis für die Kirche ab, sodaß Streicher sogar sagte: „Solche Leute könnte ich in der Partei brauchen."
    Mit dem Krieg traten diese Kämpfe zurück. Die ersten Siege erschreckten Schieder so, daß er darin das kommende Unglück ahnte, gemäß dem Wort Luther's: „Die Schweine, die Gott schlachten will, mästet er zuvor." Mir ging es ähnlich. Dann mehrten sich die Trauergottesdienste für die Gefallenen. Je häßlicher sich die Propaganda Göbbel's gab, um so mehr sank die Begeisterung. Die Bombenangriffe mehrten sich. Die erste Kirche, die in Trümmer fiel, war die Kraftshofer, wo sich Freymann zur Rettung der Kunstschätze persönlich außerordentlich bemühte. Dann kam der Bombenteppich auf Wöhrd. Schließlich wurde auch die Lorenzkirche schwer getroffen, sodaß die Lorenzer Gemeinde ihre Gottesdienste bei uns in Heilig-Geist hielt. Am 2. Januar 1945 wurde die ganze Altstadt zerstört. Von unseren 10.000 Einwohnern in Heilig-Geist blieben 200 übrig und zurück. Wir fanden in der Nacht eine kärgliche Unterkunft bei dem Gemeindeglied Engelhardt auf der Vorderen Insel Schutt. Ihre Tochter Frieda bettete uns schließlich in einer Rumpelkammer nebenan und ich hatte mit meiner Frau das Gefühl: „Wenn ich nur dich habe." Dort bei Engelhardt's hielten wir danach auch die ersten Gottesdienste, zu denen etwa 15 Leute kamen. Mein letzter Einblick in die Kirche sah ein entsetzliches Flammenmeer. Die Beerdigungen auf dem Südfriedhof waren neben einer unzähligen Reihe von Gräbern mit weißen Holzsärgen. Treffliche Familien sind damals ausgelöscht worden. Gänge durch die zerstörte Gemeinde waren nicht mehr möglich, so lagen die Trümmer und schwelten die rauchenden Flammen umher. Das war das Ende und die Strafe für die Niederreißung der Synagoge durch Streicher. Die ersten vierzehn Tage nachher wohnten wir bei meinem Bruder Johannes in Erlenstegen. Dann fanden wir fünf Jahre Unterkunft bei dem früheren Schulfreund Braun in der Grimmstraße 22, der eben an einem Herzschlag gestorben war. Dort sahen wir am 16. April 1945 die ersten Amis. Da entdeckte ich den Wahnsinn dieses Krieges mit fast der ganzen Welt, als ein amerikanischer Jeep mit der Nummer über 2 Millionen vorbeifuhr. Als die Amis unter Schüssen auf die verschlossene Haustüre, die uns beinahe getötet hätten, ins Haus einbrachen, erbleichte der Mitbewohner Amtmann Steeghöfer, da er PG. war. Ich blieb ganz ruhig, mich bewegte nur das Psalmwort: „Der Engel des Herrn lagert sich um die her, die ihn fürchten und hilft ihnen aus." Es geschah uns auch nichts. Nur ein Schuß durchs Fenster in der Nacht hätte mich am Schreibtisch fast getötet, wenn ich nicht eben vorher zu Bett gegangen wäre. Zuerst wohnte bei uns noch unser treuer Diakon Schemm, bis er plötzlich an einem Darmverschluß starb. Trotz des „off limits" mußten wir für zurückkehrende amerikanische Fronttruppen für 14 Tage in das gegenüberliegende Haus uns umquartieren, wo wir über diese Zeit auf dem Fußboden des Zimmers schliefen. Ilse hatte neben anderem viele gute Weine von meinem Vetter Paul aus unserem Keller gerettet und ich freute mich dessen. Aber auf einmal wollten die Amis die Zentralheizung, in der ich den Wein versteckt hatte, anzünden, entdeckten die Flaschen und tranken den Wein. Auch mein Rad, das ich bisher gerettet hatte, nahmen mir in Erlenstegen Italiener ab. Wie schwer war nun in die Stadt zu kommen, da natürlich keine Straßenbahn ging. Sonntagsgottesdienst hielt ich nur alle vierzehn Tage in der Turmhalle der Lorenzkirche, die allein noch einigermaßen unzerstört war. Die beiden Pfarrer Müller und Sondermann waren schon vorher weggezogen, jener nach Kalchreuth, dieser nach Matthäus. Unser Diakon Schemm tat uns ausgezeichnete Dienste, in dem er aus dem Schutt der Sakristei unsere gesamten Matrikeln ausbuddelte und so rettete. Sein Tod war uns ein sehr großer Verlust und Schmerz. Seine tatkräftige Natur hätte uns noch viel retten können. Hatte er sich doch in all den Jahren an der Gemeinde trefflich bewährt, genauso wie unser blinder Organist Sutter, der ein sehr guter und kirchlicher Musiker war. Er kam dann nach Eibach und ist dort leider wenige Jahre danach gestorben. Seine Frau folgte ihm nicht lange danach in den Tod.
    Als Ortloph 1945 in Pension ging, übernahm ich auch dessen Prodekans-Arbeit. So lernte ich alle Kandidaten und Katechetinnen der Stadt kennen. Mit allen war es ein sehr schönes Arbeitsverhältnis. Natürlich war es zunächst mit aller theologischen Arbeit aus. Hier muß ich nachholen, daß ich in den zwanziger Jahren durch Geyer mit den Werken der russischen Religionsphilosophen Solovjeff, Schestow („Auf Hiobs Waage"), Berdjajew und vorallem auch Dostojewski in seinen Romanen bekannt wurde. Darüber hielt ich auch verschiedene Vorträge

    Getauft:

    Georg heiratete Elisabeth Maria Dorothea (Ilse) PERSCHMANN am 25 Sep 1910. Elisabeth (Tochter von Superintendent Friedrich PERSCHMANN und Marie BOSSDORF) wurde geboren am 20 Aug 1882 in Gerbstädt bei Mansfeld,,,,,; gestorben am 22 Jul 1968 in Rummelsberg,,,,,. [Familienblatt] [Familientafel]


Generation: 2

  1. 2.  Medizinalrat Dr. med. Gottlieb RITTER VON MERKELMedizinalrat Dr. med. Gottlieb RITTER VON MERKEL wurde geboren am 29 Jun 1835 in Nürnberg,,,,, (Sohn von "Johann" (Hanni) MERKEL und "Anna" Margaretha Barbara (Nanne) HELD); gestorben am 13 Okt 1921 in Nürnberg,,,,,; wurde beigesetzt in Nürnberg,,,,,.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Beruf: Arzt königlicher Bezirksarzt Krankenhausdirektor
    • Merkel-Referenznummer: 3-1.9

    Notizen:

    Stadtarchiv Nürnberg Stadtlexikon
    https://online-service2.nuernberg.de/stadtarchiv/objekt_start.fau?prj=verzeichnungen&dm=Stadtlexikon&ref=6426

    Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte
    http://www.zeno.org/Pagel-1901/A/Merkel,+Gottlieb

    https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:bvb:355-ubr28742-0

    https://de.wikipedia.org/wiki/Gottlieb_von_Merkel

    S. 40 Glossner, St. Johannisfriedhof zu Nürnberg: "Dr. Gottlieb von Merkel, Obermedizinalrat, Krankenhausdirektor, Ehrenbürger der Stadt Nürnberg. ...Auf seine Anregung und unter seiner Leitung wurde das Gesundheitswesen der wachsenden Großstadt Nürnberg auf eine neue Grundlage gestellt und ausgebaut...."
    Lebenslauf, verfasst von Friedrich Merkel, 25.3.72
    III-1.9 Gottlieb von Merkel (29.Juni 1835 - 13.10.1921).
    Die schöne Sitte, die Onkel Paul von Merkel eingeführt hat, unserer bedeutenden Ahnen der ersten und 2. Generation systematisch am Familientag zu gedenken, habe ich insofern fortgesetzt, als ich sowohl die Vorväter der 3. (Caspar Gottlieb), der 4. (Andreas) u. 5. Generation (Johann) ausführlich geschildert habe, als auch insbesondere in der Deszendenz die 3.Generation, bisher einen Enkel Paul Wolfgangs biographisch skizzierte. Im Vorjahr also sprach ich über den hochbedeutenden Johannes Merkel, den Paul Wolfgang selbst noch erlebt hat, als er 1819 geboren ward. Heute wollen wir uns seinem 16 Jahre jüngeren Bruder zuwenden, dem am 29.6.1835 geborenen Karl Gottlieb Johannes Merkel. Noch nicht dem Knabenalter entwachsen, lernte er das schwere Los des Waisenkindes kennen, da er mit 3 Jahren den Vater, mit 8 Jahren die Mutter verlor. Ja, man kann eine Parallele der Schicksalshärte erkennen, wie sie genau so traf seinen Urahn Johann, der in verzweifelnder Lage 1643 nach Nürnberg mit nur einem Kreuzer in der Tasche einwanderte oder mit dessen Sohn Andreas, der ebenfalls als Waisenkind eine harte Jugend erleben musste, als ihn die Vormünder um sein Hab und Gut gebracht hatten.
    Man wollte schon an seinem Fortkommen verzweifeln und ihn zu einem Buchbinder in die Lehre geben und als er selbst sich dessen weigerte, kam er zu Verwandten nach Bayreuth, wo er auch glücklich das Gymnasium absolvierte. Die Elternlosigkeit hatte er schwer empfunden: "Rumgstoßen bin i worden, die Mutter hat gefehlt, das geht ein'm halt nach das ganze Leben"- hörte man ihn manchmal sagen.
    1853 zog er auf die Universität Halle, woselbst sein 16 Jahre älterer Bruder Johannes Prof. der Rechte war, der sich seiner nunmehr brüderlich annahm, wie umgekehrt späterhin Gottlieb eine wertvolle Stütze für Johannes werden sollte, als dieser 42jährig (1861) todkrank in Meran noch Heilung suchte, wenn auch vergeblich.
    Man findet hier, wie so oft schon in der Stiftergeneration, einen so treuen geschwisterlichen Zusammenhang, der zahllose Beispiele aufzählen ließe.
    Begleiten wir den jungen Studenten der Medizin von Halle nach Erlangen, nach Wien und Prag und zuletzt nach Würzburg, so erkennen wir, wie er aus reiner Neigung Arzt wurde und zeitlebens seinen bedeutendsten Lehrern (Gerlach, Dittrich, Skoda, Oppolzer und Bamberger) ein höchst ehrendes Gedenken bewahrte, wie wir in seiner Biographie lesen können. 1859 kam er als Assistent ans Nürnberger Krankenhaus (zu Dr. Geist). Ein Plan, sich in Halle zu habilitieren, kam nicht zur Ausführung, als er sich 1862 in Nürnberg niederlassen konnte, wo er nebenbei fleißig wissenschaftlich arbeitete, besonders in Tuchfühlung mit Prof. Zenker und Ziemssen der Universität Erlangen.
    1867 wurde er Ordinarius der med. Abt. des städt. Krankenhauses in Nürnberg und dieses wurde unter seiner geistigen Führung eine Pflegestätte der Wissenschaft, man denke nur an die durch ihn erforschte Staublungenerkrankung.
    Als er 1888 den ehrenvollen Ruf erhielt, nach Curschmanns Tod die Leitung des neu erbauten Hamburger Krankenhauses in Eppendorf zu übernehmen, lehnte er schweren Herzens ab, so stark war sein Heimatgefühl eines bodenständigen Nürnberger Sohnes. Man hörte ihn oft sagen: „Unsere Wurzeln im Nürnberger Boden reichen ganz tief, tiefer als der Nürnberger Stadtgraben.“ Zum Dank seines Bleibens wurde ihm der Bau eines Neuen Krankenhauses in Nürnberg gewährt, das ganz nach dem Epfendorfer Krankenhaus gebaut wurde, wie überhaupt damals der Pavillonbau höchst modern war und nur noch in Leipzig und Berlin zu sehen war. So wurde nach einigen Besichtigungsreisen dorthin der Neubau des Krankenhauses ganz seine eigene Schöpfung.
    Daneben war er aber schon 1874 Bezirksarzt der Stadt geworden und ihm oblag die Hygiene der Stadt. Mit unendlichem Fleiß überwachte er die großen hygienischen Aufgaben, die Einführung der Trichinenschau wurde obligatorisch und war sein Werk, eigne Lymphbereitung zur Pockenschutzimpfung war seine Schöpfung, neben der ständigen Trinkwasserkontrolle und der Gewerbehygiene, die oft auf Abstellung von Gesundheitsschädlichen Einflüssen in den Industriebetrieben drängen musste, ja man nannte ihn den „Nürnberger Pettenkofer“, der ja gleichzeitig damals in München so segensreich wirkte (man denke nur an die Cholerabekämpfung durch ihn),.-
    Wie als Kliniker und nun auch als Hygieniker war Gottlieb in Deutschland überall anerkannt. Einen Ruf nach München aber lehnte er wieder ab, als 1896 der Leiter des bayr. Medizinalwesens (Kerschtensteiner) gesucht wurde. So wie 8 Jahre vorher die 2.größte deutsche Stadt versucht hatte, ihn als ihren ersten Kliniker zu gewinnen, so suchte nun der 2.größte deutsche Staat, ihn als Leiter des gesamten Medizinalwesens zu berufen. Auch bei einer Aussprache konnte der Minister der Innern Frh. v. Feilitsch, ihn nicht von seiner Heimatstadt fortlocken.
    Dafür wurde er als Krankenhausarzt immer bekannter und geschätzter, eine große Consiliarpraxis beschäftigte ihn außer seinen sonstigen Ämtern und dazu war er seit 1886 als Beirat im kaiserlichen Gesundheitsamt in Berlin, seit 1871 Mitglied des Medizinalausschusses tätig, Vorsitzender der Ärztekammer von 1872 - 1902 und Ehrenmitglied von 12 ärztlichen Vereinen. -
    In diesem uns gesteckten Rahmen muss ich mich kurz fassen, denn ich hätte ihn als ersten Bekämpfer der Umweltverschmutzung noch schildern müssen, wie er den Gefahren begegnete der Ultramarinfabriken, der Hopfenschwefeldarre und wie er eine Feingoldschlägerei genau so kannte wie eine Bürsten und Pinselfabrik. Seine brillanten Gutachten beruhten auf der bis ins Kleinste gehenden Kenntnis jedes Betriebes und der Beschäftigung jedes Arbeiters. Eine gewaltige Arbeit als Amtsarzt wurde von ihm vollbracht und unter seiner tätigsten Mitwirkung entstand das heutige moderne Nürnberg. Fast auf allen Gebieten war er Autorität geworden und nichts zeugt von seiner schier unbegrenzten Wirkungssphäre Gottliebs als der humorvolle als auch bezeichnende Name, dem man ihm gab: „Der liebe Gott“.-
    Gottlieb war also von der Reichsregierung als Sachverständiger bei den Beratungen der Farben-Eier-Branntwein und anderen Kommissionen im Reichsgesundheitsamt und später ständiges Mitglied im Reichsgesundheitsrat. Es bleibt uns unfasslich, wie ein Einziger all das bewältigen konnte, eine Riesenarbeit in einer Stellung, ein Übergewicht und eine Machtfülle für sich in Anspruch nehmend, die keiner vor ihm je besessen und keiner nach ihm je wird einnehmen können. Auch die Idee einer Einrichtung von Lungenheilstätten setzte er in die Tat um (Engelthal).
    Ein großartiges Rednertalent zeichnete ihn aus und als er 1904 den Vorsitz im Kongress der inneren Medizin führen sollte, ward ihm als Nichtkliniker die höchste Ehre zuteil, deren er sich erfreuen konnte. Mit äußeren Ehren aller Art, mit Titeln und Orden wurde er geradezu überhäuft, durch den preuß. u. bayr. Staat, Universitäten und wissenschaftliche Korporationen. Zum 70. Geburtstag wurde er zum Ehrenbürger seiner Vaterstadt ernannt und außerdem erhielt er den Kronenorden des Königsreiches Bayern und damit verbunden den persönlichen Adel.
    Es war kein Wunder, dass er auch zu Hofempfängen geladen wurde und höchst anschaulich beschreibt er selbst, wie er beim Prinzregenten Luitpold zum Diner empfangen wurde, und wie Prinzessin Adelgunde, die verwitwete Herzogin von Modena dem Prinzregent Luitpold bei solchen Anlässen zur Seite stand. Wie rundet sich hier doch ein Kreis, wenn man bedenkt, dass gerade die 1845 damals jugendliche bayr. Prinzessin Adelgunde in Modena dem bayr. Forscher von kirchlichen Handschriften Johannes Merkel, seinem Bruder, die sonst nie allgemein zugängliche Bibliothek „Estense“ aus dem 13. Jahrhundert - als Gemahlin Franz V. - durch ihre Fürsprache eröffnete!
    Vieles wäre noch zu berichten, auch über die glückliche Ehe mit Großtante Emma von der güldenen Aue. Wenn man beide in gleicher Größe (untersetzt) spazieren gehen sah, sprach man von den beiden Turteltauben (z.B. in Streitberg). Doch ich muss nun schließen und füge sein selbstgewähltes Dankeswort an das Schicksal an, das Gottlieb seiner Biographie gab: In wie viel Not hat nicht der gnädige Gott über dir Flügel gebreitet.
    Möge diese biographische Skizze uns Nachfahren ein Ansporn sein, in Gottlieb von Merkel ein Vorbild von eisernem Fleiß, steter Pflichterfüllung verbunden mit einem nie erlahmenden Arbeitswillen zum Wohle der Mitmenschen sein auf der Grundlage einer tiefen Religiosität, wie sie bereits die Stiftergeneration beseelte.
    Dass Gottlieb von Merkel der Begründer einer in ganz Bayern anerkannten
    "Ärztedynastie Merkel“
    wurde, kam uns Jüngeren oft zugute. Man bedenke dass in der 3. 4.und 5. Generation in unserer Familie 33 Ärzte bereits wirkten, die für die 6. und 7. Generation sich auf über 40 erhöht, was wohl einmalig sein dürfte nicht nur in Bayern.
    Möge das Gedächtnis an unsere Ahnen daher immerwährender Ansporn bleiben, wie wir es besonders auf unseren jährlichen Familientagen auch zukünftig pflegen wollen.
    Friedrich Merkel
    25.3.72

    Bericht aus Heft 52/2002, Zeitschrift für Rechtsgeschichte - Nachruf (http://sankt-johannis.de/2002/heft52/52_14.htm) (von Albrecht Merkel über Rainer Volck an Eberhard Brick 5.5.2006):

    Dr. Gottlieb, Ritter von Merkel (1835-1921)

    Im vergangenen Jahr 2001 fand man in den Kellerräumen der HNO-Klinik im Nordklinikum eine Büste - namenlos. Der Vorsitzende des Krankenhausmuseums Prof. Dr. Dr. Schmidt wurde zu Rate gezogen und konnte sogleich die personale Identität feststellen: sie ist die Büste des ersten Direktors Dr. von Merkel des im Jahre 1897 an der Flurstraße neu errichteten Krankenhauses Nürnberg. Die Büste ist aus weißem Marmor gleich den Marmorbüsten in der Walhalla und mit ihren 70 kg sehr gewichtig. Sie ruht nun seit dem 27. Februar 2002 auf einem Sockel aus Tessiner Granit im Eingangsbereich des Krankenhausmuseums. Der Nürnberger Bildhauer Winfried Baumann schuf und stiftete den Sockel. Stadtrat Dr. Jürgen Helmbrecht hatte ihn hierzu inspiriert. Der Vorsitzende des Krankenhausmuseums Theodor Schmidt brachte bei der Vorstellung der Büste eine geraffte Darstellung der Familien- und Berufsgeschichte Merkels:


    Gottlieb von Merkel entstammt einer angesehenen Nürnberger Kaufmannsfamilie (etwa seit 1650). Die Kaufmannsfamilie Merkel stellte in Nürnberg Ratsschreiber, Bürgermeister, Hochschullehrer usw. Die Kinder Gottlieb von Merkeis waren Professoren, Pfarrer, Landgerichtspräsident, Staatsrat im Bayerischen Finanzministerium, Präsident des Landesfinanzamtes in Nürnberg und berufsmäßiges Stadtratsmitglied in Nürnberg. Die Familie Merkel ist der größte Leihgeber von kunsthistorischen Objekten an Nürnberger Museen, insbesondere dem Germanischen Nationalmuseum (insgesamt 30.000 Objekte). Der von Jamnitzer geschaffene Tafelaufsatz, eines der wichtigsten Werke deutscher Gold- und Silberschmiedekunst des 16. Jahrhunderts überhaupt, wird heute als Merkelscher Tafelaufsatz bezeichnet, weil ein Mitglied der Familie ihn 1806 erwarb (heute im Rijksmuseum Amsterdam).

    Gottlieb von Merkel wurde als Sohn des zweiten Bürgermeisters 1835 in Nürnberg geboren. Er studierte Medizin an verschiedenen Universitäten und schloss sein Studium als Assistenzarzt am alten städtischen Krankenhaus Nürnberg (im Bereich des heutigen Opernhauses) ab. Er ließ sich zunächst als praktischer Arzt in Nürnberg nieder, wurde 1868 Ordinarius der Medizinischen Abteilung des alten Krankenhauses. Auf sein Drängen und nach seinen Vorschlägen wurde das neue Allgemeine Krankenhaus an der Flurstraße gebaut. Vorbilder waren andere Krankenhäuser im Pavillonstil, wie z.B. das Krankenhaus Eppendorf in Hamburg. Er war Direktor des Nürnberger Krankenhauses bis 1908. Gottlieb von Merkel engagierte sich darüber hinaus für zahlreiche andere Einrichtungen des Gesundheitswesens in Nürnberg. Zu diesem Engagement gehörte u. a. die Errichtung des Nürnberger Schlachthofes, die Einführung der Trichinenschau, der Bau der Desinfektionsanstalt, der städtischen Lungenheilanstalt in Engelthal, die Verbesserung der Kanalisation- und Wasserversorgung. Gottlieb von Merkel erhielt zahlreiche Ehrungen, wurde Ehrenbürger seiner Heimatstadt und erhielt den Verdienstorden der Bayerischen Krone, der mit dem persönlichen Adel verbunden war.


    Pegnesischer Blumenorden Nr.744
    Herr Dr. med. Gottlieb Merkel Sohn von Nr. 309, jüngster Bruder von Nr. 550; k. Medizinalrat und städtischer Krankenhausdirektor; aufgenommen 19. 1. 1886, alte Nr. 743; s. Archiv; seit 1. 1. 1904 Obermedizinalrat, später „von Merkel“; verstorben 1921


    1876 Adreßbuch
    Untere Thalgasse 20

    Name:
    1905 Kronenorden - damit verbunden der persönliche Adel

    Gottlieb heiratete Emma SCHWARZ am 30 Mai 1865 in Nürnberg,,,,,. Emma (Tochter von Gräflich von der Schulenburgischer Amtmann Heinrich SCHWARZ) wurde geboren am 04 Mai 1840 in Nürnberg,,,,,; gestorben am 01 Dez 1921 in Nürnberg,,,,,. [Familienblatt] [Familientafel]


  2. 3.  Emma SCHWARZEmma SCHWARZ wurde geboren am 04 Mai 1840 in Nürnberg,,,,, (Tochter von Gräflich von der Schulenburgischer Amtmann Heinrich SCHWARZ); gestorben am 01 Dez 1921 in Nürnberg,,,,,.

    Notizen:

    Emma von Merkel geb. Schwarz
    III-1.9.0 (Georg Merkel)
    Am 1. Dezember des vorigen Jahres (1921) starb im Alter von 81 Jahren und 7 Monaten Emma von Merkel, die Witwe des ihr am 13. Oktober im Tod vorangegangenen Familienältesten, Gottlieb von Merkel.
    Sie war geboren am 4. Mai 1840 als jüngstes Kind des gräflich von Schulenbergischen Amtmanns in Wizenburg Heinrich Schwarz und verbrachte die ersten 20 Jahre ihres Lebens in der fruchtbaren damals noch ganz ländlichen Gegend Mitteldeutschlands, der Harz und Thüringer Wald aneinandergrenzen. 1861 übersiedelte sie mit ihrer ältesten verheirateten Schwester hierher, wo sie sich im Februar 1863 mit dem damals praktischen Arzt Dr. Gottlieb Merkel verlobte und am 30. Mai 1865 verheiratete. Zeitlebens ein Kind der Natur, das für alle Eindrücke empfänglich und dankbar war, hat sich anschmiegendes und warmes, lebhaftes und unmittelbares Wesen ..................... den neuen ungewohnten Verhältnissen der großen Familie eingeordnet. Die sinnige Kultur der alten Reichsstadt, in der dies wurzelte und von der sie getragen war, bereicherte und beglückte ihr Gemüt. Die ehren............... und gediegene Weise, in der Gatte und Anverwandte ihren durch Gaben und Beruf vorgezeichneten Weg gingen, stärkten und festigten ihr bewegliches Herz, wie sie hinwiederum diesem festgefügtem Leben Kraft und Gesundheit, Frische und Natürlichkeit als Gegengabe mitbrachte.
    Sie schenkte, als die Einzige ihrer Generation in unsere Familie, zehn Kindern das Leben, von denen freilich drei im jugendlichen Alter und zwei in den besten Jahren starben. Ernstlich krank war sie, von den letzten Jahren abgesehen, nur einmal und die vielen Sorgen um die Gesundheit ihres Mannes, die Bemühungen, ihm die Wege so weit wie möglich zu ebnen, die mütterlichen Nöte um ihre Kinder, die Anforderungen, die der sich ständig vergrößernde Haushalt und das wachsende Ansehen ihres Mannes an sie stellten, wie ihr Mitempfinden aller Freunden Sorgen, das ihr die Arbeit in nicht wenigen Fürsorge- und Wohltätigkeitsvereinen zur unabweichbaren Pflicht machte, konnten ihre Frische und Freudigkeit, ihre Spannkraft und Ursprünglichkeit nicht lähmen. Ihrer köstlichen und kräftigen Eigenart, die freilich in ihrer Aufrichtigkeit zu Zeiten auch streng bis zum Verletzen urteilen konnten, tat selbst in den letzten Jahren sich fast bis zur völligen Taubheit verschlechternde Gehör kaum Abbruch. Den Nöten des Lebens und besonders des zunehmenden Alters stellte sie ein nicht immer leicht behauptetes, aber zuletzt doch immer fröhliches Gottvertrauen entgegen.
    So steht sie vor uns als ein liebes Glied der Familie, das nie seinem Heimatboden verleugnete und zugleich, in neue Verhältnisse verpflanzt, ihnen eine glückliche Entfaltung verdankte, ein bescheidenes, aber ermunterndes Zeugnis für die Lebenskräfte, die in der Familie ruhen. Ehre und Dank folgen ihr übers Grab hinaus.
    Georg Merkel
    Nach anderer Quelle könnte sie auch Tochter des Karl Schwarz, Ökonomieamtmann, und der Emilie Lobedan sein.

    Notizen:

    Verheiratet:
    Toast zum Familien-Pokal am 30ten Mai 1865:

    Schon manchesmal
    – hat dieser Pokal-
    die Runde gemacht am Tische,
    und immer wieder aufs Frische,
    gefüllt mit dem edlen Hochzeitswein,
    die Tafel umkreist durch fröhliche Reihn.
    Das haben seit Jahren
    die Väter erfahren.
    Es reift in dem Fass
    das köstliche Nass.
    Bis ein neues Paar in glücklicher Stunde
    die Hände vereinigt zum ewigen Bunde.
    Und wären auch schon
    der Merkels Legion-
    zuviel kann es ihrer doch niemals geben.
    So lasst denn auch heut uns den Becher erheben.
    Es stand am Altar
    ein treffliches Paar.
    Mag Gottes Segen durch`s Leben sie leiten
    und treu bis zur goldenen Hochzeit begleiten.

    (die auch stattgefunden hat AM 2023)

    Kinder:
    1. Christoph MERKEL wurde geboren am 01 Aug 1866 in Nürnberg,,,,,; getauft in in Nürnberg,,,,,; gestorben am 27 Jan 1867 in Nürnberg,,,,,.
    2. Grete MERKEL wurde geboren am 14 Mai 1868 in Nürnberg,,,,,; getauft in in Nürnberg,,,,,; gestorben am 06 Dez 1948 in Nürnberg,,,,,.
    3. Emilie (Mix) MERKEL wurde geboren am 05 Sep 1869 in Nürnberg,,,,,; getauft in in Nürnberg,,,,,; gestorben am 29 Apr 1903 in Kiel,,,,,.
    4. Wilhelm MERKEL wurde geboren am 27 Jan 1871 in Nürnberg,,,,,; getauft in in Nürnberg,,,,,; gestorben am 23 Nov 1872 in Nürnberg,,,,,.
    5. Prof.Dr.med. "Hermann" Karl MERKEL wurde geboren am 07 Jun 1873 in Nürnberg,,,,,; gestorben am 27 Mai 1957 in München,,,,,; wurde beigesetzt am 31 Mai 1957 in Nürnberg,,,,,.
    6. Dr. jur. Johannes MERKEL wurde geboren am 06 Dez 1875 in Nürnberg,,,,,; gestorben am 21 Mrz 1960 in Nürnberg,,,,,; wurde beigesetzt am 23 Mrz 1960 in Nürnberg, St.Johannis 1845.
    7. Dr.-chem. Heinrich (Heinz) MERKEL wurde geboren am 26 Okt 1877 in Nürnberg,,,,,; getauft in in Nürnberg,,,,,; gestorben am 13 Nov 1916 in Leipzig,,,,,.
    8. Gottlieb MERKEL wurde geboren am 01 Nov 1879 in Nürnberg,,,,,; getauft in in Nürnberg,,,,,; gestorben am 07 Mrz 1880 in Nürnberg,,,,,.
    9. Dr.chem. Benno MERKEL wurde geboren am 02 Feb 1882 in Nürnberg,,,,,; getauft in in Nürnberg,,,,,; gestorben am 25 Okt 1929 in Elberfeld,,,,,; wurde beigesetzt am 02 Nov 1929 in Nürnberg,,,,,.
    10. 1. Georg MERKEL wurde geboren am 02 Feb 1882 in Nürnberg,,,,,; getauft in in Nürnberg,,,,,; gestorben am 28 Mai 1968 in Rummelsberg,,,,,.


Generation: 3

  1. 4.  "Johann" (Hanni) MERKEL"Johann" (Hanni) MERKEL wurde geboren am 18 Nov 1785 in Nürnberg,,,,,; getauft am 20 Nov 1785 (Sohn von Paul Wolfgang MERKEL und Margarethe Elisabeth BEPLER); gestorben am 25 Jan 1838 in Nürnberg,,,,,; wurde beigesetzt am 28 Jan 1838 in St.Johannisfriedhof Grab Nr.1845.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Beruf: Nürnberg; Kaufmann, Handelsherr, Marktvorsteher, Zweiter Bürgermeister
    • Merkel-Referenznummer: 2-1

    Notizen:

    Verzeichnis der Voreltern...von Paul Wolfgang Merkel, 1992 bearbeitet von Arthur Mez: Nr. I. 1a
    Die Ahnenträger (Kinder des Paul Wolfgang Merkel) kennzeichnet Mez mit Buchstaben von a-n.
    Johann war Kaufmann, Handelsherr, 1836 2. Bürgermeister in Nürnberg
    S. 27 in Glossner, Der St.Johannisfriedhof zu Nürnberg: .."Er wurde zu einem bedeutenden Kommunalpolitiker, der bei der Gründung der Ludwigs-Eisenbahn zwischen Nürneberg und Fürth mit tätig war. Zuerst noch durch die Aufklärung und den Rationalismus bestimmt, wurde er in seinem letzten Lebensjahr von W. Löhe sehr beeindruckt und einer der nächsten Freunde. .."
    In dem Grab K 8 -1845 wurde auch Stadtrat Dr. Johannes Merkel, gestorben 1960, beigesetzt.

    FAMILIENBUCH MERKEL, im Stadtarchiv Nürnberg verwahrt unter Merkel- Archiv Nr. 15a, Seite 19-20
    Abgeschrieben nach bestem Wissen und Können im März 1982 durch Arthur Mez ( VI 55241)
    Eingescannt und den Personen in Gen_Pluswin-Merkel-Datei eingefügt durch E. Brick, Juni 2005

    1. JOHANN MERKEL
    Erstes Kind u. erster Sohn des Herrn Paul Wolfgang Merkel u. seiner Ehefrau Margaretha Elisabetha geborenen Beppler, wurde zu Nürnberg am Mittwoch den 18 November 1785 geboren, u. empfieng am 20 November die heilige Taufe, bei welcher er von seinem Großvater Herrn Johannes Beppler vertreten wurde. Seine Erziehung war eine ebenso ernste als liebevolle u. gab Zeugniß von der Sorgfalt u. Treue der Eltern, denen das leibliche u. geistige Wohl ihrer Kinder am Herzen lag. Er empfieng daher schon nach Vollendung seines fünften Jahres Privatunterricht u. wurde darnach dem Gymnasium übergeben. Wie sein Vater behielt er von daher eine Vorliebe für klassische Bildung, denn er verdankte ihr in seinem späteren Leben die Gewandtheit, mit welcher er sich ausdrücken konnte, u. die Fähigkeit seinem Geiste immer neue Anregung u. Nahrung zu verschaffen. Ausgestattet mit guten Gaben machte er im Lernen schnelle u. bedeutende Fortschritte. Neben dem öffentlichen genoß er aber auch noch immer Privat-Unterricht im Französischen, Italjenischen u. Englischen im Zeichnen u. in der Musik. Nach der Konfirmation u. vor dem Eintritt in die Lehre, denn er hatte sich den kaufmännischen Beruf erwählt, durfte er im Jahre 1799 einen vertrauten Gehülfen des elterlichen Geschäftes auf einer Handlungsreise nach Baiern, Tirol u. Italien begleiten. Nach seiner Rückkehr wurde er zu Herrn Kaufmann Oettelt in die Lehre gegeben u. kehrte nach Vollendung derselben wieder in das elterliche Haus zurück, um von da an thätigen Antheil an den Geschäften seines Herrn Vaters zu nehmen.
    Im Jahre 1807 unternahm er eine Geschäftsreise nach Wien u. in den Jahren 1810 u. 1811 nach Oesterreich, Ungarn, Böhmen, Sachsen u. Preußen. Endlich wollte ihm sein Herr Vater auch das zuwenden, was ihm auf derselben Altersstufe nicht zu Theil wurde, nach England zu reisen. Er konnte aber dieses Vorhaben erst im Mai 1815 ausführen, weil ihn längere Zeit die Gicht auf das Krankenlager geworfen hatte. Mit seinem Freunde Gottlieb von Scheidlin aus Wien trat er die Reise an. Am Anfang des Jahres 1816 kehrte er über Calais u. Paris nach Hause zurück.
    Am 21 Juni 1818 verlobte er sich mit Jungfrau Anna Margaretha Barbara Held. Sie war die einzige Tochter des Rugamtssekretairs Nikolaus Adam Held zu Nürnberg u. seiner Ehefrau Maria Marg. Barbara geborenen Knöll, u. wurde von dieser ihrer frühzeitig verstorbenen Frau Mutter der Liebe u. Sorgfalt ihrer Freundin, der Mutter des Herrn Johann Merkel empfohlen, welche diesen Wunsch erfüllte u. sie wie eine Tochter in ihr Haus aufnahm. Am 18 October 1818 wurde Herr Johann Merkel mit dieser seiner Verlobten (welche zu Nürnberg am 26. Novemb. 1794 geboren ist) im elterlichen Hause getraut. Aus dieser Ehe, welche ganz nach dem Wunsche u. zur Freude der Eltern, aber ebenso aus reiner gegenseitiger Liebe u. Neigung geschlossen worden u. eine überaus glückliche u. gesegnete war, giengen 10 Kinder, drei Söhne und sieben Töchter hervor, nehmlich:
    1. Paul Johannes geboren am 1 August 1819.
    2. Johanna Susanna Margaretha geboren am 5 December 1820.
    3. Adam Ludwig geboren 1822 am 26 August.
    4. Katharina Johanna geboren 1823 am 30 December; gestorben 1824 am 27 Januar.
    5. Elisa Paulina Johanna geboren 1825 am 15 März.
    6. Susanna Katharina Johanna Luisa geboren 1826 am 22 April.
    7. Margaretha Elisabetha Johanna geboren 1827 am 14 Juli.
    8. Julie Wilhelmine Johanna Elisa geboren 1832 am 17 August.
    9. Karl Gottlieb Johannes geboren 1835 am 29 Juni..
    10. Barbara Klara Friederika Johanna geboren 1836 am 2 October; gestorben 1837 am 12 Februar.
    Im Jahre 1817 war Herr Johann Merkel mit seinem Bruder Herrn Paul Gottlieb Merkel von seinem Herrn Vater als Gesellschafter in die Handlung aufgenommen worden u. führte mit demselben auch nach dem Tode seines Herrn Vaters dieselbe fort, nahm im Jahre 1829 auch noch seinen jüngeren Bruder Herrn Johann Friedrich Merkel als Gesellschafter auf u. bewies in seinem Geschäfte eine mehr als gewöhnliche Tüchtigkeit u. Gewandtheit, verbunden mit der strengsten Gewissenhaftigkeit u. Rechtlichkeit. Er bewohnte seit seiner Verheurathung das Haus auf dem Neuenbau, welches im Jahre 1824 nach dem Tode seiner Frau Stifgroßmutter Susanna Margaretha Dorothea Beppler hergerichtet worden war. Im Jahre 1831 nach dem Tode seiner Frau Mutter bezog er das vordere Haus am Weinmarkt N. 97. in welchem sich die Handlung befand.
    Herr Johann Merkel besaß eine vorzügliche Anlage zur Verwaltung, wie sich dieß in den verschiedenen öffentlichen Ämtern, zu welchen er ohne sein Zuthun berufen wurde, bewährte. Schon im Theuerungsjahre 1816 wurde er von der damaligen Polizeidirektion in den Wohlfahrtsausschuß berufen. Im Jahre 1818 wurde er unter die Herren Marktsadjunkten aufgenommen, u. in demselben Jahre in. das neugebildete Magistratskollegium der Stadt gewählt. Diese Stelle gab er wieder auf, als er 1825 Marktsvorsteher wurde, hingegen wurde er 1833 ins Gemeindekollegium aufgenommen u. von diesem zum Vorstand gewählt. Dreimal nehmlich in den Jahren 1822, 1825 u. 1828 wurde er durch das Vertrauen der Bürgerschaft als Abgeordneter der Stadt zum Landtag gesendet, u. sechsmal vom Jahre 1832 an war er Mitglied des Landraths von Mittelfranken. Im Jahre 1835 wollte er sich dem Rufe, als zweiter Bürgermeister seiner geliebten Vaterstadt zu dienen, nicht entziehen, so schwer ihm auch der Entschluß werden mochte, weil er mit Annahme dieser Stelle aus seinem Lebensberufe heraustreten u. auch sein Amt als Marktsvorsteher niederlegen mußte. Mit großer Treue verwaltete er dieses Amt, dessen Bedeutung er wohl erkannte, wenn er in der Rede, womit er dasselbe am 24 März 1836 antrat, sagte: "Wenn die Person u. der Wandel im öffentlichen Dienst je angesehen wird, so unterliegt vor allem der zweite Bürgermeister diesem Urtheil. Er soll durch Gottesfurcht, welche der Weisheit Anfang, die rechte Klugheit ist, durch Sittenreinheit u. Berufstreue seine Stelle ehren u. dadurch sich die öffentliche Achtung erwerben, welche seiner Wirksamkeit erst den rechten Erfolg verschafft." Im Herbst 1836 kündigte sich das Uebel an; welches keine menschliche Kunst heben konnte, u. endlich seinem Leben ein Ende machte. Eine wuchernde Entartung der Lymphdrüsen u. das Anschwellen der Mandeln nach außen u. innen machten dreimal eine sehr gefährliche Operation im Schlunde nothwendig, welcher er sich unter Gebet u. im festen Gottvertrauen am Pfingstmontag, am 21 October u. am 4 December 1837 unterwarf. Sie wurde von Professor Dr. Dietz vollzogen u. verschaffte ihm zwar unmittelbare Erleichterung. Aber das Leiden rieb seine Kräfte auf u. am 25 Januar 1838 früh gegen 5 Uhr entschlief er sanft u. ohne Todeskampf. Am Sonntag den 28 Januar Vormittags nach dem Gottesdienste wurde er unter zahlreicher Begleitung nach St. Johannis gebracht u. in das Grab seiner Frau Mutter gelegt. Seine schriftlich hinterlassenen Abschiedsworte an die Seinigen, an seine Freunde u. den Magistrat der Stadt geben Zeugniß von seiner wahrhaft christlichen Gesinnung, welche ihn im Leben u. insbesondere in seiner Krankheit beseelte.
    Seine Gattin, von schwächlicher Gesundheit, ertrug den schweren Verlust in gläubiger Ergebung, überlebte ihn aber nur fünf Jahre. Sie war mit ihren Kindern aus dem Hause am Weinmarkt wieder in das auf dem Neuenbau (Maxplatz) gezogen, u. lebte ganz ihren Kindern, die sie in der Zucht u. Ver. mahnung zum HErrn erzog. Im Sommer 1843 erkrankte sie an nervöser Grippe, welcher ihr zarter Körper bald erlag. Sie verschied am Freitag den 9 Juni 1843 im Glauben an ihren Heiland, u. wurde am Montag den 12 Juni Morgens in dasselbe Grab zu ihrem Manne gelegt. Wie diesem so hielt auch ihr Herr Vorbrugg, Stadtpfarrer an der Kirche zum Heil. Geist die Grabrede u. Einsegnung. Zu den nun doppelt verwaisten Kindern zog Herr Johann Kaspar Gottlieb Merkel, jüngster Bruder des Herrn Johann Merkel ins Haus, um sich der noch unmündigen jüngeren Kinder anzunehmen, u. erfüllte diese Bruderpflicht bis er im November 1646 als Stadtgerichtsassessor nach Schweinfurt versetzt wurde.
    NB. Eine ausführliche Lebensbeschreibung des Herrn Johann Merkel hat sein Schwager Herr Karl Ludwig Roth, Rektor des hiesigen Gymnasiums, verfaßt, welche als Manuskript gedruckt u. unter Verwandten u. Freunden vertheilt wurde.
    NB. Eine ausführliche Lebensbeschreibung des Herrn Johann Merkel hat sein Schwager Herr Karl Ludwig Roth, Rektor des hiesigen Gymnasiums, verfaßt, welche als Manuskript gedruckt u. unter Verwandten und Freunden verteilt wurde.

    bestattet St.Johannisfriedhof Grab Nr.1845 A.Mez, Gräber der Familie Merkel und ihrer Vorfahren

    Mummenhoff, Ernst, "Merkel, Johann" in: Allgemeine Deutsche Biographie 21 (1885), S. 435-437 [Online-Version];
    URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116893354.html#adbcontent

    Lebensläufe aus Franken Bd.3 (1927) 355;

    F.Roth, Nachrichtvon dem Leben P.W.Merkels Nürnberg 1821 (A.Mez, S.123) [1]

    Pegnesischer Blumenorden Nr.309
    Herr Johann Merkel geboren 18. 11. 1785, Sohn des Marktvorstehers Paul Wolfgang Merkel, Bruder von 459, Schwager von Nr. 265, Kaufmann; 1805 gründete er die literarische Gesellschaft EOS, später Hesperus;

    1807 Mitglied der Loge „Zu den drei Pfeilen“; aufgenommen 7. 2. 1814, alte Nr. 310;

    1818 Marktadjunkt,
    1825 Marktvorsteher,
    1822, 1825 und 1827 Landtagsabgeordneter,
    1836 2. Bürgermeister;
    s. Archiv; verstorben 25. 1. 1838;
    Nürnberger Künstlerlexikon S. 1008.

    Keller, Keller, G.; Generalmajor, (Druck der Stuttgarter Buchdruckerei-Gesellschaft m.b.H.).

    A. Mez nutzte die Quellen nach Kartei bzw. KB im Landeskirchlichen Archiv Nürnberg St. Sebald S. 645.

    A. Mez nutzte die Quellen nach Kartei bzw. KB im Landeskirchlichen Archiv Nürnberg St. Sebald S. 845.

    Begraben:
    A.Mez, Gräber der Familie Merkel und ihrer Vorfahren

    "Johann" heiratete "Anna" Margaretha Barbara (Nanne) HELD am 18 Okt 1818 in Nürnberg,,,,,. "Anna" (Tochter von Nikolaus Adam HELD und Maria Margarete Barbara KNOLL) wurde geboren am 26 Nov 1794 in Nürnberg,,,,,; gestorben am 09 Jun 1843 in Nürnberg,,,,,; wurde beigesetzt am 12 Jun 1843 in Nürnberg, St.Johannis 1845. [Familienblatt] [Familientafel]


  2. 5.  "Anna" Margaretha Barbara (Nanne) HELD"Anna" Margaretha Barbara (Nanne) HELD wurde geboren am 26 Nov 1794 in Nürnberg,,,,, (Tochter von Nikolaus Adam HELD und Maria Margarete Barbara KNOLL); gestorben am 09 Jun 1843 in Nürnberg,,,,,; wurde beigesetzt am 12 Jun 1843 in Nürnberg, St.Johannis 1845.

    Notizen:

    PWM bestattet St.Johannisfriedhof Grab Nr.1845 A.Mez, Gräber der Familie Merkel und ihrer Vorfahren

    Kinder:
    1. Dr. jur. Paul Johannes MERKEL wurde geboren am 01 Aug 1819 in Nürnberg,,,,,; gestorben am 19 Dez 1861 in Halle,,,,,.
    2. Johanna MERKEL wurde geboren am 05 Dez 1820 in Nürnberg,,,,,; gestorben am 07 Sep 1890 in Bad Reichenhall,,,,,.
    3. Adam "Ludwig" MERKEL wurde geboren am 26 Aug 1822 in Nürnberg,,,,,; gestorben am 02 Jun 1874 in Nürnberg,,,,,.
    4. Katharina Johanna MERKEL wurde geboren am 30 Dez 1823 in Nürnberg,,,,,; gestorben am 27 Jan 1824 in Nürnberg,,,,,; wurde beigesetzt am 30 Jan 1824.
    5. "Elise" Pauline Johanna MERKEL wurde geboren am 15 Mrz 1825 in Nürnberg,,,,,; gestorben am 11 Okt 1868.
    6. Luise MERKEL wurde geboren am 22 Apr 1826 in Nürnberg,,,,,; gestorben am 22 Apr 1889 in Nürnberg,,,,,.
    7. Margarethe MERKEL wurde geboren am 14 Jul 1827 in Nürnberg,,,,,; gestorben am 16 Mai 1920 in Nürnberg,,,,,; wurde beigesetzt am 18 Mai 1920 in Nürnberg St.Johannis 1845.
    8. "Julie" Wilhelmine Elise Johanna MERKEL wurde geboren am 17 Aug 1832 in Nürnberg,,,,,; gestorben am 16 Sep 1892 in Nürnberg,,,,,.
    9. 2. Medizinalrat Dr. med. Gottlieb RITTER VON MERKEL wurde geboren am 29 Jun 1835 in Nürnberg,,,,,; gestorben am 13 Okt 1921 in Nürnberg,,,,,; wurde beigesetzt in Nürnberg,,,,,.
    10. Friederike MERKEL wurde geboren am 26 Okt 1836 in Nürnberg,,,,,; getauft am 06 Nov 1836 in Nürnberg,,,,,; gestorben am 12 Feb 1837 in Nürnberg,,,,,.

  3. 6.  Gräflich von der Schulenburgischer Amtmann Heinrich SCHWARZ
    Kinder:
    1. 3. Emma SCHWARZ wurde geboren am 04 Mai 1840 in Nürnberg,,,,,; gestorben am 01 Dez 1921 in Nürnberg,,,,,.


Generation: 4

  1. 8.  Paul Wolfgang MERKELPaul Wolfgang MERKEL wurde geboren am 01 Apr 1756 in Nürnberg,,,,,; getauft am 02 Apr 1756 in St.Sebald (Sohn von Caspar Gottlieb MERKEL und Maria Magdalena MERZ); gestorben am 16 Jan 1820 in Nürnberg,,,,,; wurde beigesetzt am 20 Jan 1820 in St. Sebald/St. Johannisfriedhof Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort .

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Beruf: Nürnberg; Kaufmann, Marktvorsteher, Politiker, Mäzen
    • Merkel-Referenznummer: 1

    Notizen:

    E. Brick - Ahn_Nr. 6-48; PWM 1-1.; U.Mayer- Ahn_Nr. 7-112; AL Mez ALU 2120 Nr.94 S.68;
    Verzeichnis der Voreltern...von Paul Wolfgang Merkel, 1992 bearbeitet von Arthur Mez: Nr. II.2 (Mez-Nr. 94) (Zeller Z,-;14)
    S. 33 Glosser, St. Johannisfriedhof zu Nürnberg: "Kaufmann, Marktvorsteher und 1. Landtagsabgeordneter der Stadt Nürnberg, geboren am 1. April 1756. M. war nicht nur im Handelsleben der Stadt eine bedeutende Persönlichkeit, er nahm auch in geistig kultureller Beziehung eine führende Stellung ein. Mit Goethe stand er brieflich und persönlich in Verbindung. Er starb am 16. Januar 1820 als Ahnherr der noch heute verbreiteten Familie."

    Rainer Volck schreibt in unserer Homepage www.merkelstiftung.de zum 250. Geburtstag:
    Paul Wolfgang Merkel zählt zu den bedeutendsten Persönlichkeiten Nürnbergs um 1800: Als Kaufmann handelt er mit großem Erfolg, als Politiker setzt er Reformen durch, im bayerischen Landtag streitet er für den wirtschaftlichen Wiederaufstieg Nürnbergs, als Sammler rettet er zahlreiche Nürnberger Kunstwerke. P.W. Merkel ist eine Schlüsselfigur des Umbruchs um 1800 und des Übergangs Nürnbergs in das Königreich Bayern.
    Aus dem Leben von Paul Wolfgang Merkel und die Bedeutung Paul Wolfgang Merkels für die Stellung Nürnbergs in Europa:
    1.4.1756 Geburt von Paul Wolfgang Merkel als 6. Kind des Nürnberger Handelsherrn und Markvorstehers Caspar Gottlieb Merkel und seiner Frau Maria Magdalena Merz. Der Vater führte das Handelshaus der Schwiegereltern Merz.
    1766 Gymnasiast in Nürnberg
    1770 Kaufmannslehre beim Manufakturhändler Hieronymus Deterding
    1770 Geschäftsreise nach Italien mit seinem Vater
    1783 Tod des Vaters Caspar Gottlieb Merkel. Übernahme der Geschäftführung im elterlichen Betrieb zusammen mit seinem Bruder Eibert Heinrich Gottlieb.
    1784 Paul Wolfgang heiratet Margarethe Elisabeth Bepler, Tochter des Kaufmanns Johannes Bepler
    1785 Geburt des ersten von 13 Kindern: Johannes ("Johann")
    1786 Wahl Paul Wolfgangs zum Marktadjunkten, einem von 12 Mitgliedern eines vom Rat der Stadt unabhängigen Ausschuss der Kaufmannschaft
    1787 Tod des Bruders Eibert Heinrich Gottlieb. Paul Wolfgang wird alleiniger Inhaber des Handelshauses und vereinigt am 1.8.1788 die Geschäfte seiner Schwiegereltern und seines zum Großhandelsgeschäft „Lödel und Merkel".
    1789 Paul Wolfgang Merkel wird Mitbegründer und Schatzmeister der Loge „Zu den drei Pfeilen" im Orient Nürnberg (Eingkeit, Freiheit und Gleichheit)
    1790 Besetzung Nürnbergs durch kaiserliche Truppen.
    1794 Unter Mitwirkung Paul Wolfgang Merkels war ein neues Gremium neben dem Rat der Stadt etabliert worden, um die zerrütteten Stadtfinanzen auch von Kaufmannschaft und Handwerk kontrollieren zu können. Paul Wolfgang wurde zum „Assessor der Kaufmannschaft" im engeren Gremium, dem „Syndicat", ernannt. 1795 Paul Wolfgang Merkel vermittelt mit hohem persönlichen Einsatz in der „Eierkuchenrevolte", einem Aufstand der Handwerker.
    1796 Das Nürnberger Umland wird preußisch. Das schneidet die Stadt von einem Großteil ihrer Einnahmen ab. Kurz darauf besetzt die französische Revolutionsarmee Nürnberg. Paul Wolfgang Merkel verhandelt intensiv mit den Generälen und hilft, die Plünderung der Stadt zu vermeiden. Am 2. September 1797 unterwirft sich die Freie Reichsstadt Nürnberg dem König von Preußen. Friedrich Wilhelm II ratifiziert den Vertrag jedoch nicht.
    1797 Erwerb des 1½ Hektar großen Gartenanwesens Sulzbacher Str. 32 (heute Melanchthon-Gymnasium und städtische Wirtschaftsschule)
    1797 Zusammentreffen und Briefaustausch mit Johann Wolfgang von Goethe.
    1801 Wahl zum Marktvorsteher
    1802 Paul Wolfgang Merkel finanziert die Jahreszinsen der völlig verschuldeten Stadt Nürnberg (60% des Stadthaushaltes fließen in den Schuldendienst)
    1803 Tod des Schwiegervaters Johannes Bepler. Paul Wolfgang Merkel wird mit 47 Jahren alleiniger Inhaber der Firma.
    1804 Aufkauf bedeutender Nürnberger Sammlungen, unter anderem der Panzerschen Sammlung.
    1806 Beginn der Kontinentalsperre. Durch geschickte Einkaufspolitik wird der Wohlstand des Handelhauses gefördert.
    1806 Durch die Verbindung Bayerns mit dem Napoleonischen Frankreich fällt nach und nach ganz Franken an Bayern. Auch über Nürnberg erhält der König von Bayern in der Reichsbundakte vom 12. Juli 1806 die volle Souveränität. Franzosen besetzen wieder die Stadt. Bei der offiziellen Übergabe der Stadt am 15. September 1806 fiel Paul Wolfgangs Frau ihren Kindern weinend um den Hals: „Jetzt seid ihr Fürstenkinder".
    1806 Zahlreiche Kulturgüter Nürnbergs werden von der bayerischen Obrigkeit verkauft oder eingeschmolzen.
    1808 Merkel reist an der Spitze einer Delegation des Nürnberger Handelsstandes nach München. Ziel war die Änderung der für Nürnberg ungünstigen Zollordnung. Der Verhandlungsführung Paul Wolfgang Merkels schlossen sich andere Delegationen an. Die meisten Vorschläge Merkels wurden vom Bayerischen Finanzminister akzeptiert.
    1809 Im Gefolge des Krieges zwischen Österreich und Frankreich gelangten österreichische Truppen in die Stadt und nahmen zahlreiche Honoratioren der Stadt, unter anderem auch Paul Wolfgang Merkel, als Geiseln in Haft. Der Aufmarsch französischer Truppen veranlasste die Österreicher zu Freilassung.
    1810 Einer der ersten Aktionäre und Vorstandsmitglied der Gesellschaft „Museum".
    1812 Geburt des letzten Kindes: Gottlieb.
    1813 Besuch des Philosophen Friedrich Hegel bei Merkel in der Karlstraße.
    1817 Die Söhne Johannes und Paul Gottlieb werden gleichberechtigte Teilhaber im Handelshaus
    1818 Paul Wolfgang Merkel ist inzwischen Ältester der Marktvorsteher und Assessor des Handelsstandes am Handelsgericht Nürnberg
    1818 Paul Wolfgang lehnt die Wahl zum Gemeindebevollmächtigten ab,
    11.11.1818 Wahl von Paul Wolfgang zum Deputierten der bayerischen Abgeordnetenkammer
    1819 Paul Wolfgang Merkel fährt in einem viersitzigen Gläserwagen und Extrapost mit vier Pferden mit Frau, Tochter Elisabeth und Sohn Gottlieb als erster bürgerlicher Abgeordneter der Stadt Nürnberg nach München. Dort verhandelte er erfolgreich über den Abbau der Schutzzölle und insbesondere über die Übernahme der Schulden der Stadt Nürnberg. Ende Juli kehrte er aus München zurück und wurde mit „Spalier, Trompeten und Paukenschall" vom Rat der Stadt empfangen.
    16.1.1820 Paul Wolfgang Merkel ist durch die Anstrengungen seines beruflichen, gesellschaftlichen und politischen Schaffens frühzeitig gealtert und entkräftet. Er stirbt am 16.1.1820 im Alter von 64 Jahren. Am 20.1.1820 wird er auf dem Johannisfriedhof unter großer Anteilnahme von Honoratioren und Bürgern beigesetzt.


    AUSSTELLUNG im Fembo-Haus, Nürnberg, anlässlich des 250. Geburtstages von P. W. MERKEL:
    Text in Homepage merkelstiftung.de von Rainer Volck)
    Paul Wolfgang Merkel, Nürnberger Handelsherr des 18. Jahrhunderts als Fanal für die Bedeutung Nürnbergs als Metropole
    Aus Anlass des 250. GEBURTSTAG von Paul Wolfgang Merkel am 1. April 2006 will die Paul Wolfgang Merkel'sche Familienstiftung in Zusammenarbeit mit dem Stadtmuseum Nürnberg die Bedeutung dieses bedeutenden Nürnberger Bürgers herausstellen:
    Der HANDELSHERR Paul Wolfgang Merkel
    Aus dem Geschäft der Schwiegereltern baute Paul Wolfgang Merkel (1.4.1756 - 16.1.1820) ein bedeutendes Handelsunternehmen auf, das durch internationale Beziehungen Nürnbergs zentrale Funktion im Brennpunkt bedeutender Handelswege nutzte
    Der EUROPÄER Paul Wolfgang Merkel
    Dabei nutzte er die schwierigen Verhältnisse Europas zu Zeiten der Kontinentalsperre zu seinen Gunsten. Politische Weitsicht und gute Informationen über seine Handelskontakte ließen ihn rechtzeitig Vorräte aufbauen, die er dann günstig absetzen konnte - der Grundstock seines Vermögens
    Der KUNSTMÄZEN und Sammler Paul Wolfgang Merkel
    Als die freie Reichsstadt Nürnberg gezwungen war, einen Teil der zur Kaiserzeit angesammelten Kunstschätze zu veräußern, erwies sich Paul Wolfgang Merkel als Kunstmäzen. So erstand er bedeutende Kunstwerke wie den Tafelaufsatz des Goldschmieds Jamnitzer oder die graphische Sammlung der Familie Tucher. Seine Kunstsammlung brachte seine Familie in eine Stiftung ein, die heute die größte private Leihgabe des Germanischen Nationalmuseums bildet.
    Der FAMILIENMENSCH Paul Wolfgang Merkel
    Seine Frau Margarethe Elisabeth, geb. Bepler, gebar 16 Kinder, von denen 13 volljährig wurden. Heute umfassen die Nachkommen mit ihren Familien 1760 Personen in 9 Generatoinen, auch hier ein Vorbild in Familienplanung.
    Der POLITIKER Paul Wolfgang Merkel
    Auf Grund seiner gesellschaftlichen Stellung wurde Merkel zum 2. Bürgermeister und Marktvorsteher (Handelsminister) Nürnbergs ernannt. Die große Finanznot Nürnbergs erzwang die Aufgabe der Selbstständigkeit als freie Reichsstadt. Als Abgeordneter Nürnbergs im Bayrischen Ständetag gelang es Paul Wolfgang Merkel durch sein umfassendes Wissen der Handelsgesetze, in intensiven Verhandlungen die Schulden Nürnbergs praktisch auf Null zurückzuführen
    Die ZUKUNFT und Paul Wolfgang Merkel
    Damit waren die Weichen gestellt für ein Aufblühen Nürnbergs zur bedeutendsten Industriestadt Bayerns ab 1830. So hatte die starke Persönlichkeit Paul Wolfgang Merkels eine überaus positive Wirkung auf die damals schwache Stellung Nürnbergs.
    Die METROPOLBEDEUTUNG Nürnbergs und Paul Wolfgang Merkel
    All diese Faktoren lassen Paul Wolfgang Merkel zu einer Galionsfigur auf dem aufstrebenden Weg Nürnbergs als wichtige Metropole Europas werden.
    Für die Verbreitung dieser Idee sucht die Paul Wolfgang Merkel'sche Familienstiftung Mäzene unter den Nürnberger Unternehmenspersönlichkeiten zur Bildung eines Grundstocks für die Jubiläumsausstellung am 1.4.2006 im Stadtmuseum (Fembohaus).

    FAMILIENBUCH MERKEL, im Stadtarchiv Nürnberg verwahrt unter Merkel- Archiv Nr. 15a, Seite 1
    Abgeschrieben nach bestem Wissen und Können im März 1982 durch Arthur Mez ( VI 55241)
    Eingescannt und den Personen in Gen_Pluswin-Merkel-Datei eingefügt durch E. Brick, Juni 2005

    FAMILIENSTIFTUNG und FAMILIENBUCH MERKEL

    Herr PAUL WOLFGANG MERKEL, welcher als der Einzige seines Namens u. Geschlechtes übrig blieb, hat Kinder hinterlassen, durch welche so Gott will das Geschlecht u. der Name- Merkel sich mehren u. ausbreiten wird. Da ihn Gott mit zeitlichem Gut gesegnet u. ihm nicht an nichtigem eitlen Glanze, sondern an edlen geistigen Dingen Gefallen u. Verständniß gab, so gründete er eine Sammlung an Kunstgegenständen u. litterarischen Erzeugnissen, welche auch nach seinem Tod erhalten blieb u. erst im Jahre 1828 - am Dürerfeste - öffentlich bekannt wurde, indem man von da an Fremden den Zutritt zu derselben gestattete.
    Diese Sammlung gieng nach dem Tode seiner Frau Witwe bei der Theilung erst an zwei seiner Söhne über, mit welchen bald hernach auch noch die fünf anderen an den Besitz derselben sich beteiligten. Nach dem Tode den ältesten Sohnes Herrn Johann Merkel (1838) trat in dessen Rechte sein Erstgeborener ein, als er mündig geworden, der nachmalige Professor der Rechte zu Halle Herr D. Paul Johannes Merkel u. nach dem Tode des praktischen Arztes Herrn D. Andreas Heinrich Merkel (1843) wurde dessen Witwe von den übrigen Theilhabern mit Geld entschädigt, wozu sie gar nicht verpflichtet waren; siehe Protokoll 1832, 16. Mai. So blieb die Sammlung fortan in unverändertem Besitz u. an demselben Orte im Hause S. N. 97 am Weinmarkt aufbewahrt. Unter allen Gegenständen derselben erregte aber der silberne Tafelaufsatz von Jamnitzer allgemeine Bewunderung u. es wurden von verschiedenen Seiten sehr bedeutende Angebote gestellt. Dieß gab den Besitzern, die bisher immer darin einig waren, die Sammlung zu erhalten, Veranlassung zu bedenken, ob sie auch bei der weiteren Verzweigung der Familie im Stande wären, diesen Vorsatz durchzuführen. Da machte Herr Paul Gottlieb Merkel zuerst den Vorschlag, ob es nicht angemessen wäre, eine Stiftung zu machen u. ihr den etwaigen hohen Erlös des Tafelaufsatzes zuzuwenden, was der Familie Merkel für alle Zeiten zu Statten käme. Mit Freuden wurde von allen Mitbesitzern der Gedanke aufgenommen u. so entstand die PAUL WOLFGANG MERKELISCHE FAMILIENSTIFTUNG. Herr Professor Dr. Paul Johannes Merkel, welcher das Statut des Familienstifts, die Eingabe an den König sowie alle dazu nöthigen Schriftstücke verfaßt hat, hat sich dadurch für alle Zeiten ein Gedächtniß gestiftet u. die Familie zum bleibenden Danke verpflichtet.
    Als die Stiftung gegründet war, wurde auch beschlossen, ein Familienbuch anzulegen, in welchem alle Familienglieder aufgezeichnet werden sollen. Das Papier zu diesem Buch ist in der Fabrik des Herrn Johann Friedrich Merkel verfertigt u. die silbernen Schließen hat Paul Karl dazu gestiftet. Das Wappen hat Jungfrau Karoline Merkel gemalt u. die Umschrift Herr Johann Kaspar Gottlieb Merkel geschrieben.
    Da schon auf Veranlassung des Herrn Paul Wolfgang Merkel durch seinen Vetter Herrn Lufft, Pfarrer in St. Leonhard Notizen über alle Glieder der Familie Merkel von der frühesten Zeit her bis zum Anfang dieses Jahrhunderte gesammelt u. verarbeitet worden waren, so wurden dieselben als Einleitung in das Familienbuch aufgenommen. Herr Dr. Paul Karl Siegmund u. Herr Professor Dr. Paul Johannes Merkel haben dieselben zusammengestellt, wie sie von Paul Karl Merkel auf den Blättern 4 bis 14 eingetragen wurden.
    Es kann nur zu Nutz u. Frommen der Nachkommen dienen, wenn dem Willen der Stifter gemäß alle Merkel u. Merkelinnen in dieses Buch eingeschrieben werden u. diese Einschreibung ohne Auslassung fleißig fortgeführt wird, was hiemit den lieben Nachkommen ans Herz gelegt wird. So möge es denn auch durch Gottes Gnade den nachfolgenden Geschlechtern ein Denkmal der Güte u. Barmherzigkeit Gottes sein, die sich an den einzelnen Familiengliedern u. damit an dem Geschlechts verherrlicht hat, u. sie zur Nachfolge in der Gottesfurcht u. einem christlichen Wandel ermuntern, daß der von den Vätern ererbte gute Name nicht verloren gehe, sondern allezeit erhalten u. fortgepflanzt werde.
    Geschrieben im Jahr 1868

    FAMILIENBUCH MERKEL, im Stadtarchiv Nürnberg verwahrt unter Merkel- Archiv Nr. 15a, Seite 9-10
    Abgeschrieben nach bestem Wissen und Können im März 1982 durch Arthur Mez ( VI 55241)
    Eingescannt und den Personen in Gen_Pluswin-Merkel-Datei eingefügt durch E. Brick, Juni 2005

    II. HERR CASPAR GOTTLIEB MERKEL, Herrn Rathschreiber Andreas Merkels sechstes Kind u. dritter Sohn, zeugte mit seiner Ehegattin Frau Maria Magdalena geb. Merzin zehn Kinder nemlich sieben Söhne u. dray Töchter; namentlich...

    6. PAULLUS WOLFGANG, geboren den 1 April 1756; wiedmete sich nach guten im Gymnasio Aegidiano u. bey Hauspräceptoren gelegten Grund in der Latinität u. andern erforderlichen wissenschafftlichen Kenntnissen, der Handlung mit dem besten u. glücklichsten Erfolg, begab sich, um alles recht zu erfahren u. aus dem Grund zu erlernen, zu H. Döterding einem erfahrenen u. ganz pünctliche Ordnung u. Aufsicht auf die Seinen haltenden Kaufmann in der Stadt auf einige Jahre ins Haus, Kost u. Lehre, u. benutzte solche Zeit, in welcher Er die Nebenstunden noch immer zur Erlernung der Wissenschafften u. Sprachen verwandte so gut, daß Er nicht nur seinem H. Vatter in seiner weitläufig- u. wichtigen Handlung gleich nach verflossener Lehrzeit die erfreulichste Dienste thun, sondern auch selbigen, da Er älter u. schwächer geworden, die beste Stütze seyn konnte. Unterstützt von seinen jüngern H. Bruder Eibert Heinrich Gottlieb, führte Er die Handlungs-Geschäffte einige Jahre vor u. nach dem Tod seines H. Vatters fort, übernahm endlich die Handlung mit seinem H. Bruder nach der Frau Mutter Tod, u. da Er auch diesen sich durch den Tod entrissen sahe, führte Er sie eine Zeitlang alleine, associirte sich aber bald mit seinem H. Schwiegervatter, der die Lödelische Handlung hatte, u. zog sie in dessen Haus unter der Firma Lödel & Merkel. Zu seinem Herrn Schwiegervatter bekam Er Herrn Johann Beppler angesehenen Kauf- u. Handelsherrn allhier, da Er 1784 den 26 Januarii mit dessen einziger Tochter, damalen Jgfr. Margaretha Elisabetha (geboren den 29 Juli 1765) getrauet worden. A° 1786 im Monath September wurde Er in das Collegium der Marcktsadjuncten und A 1787 an

    Ostern zu einem Genannten des größern Raths, beedes ohne sein Gesuch gewählet. In beeden Chargen zeigte Er seine vorzüglichen Kenntnisse, so thätig als rastlos und bieder. (A° 1801 m. Maii wurde Er Marcktsvorsteher. A° 1807 wurde Er Handels-Appellationsgerichts Assessor, und 1818 Deputirter der Stadt Nürnberg bey der Versammlung der Stände des Reichs.) In der beglückten und vergnügten Ehe erzeugte Er mit seiner Gattin:
    1. Johann, geboren 1785 den 29 Mai.
    2. Paul Gottlieb, geboren 1787 den 18 November.
    3. Sußanna Margaretha, geboren 1788 den 16 December, starb 1789 den 31 December.
    4. Andreas Heinrich, geboren 1790 den 7 September.
    5. Catharina Johanna Sußanna, geboren 1792 den 10 September.
    6. Friederich, geboren 1794 den 24 Martii, starb § den 25 April 1795.
    7. Johanna Sußanna Margaretha, geboren § den 5 September 1795.
    8. Paul Sigmund, geboren 1797 den 14 November, starb den 19 ejusdem.
    9. Margaretha Elisabetha Paullina Friederica, geboren 1799 den 22 September.
    10. Ein Töchterlein, so den 11 November 1801 tod geboren wurde.
    11. Johann Friederich, geboren 1803 den 14 August.
    12. Conrad Sigmund, geboren 1806 den 16 August.
    13. Paul Carl, geboren 1809 den 19 April.
    14. Johann Caspar Gottlieb, geboren 1812 den 2 Mai.

    FAMILIENBUCH MERKEL, im Stadtarchiv Nürnberg verwahrt unter Merkel- Archiv Nr. 15a, Seite 13-18
    Abgeschrieben nach bestem Wissen und Können im März 1982 durch Arthur Mez ( VI 55241)
    Eingescannt und den Personen in Gen_Pluswin-Merkel-Datei eingefügt durch E. Brick, Juni 2005

    Herr PAUL WOLFGANG MERKEL und seine Nachkommen
    Nachtrag zu dem fol. 13 angefangenen Lebenslauf, verfaßt von Paul Karl Merkel.
    In dem Büchlein, das im Schatzkästchen des Herrn Paul Wolfgang Merkel sich befand, ist von der Hand seiner sel. Frau Mutter seine Geburt also eingetragen:
    "PAULUS WOLFFGANG MERKEL hat durch die Gnade Gottes Anno Christi 1756 den 1 April § Abends um 6 Uhr der kleineren im Zeichen Stier den Eintritt in die Welt gemacht, u. haben ihn dessen Eltern Caspar Gottlieb Merkel, Kauff u. Handelsmann alhier und dessen Eheliebste Fr. Maria Magdalena gebohrne Mertzin (deren 6tes Kind er ist) des Tags darauf als den 2ten Aprill der Christl. Kirche durch das Bad der Wiedergeburth einverleiben lassen, bei welcher Heil. Handlung (die H. Sen. Sebald. Stoy verrichtete) Er von Seinem geliebten Herrn Vetter Paulus Wolffgang Mann Buchhändler alhier mit Red u. Antworth vertretten, und Ihm dessen Nahme Paulus Wolffgang beygelegt wurde."
    Nachdem derselbe eine sorgfältige Erziehung u. Unterweisung im elterlichen Hause empfangen, siehe fol. 13, wurde er zuerst der Aufsicht eines wackern Kaufmannes H. Herman Jakob Weiß übergeben u. schon im Jahre 1770 mit seinem Herrn Vater auf eine Reise nach Italien, siehe fol. 13, mitgenommen, welche seinem Forschungsgeiste reichliche Nahrung gab. Darnach kam er in das Haus des H. Kaufmanns Döterding dahier, konnte aber nur kurze Zeit daselbst verweilen, weil sein Herr Vater um einem nahen Verwandten zu dienen (von Schückher?), ihn 1773 zurückrief. Bald darnach kehrte er jedoch in das elterliche Geschäft zurück, wo er die Stütze seines alternden Herrn Vaters war, siehe fol. 13. Nach dem Tod seiner beiden Eltern verheurathete er sich am 26 Januar 1784 mit Jungfrau Margaretha Elisabetha einzigem Kinde des Kaufmanns u. Eigenthümers der Lödelischen Handlung Herrn Johannes Beppler u. seiner ersten Ehefrau Anna Maria geborenen Schmied dahier, welche am 29 Juli 1765 dahier geboren ist. Diese Ehe war eine von Gott gesegnete u. daher in hohem Grade zufriedene u. glückliche. Sein Herr Schwiegervater wünschte seine Unterstützung als eines so trefflichen Geschäftsmannes, so daß er mit seinem Herrn Bruder Eibert Heinrich Gottlieb Merkel dahin sich vereinigte, daß dieser das elterliche Haus (neben dem Bitterholz jetzt baierischen Hof) behalten, er aber in das Lödelische (auf dem Weinmarkt) eintreten sollte. Nach dem Tode dieses trefflichen Bruders, siehe fol. 13b, überkam er 1787 wieder das elterliche Geschäft, welches er mit dem Lödelischen unter der Firma: Lödel u. Merkel vereinigte.
    Wie er als Familienvater Gottesfurcht u. Zucht in seinem Hause aufrecht hielt, indem er täglich die Hausgenossen zum Gebete um sich sammelte, u. an Sonntagen mit seinen Kindern Katechisationen anstellte, auch seinen Wohlstand nicht benützte, um nach außen zu glänzen, so war er als Geschäftsmann von seltener Umsicht, Klarheit u. Besonnenheit, so daß man gerne seinen Rath u. sein Urtheil einholte.
    Am 18 December 1804 starb sein Herr Schwiegervater Johannes Beppler, der am 4 September 1719 zu Wetzlar geboren, das hohe Alter von 85 Jahren erreicht hatte. Er war ein gottesfürchtiger, schlichter Mann, von den Seinen herzlich geliebt u. von Jedermann hochgeachtet.
    Es konnte nicht fehlen, daß Herr Paul Wolfgang, der von Liebe zu seiner Vaterstadt u. für ihr Bestes beseelt war, auch bald zur thätigen Theilnahme an den öffentlichen Angelegenheiten zugezogen wurde. Stand er doch in bester Manneskraft als die französische Revolution ihre Einwirkungen auf Deutschland ausübte. So ward er Mitglied der Behörde, welche 1796 die Kriegslasten bestreiten u. vertheilen mußte, u. wurde als solches auch einmal als Geißel den Seinigen eine Zeitlang entrissen. So lange seine Vaterstadt noch Reichsstadt war bekleidete er schon verschiedene öffentliche Ämter, siehe fol. 13, u. als dieselbe im September 1806 an die Krone Baiern übergegangen war, widmete er ihr mit derselben Treue u. Umsicht seine Kräfte, die nach verschiedenen Seiten hin gewürdigt u. angesprochen wurden; denn im Jahre 1807 wurde er zum Handels-Appellations-Gerichts-Assessor ernannt u. im Jahre 1808 reiste er an der Spitze einer Abordnung des Handelsstandes nach München, die von günstigem Erfolg begleitet war.
    Seine beiden Söhne Johann u. Paul Gottlieb nahm er 1817 als Gesellschafter in die Handlung auf, welche ihm bei der merklichen Abnahme seiner Kräfte einen großen Theil der Geschäftslast abnehmen konnten. Als im Oktober 1818 die Verfassung für das Königreich Baiern verkündigt worden war, schrieb er: "Ich halte den Tag, an welchem sie verkündet worden ist, u. ich sie beschworen habe für einen der wichtigsten meines Lebens."

    Gegen seine Weigerung mußte er dem fast einstimmigen Willen seiner Wähler folgen u. als Abgeordneter der Stadt am 17 Januar 1819 begleitet von seiner treuen Gattin mit seiner jüngsten Tochter Elise u. seinem jüngsten Sohn Gottlieb nach München reisen.
    Die Anstrengungen des Landtags rieben seine Kräfte auf. Am 30 Juli 1819 kam er, von seinen Mitbürgern ehrenvoll empfangen, aber mit geschwächter Gesundheit zurück. Die Kräfte kehrten nicht wieder, als er sich jetzt auch Ruhe gönnen konnte. Seit 21 November 1819 traten immer bedenklichere Anzeichen hervor, daß er seinem Ende entgegengehe. An einem Sonntage acht Tage vor seinem Tode versammelte er noch seine Kinder um sich Abschied von ihnen zu nehmen u. sie zu segnen, u. am 16 Januar 1820 entschlief er umgeben von allen den Seinigen Mittag 2 Uhr ganz sanft u. leicht. Donnerstag den 20 Januar wurde er unter allgemeiner Theilnahme auf dem Kirchhofe St. Johannis zur Erde bestattet wo er in dem Grabe N. 6b ruhet. - Sein ältester Sohn Johann hat die bei der Leichenfeier mitgeteilte Lebensbeschreibung, welche gedruckt wurde, verfaßt, u. sein Schwiegersohn der nachmalige Oberkonsistorial-Präsident Karl Friedrich von Roth hat im Jahr 1821 "Nachricht von dem Leben Paul Wolfgang Merkels" "auf Kosten der Gesellschaft zur Beförderung vaterländischer Industrie" im Druck erscheinen lassen. - Am 1 April 1856 hat Herr Paul Gottlieb Merkel seine Geschwister zu sich zu Mittag geladen u. mit ihnen den hundertjährigen Geburtstag ihres Herrn Vaters gefeiert, wobei er eine Zusammenstellung der Nachkommen des Herrn Paul Wolfgang mittheilte u. zum Dank gegen den HErrn aufforderte.
    Nachstehendes wurde verfaßt u. vorgetragen von Paul Karl Merkel als 29 Juli 1865 die drei noch lebenden jüngsten Söhne der Frau Margaretha Elisabetha Merkel, geb. Beppler, nehmlich Konrad Sigmund, Paul Karl u. Johann Kaspar Gottlieb alle in Nürnberg befindlichen Familienglieder zu einem Mittagsmahl geladen hatten, das im Garten des Johann Kaspar Gottlieb vor dem Lauferthor gehalten wurde:
    Von der Zeit an, da der erste Merkel (1643) in Nürnberg sich niederließ, hat der Familienstamm Merkel durch 3 Generationen (über 150 Jahre) immer nur in einem Zweig sich erhalten, denn obgleich H. Johann Merkel 5, Andreas Merkel 8, u. Kaspar Gottlieb Merkel 7 Söhne erzeugt haben, so ist doch jedesmal nur von einem Einzigen das Geschlecht fortgepflanzt worden, bis endlich in Paul Wolfgang Merkel u. seiner Gattin Margaretha Elisabetha geborenen Beppler der Stamm sich weiter verzweigte u. ausbreitete. Sie sind die Stammeltern der neuen in mehrere Linien sich theilenden Generation. Schon darin ist der Familie Veranlassung gegeben den hundertjährigen Geburtstag der Mutter zu feiern, aber auch die Erinnerung an ihre Persönlichkeit, u. was sie als Mutter der Familie gewesen, legt es allen Familiengliedern, die sie noch persönlich kannten, nahe, ihr Andenken am heutigen Tag mit dankbaren Gefühlen zu erneuern, u. auch dem jüngeren Geschlecht, das sie nicht mehr kannte, theuer u. werth zu machen. Ich habe daher versucht, in Folgendem ein Lebensbild von ihr zu entwerfen.
    Ihr Vater war Herr Johannes Beppler, ein Bäckerssohn, am 4 September 1719 zu Wetzlar geboren, welcher von Jugend auf Neigung zum Handelsstande zeigte, von seinen Eltern aber zum Handwerk (Schreiner ?) bestimmt wurde. Eine besondere Fügung führte ihn jedoch einmal nach Frankfurt u. zur Erreichung seines Wunsches, indem er dort durch Vermittlung eines Freundes seines Vaters in ein Handelshaus aufgenommen wurde. Als Handlungsdiener kam er sodann hierher in das Geschäft des Herrn Lödel, wo ihn Gott eine neue Heimat finden u. den Grund zu seinem künftigen Wohlstand legen ließ. Denn vom o. g. Bedienten stieg er auf zum Buchhalter u. Geschäftsführer u. wurde zuletzt Besitzer des Geschäftes selbst. Nächst Gott verdankte er dieß seinem frommen, redlichen Sinn, seiner Tüchtigkeit u. Biederkeit. Als Buchhalter verheurathete er sich "am Montag den 12 Oktober 1761 mit der Ehrbar u. Tugendsamen Jungfrau Anna Maria des Ehrbar kunstreich u. Mannhafften Job. Matthias Schmied, Bortenmachers u. Verlegers u. unter der Artillerie Korporals selig nachgelassenen ehelichen Tochter". In dieser Ehe wurde ihm am Montag den 29 Juli 1765 die Tochter geboren, welche von allen seinen Kindern allein am Leben blieb. Sie wurde am 30 Juli von H. Diakonus bei St. Lorenzen A. Schadelock getauft, erhielt die Namen Margaretha Elisabetha u. hatte Frau Margaretha des Paulus Haumann Kassiere in Banco publico uxor zur Pathin.
    Margaretha Elisabetha verlor aber schon nach 5/4 Jahren ihre Mutter welche am § 11 November 1766 starb u, am Mittwoch den 19 November begraben wurde. Wahrscheinlich war es dieser Todesfall, welchen Herr Beppler, als er eben von einer Geschäftsreise zurückkehrte in so erschütternder Weise im Gasthaus. zu Feucht durch einen aus Nürnberg kommenden Postillon erfuhr, welcher, ohne ihn zu kennen, erzählte, daß an diesem Tage eine in der Weißgerbergasse wohnende Wöchnerin beerdigt werde, deren Mann als Reisender abwesend sey. Die verwaiste Tochter erhielt eine zweite Mutter, indem sich
    ihr Vater am Dienstag den 8 September 1767 mit Frau Susanna Barbara hinterlassenen Wittwe des Herrn Johann Eberts einer geborenen Schönleben wieder verehelichte. Aber auch sie wurde ihm schon nach 4 Jahren durch den Tod genommen; denn sie starb am 3 Oktober 1771 u. wurde am 9 desselben Mts. begraben. Sie wohnten damals noch in der Weißgerbergasse. Der Vater war zum Geschäftsführer vorgerückt u. im Jahre 1778 durch Erbschaft Besitzer des Lödelischen Geschäftes u. Hauses geworden, welches letztere er um jene Zeit bezogen hat.
    Noch in seinem 60ten Jahre trat er zum drittenmal in die Ehe, wie es im Lorenzer Kirchenbuch heißt, " § 22 Juni 1779 der Ehrbar u. Veste Johannes Beppler Kauff u. Handelsmann: die HochEdle Jgfr. Susanna Margaretha Dorothea Spießin weyl. Pl. T. Herrn Wolfgang Albrecht Spieß J.U.D. u. Prof. zu Altdorff E. erz. Tochter sind auf Oberherrlich Erlaubniß in des Bräutigams Wohnbehausung in aller Stille nach erlegten Procl. u. Copul. Gebühren einer ganzen Votiv um 1 Uhr Nachm. copulirt worden mit 6 Personen."
    Obgleich der Vater mit einemmal in den Stand eines angesehenen u. wohlhabenden Handelsherrn versetzt worden war, ist er doch, wie das oft diese seine Tochter erzählte, von seiner einfachen schlichten Lebensordnung nicht abgewichen, u. hat auch seine Tochter zu derselben Einfachheit erzogen. Nach damaliger Sitte besuchte sie mit ihm an den Sonntagen den Gottesdienst, u. ein Spaziergang vor das Thor war die einzige Erholung, die man sich gönnte. Dagegen wurde sie mit allem Ernste zu den häuslichen Geschäften angehalten, ohne sie jedoch an der Gelegenheit zu weiterer Ausbildung zu hindern, indem sie z. B. Unterricht in der Musik u. sogar in der lateinischen Sprache erhielt. Durch ihr ganzes Leben erfüllte sie eine kindliche Liebe u. Pietät gegen ihren Vater, von dem sie stets rühmte, wie sie ihm nicht genug danken könne, daß er sie zur Gottesfurcht, zum strengsten Gehorsam u. zur Anspruchslosigkeit erzogen habe. Als sie zur Jungfrau herangewachsen war, wie sie uns noch in dem aus jener Zeit vorhandenen Bilde dargestellt wird, konnte es nicht befremden, wenn sie bei ihrem einfachen, schlichten Sinn den sonst braven jungen Mann aus einer angesehenen Familie, der aber nach der neuesten Mode, in zierlicher Perücke u. in Kleidern nach modernstem Schnitte erschien, ihre Hand versagte. Dagegen gewann Herr Paul Wolfgang Merkel ihr Herz, der sich am 14 November 1783 mit ihr verlobte u. am 26 Januar 1784 sie als seine Ehefrau heimführte, mit welchem sie 36 Jahre lang in einer sehr glücklichen u. gesegneten Ehe lebte; denn es bestand zwischen ihr u. ihrem Manne neben inniger Liebe u. zarter Achtung eine seltene Übereinstimmung der Grundsätze u. insbesondere verstand sie mit ächter Weiblichkeit sich ganz in den Sinn des Mannes einzuleben u. durch seinen Einfluß zu einer Hausfrau u. Mutter sich heranzubilden, welche der Stellung, in die sie durch die Verbindung mit ihm getreten war, völlig gewachsen war. Wurde sie doch aus der Stille u. Zurückgezogenheit des elterlichen Hauses in ein sehr bewegtes mit der Außenwelt in mannichfaltigen Verkehr verflochtenes Leben versetzt, da viele der damals hervorragenden Persönlichkeiten im Staate, auf dem Gebiete der Kunst u. Wissenschaft u. aus anderen Lebenskreisen mit ihrem Manne in Berührung kamen u. in ihrem Hause gastliche Aufnahme fanden. Aber sie löste die Aufgabe die Hausfrau zu repräsentieren in solcher Weise, daß sie sich nicht in Selbstgefälligkeit geltend zu machen suchte, noch die Wirklichkeit dem Scheine u. das Edle u. Würdige dem Gezierten u. Affektirten opferte. Der Wohlstand u. das Ansehen ihres Hauses verblendete nicht ihren Sinn, denn sie legte Äußerlichkeiten keinen höheren Werth bei, als sich gebührte, u. konnte auch den Vergnügungen der vornehmen Welt, wenn sie denselben in vereinzelten Fällen auch aus Pflicht sich nicht entzog, keinen Geschmack abgewinnen. Dennoch aber besaß sie einen feinen Takt u. rücksichtsvollen Anstand in Umgang mit Andern, welche ihr bei Jedermann Achtung u. Wohlwollen erwarben. Daher wurde sie auch ihren Kindern nicht entfremdet, u. wußte von ihnen fernzuhalten, was so leicht in Familien, die im Wohlstand u. einer nach außen geachteten Stellung sich befinden, der Fall ist, daß dieselben verweichlicht oder übermüthig werden.
    Da sie 9 Söhne u. 5 Töchter geboren, von denen sie sieben Söhne u. drei Töchter großgezogen hat, so läßt sich denken, daß die Leitung des Hauswesens u. die Erziehung der Kinder keine kleine Aufgabe gewesen. Aber wie sie mit großer Ruhe u. Gewandtheit das Hauswesen zu führen verstand, ebenso bewies sie ein großes Geschick in Erziehung der Kinder, bei welcher sie in völligem Einverständniß mit ihrem Manne, so daß nie eine Differenz in Behandlung der Kinder u. vor diesen zum Vorschein kam, Liebe u. Strenge, Nachsicht u. Konsequenz am rechten Orte sie anzuwenden wußte. Es ist keines ihrer Kinder, das nicht Beweise ihrer Fürsorge u. Treue anführen könnte, u. das nicht bezeugen müßte, daß Gottesfurcht, Gehorsam u. Wahrheit das Ziel ihrer mütterlichen Ermahnungen in Wort u. Gesinnung gewesen sind.

    Eine tiefe u. schmerzliche Wunde wurde ihrem Herzen geschlagen, als am 13 December 1604 gegen 8 Uhr Abends ihr von ihr inniggeliebter Vater im 86ten Lebensjahre starb. Am 26 Januar 1805 verließ sie mit ihrer Familie ihre bisher bewohnte Behausung auf dem Neuenbau (Maxplatz) u. bezog das Haus ihres Vaters auf dem Weinmarkt, in welchem sie fortan bis zu ihrem Ende wohnen blieb.
    Dadurch daß ihr Mann in die öffentlichen Geschäfte vielfach verflochten war, hatte sie im letzten Jahrzehnt des vorigen u. dem ersten dieses Jahrhunderts manche schwere Sorgen durchzumachen, indem Franzosen u. Oesterreicher oft drückende Kontibutionen erhoben, zu deren Beseitigung oder Befriedigung er mithelfen mußte. Sie nahm lebendigen Antheil an allen Begegnissen ihrer Vaterstadt, u. hieng mit Vorliebe an der reichsstädtischen Verfassung. Als daher diese ein Ende nahm, u. am 15 Sept. 1806 um Mitternacht das Glockengeläute die Uebergabe der Stadt an Bayern verkündigte, weckte sie ihre Kinder mit den Worten: "Hört, Kinder, jetzt habt ihr aufgehört, freie Reichsbürger zu seyn! ". Dieser patriotischen Gesinnung gab sie auch einen Ausdruck, als im Jahre 1818 von dem König die Verfassung gegeben wurde, indem sie damals schrieb: "Gott, der die Herzen u. Gedanken regiert, der noch immer sitzt im Regiment, wollte nicht, daß es mit unsrer Vaterstadt ganz aus seyn soll, u. lenkte das Herz des Königs u. seiner Räthe Gedanken, daß diese eine neue Konstitution einführten, u. den Städten wieder gaben, was sie nahmen, sie gaben unserer 1. Vaterstadt Verwaltung wieder in die Hände der Bürger Nürnbergs." Und als damals ihr ältester Sohn Johann als Mitglied des Magistrats gewählt u. am 23 Nov. feierlich eingesetzt worden war, bemerkte sie: "Die Gefühle des tiefgerührten Dankes gegen Gott waren nur eine Stimme. Gott, der dieses Werk nun angefangen hat, wird das Gebet aller Frommen u. Guten erhören, u. die Männer, die an diesem Tage schwuren, Gott u. der Vaterstadt treu zu dienen, leiten u. regieren, daß sie nichts thun, als was vor ihm gefällig ist. Amen."
    Als die Wahl zum ersten Landtag vorgenommen ward, wurde ihr Mann trotz seiner Ablehnung von 58 Wahlmännern mit 53 Stimmen am 11 Dec. 1818 zum Deputirten gewählt, u. als derselbe am 17 Jan. 1819 nach München abreiste, begleitete sie ihn dahin mit ihrer jüngsten Tochter Elise u. ihrem jüngsten Sohne Gottlieb. Am 18 Jan. Abends kamen sie im Hause ihres Schwiegersohnes, des Ministerialraths Roth, glücklich an. Aber das dortige Klima war ihr nicht zuträglich, so daß sie am 8 April mit ihrem Sohne Gottlieb über Augsburg wieder zurückreiste. Sie schrieb damals auf: "Ich dankte dem Allgütigen, aus dem Innersten meines Herzens, daß er mein heißes Gebet erhört hat, u. mich wieder in meines Vaters Haus zurückkommen ließ, damit mein sehnlichster Wunsch erfüllt würde, in meines Vaters Haus zu sterben, u. meine Gebeine bei ihm in seinem Grabe auch ihre Ruhe finden." Es war dieß die weiteste Reise, welche sie in ihrem ganzen Leben unternommen hat, denn außer zu den befreundeten Professoren-Familien Vogel etc. nach Altdorf u. später nach Erlangen, hat sie nie ihre Vaterstadt verlassen.
    Erst am 30 Juli 1819 kehrte ihr Mann vom Landtage zurück: "Leider aber, so hat sie selbst aufgezeichnet, haben ihn die beschwerlichen Arbeiten durch lange Sitzungen u. mancherlei verdrießliche: Dinge sehr erschöpft u. geschwächt, so daß er leider ganz wider seine Gewohnheit unthätig seyn muß, weil es ihm an Kräften gebricht." Neben der ängstlichen Sorge um das theure Leben des Gatten ließ ihr aber Gott in diesem Jahre die große Freude erleben, daß ihrem Sohne Johann ein Sohn, u. damit der erste Enkel, der den Namen Merkel trug, am 1 August geboren wurde, doch trat leider schon am 16 Januar 1820 das gefürchtete Ereigniß ein, das sie zur Wittwe machte u. mit tiefem Weh erfüllte.
    Von dieser Zeit an lebte sie in völliger Zurückgezogenheit, in aufopfernder Liebe u. Hingabe für ihre Familie u. widmete die zarteste Sorgfalt der Erziehung ihrer vier jüngsten noch unmündigen Söhne, worin sie an ihren drei ältesten Söhnen u. ihrem Schwiegersohne Ministerialrath Roth gewissenhaft unterstützt wurde.
    Da ihre älteste Tochter Käthe schon seit dem 10 September 1809 mit dem von ihr hochgeachteten Schwiegersohn, damaligem Finanzrath Roth, der älteste Sohn Johann mit der Tochter ihrer seligen Freundin Held seit 18 October 1818, u. auch die zweite Tochter Johanna seit 31 October 1819 mit Kaufmann Braun verheurathet waren, so hatte sie auch bald nach dem Tode ihren Mannes die Freude, daß ihr zweiter Sohn Paul am 6 Februar 1820 mit Marie Wilhelmine Cnopf sich verehelichte. Im Jahre 1822 feierte sie auch die Verbindung ihrer jüngsten Tochter Elise mit Rektor Roth. Es war ihr liebstes Geschäft für alle ihre Kinder u. Enkel thätig zu seyn, u. sie fühlte sich glücklich u. heiter, wenn sie an den Sonntagen sie alle beim Mittagessen um sich versammelt sah, in dem einem
    Zimmer die Erwachsenen, in dem andern die Kleinen, oder wenn sie am Weihnachtsabend ihnen allen bescherte, wozu sie schon viele Wochen vorher mit Umsicht u. Emsigkeit sich Kenntniß der verschiedenen Wünsche zu verschaffen u. für deren Befriedigung zu sorgen wußte, u. ebenso hatte sie ihr besonderen Wohlgefallen daran, in jeder Woche ihre Enkelinnen zu sich kommen u. ihnen durch eine Lehrerin Unterricht im Spinnen ertheilen zu lassen, u. konnte sich recht darüber freuen, wenn die eine oder andere gute Fortschritte machte.
    Gott ließ ihr auch die Freude erleben, daß ihr dritter Sohn Heinrich mit Julie Gründler, welche sie längere Zeit bei sich hatte, u. ihrer mit mütterlicher Liebe sich annahm, am 28 Januar 1827 Hochzeit halten konnte, u. ihr vierter Sohn Friedrich am 16 August 1829 mit seiner Braut Babette Kalb ehelich verbunden ward.
    Auch den drei jüngsten Söhnen durfte sie noch ihre mütterlichen Wünsche u. Rathschläge auf die Universität, welche sie dem Ziele des erwählten Lebensberufes entgegenführte, mitgeben.
    Wie sie für sich selbst in hohem Grade anspruchslos war, u. selbst Bequemlichkeiten sich versagte, indem sie z. B. bei ihren Ausgängen nur in Nothfällen der Equipage sich bediente, so setzte sie sich keine Gränzen u. scheute keine Mühe, wenn sie den Ihrigen Freude verschaffen konnte. Kein Geburtstag der Kinder u. Enkel wurde von ihr vergessen, u. hatte sie eine neue Speise oder kannte sie irgend einen heimlichen Wunsch, so unterließ sie es nicht damit Überraschung zu bereiten.
    Als eine unermüdliche Briefschreiberin erhielt sie mit den in der Ferne befindlichen Gliedern ihrer Familie einen so lebendigen Verkehr, indem sie alle auch die geringfügigsten Familienereignisse ihnen mittheilte, daß sie auf diese Weise nicht wenig zu der Belebung u. Erhaltung der Gemeinschaft beitrug, von welcher unsere Familie bisher gesegnet war.
    Da ihr Leben reich an Liebe war, so fehlte ihr auch nicht die Heiterkeit des Geistes u. sie konnte im Kreise der Ihrigen oder mit ihren Jugendfreundinnen Frau Direktorin Popp u. Frau Kreisräthin Colmar, welch letztere fast regelmäßig Samstag Nachmittags zu ihr kam, oft recht vergnügt seyn.
    Trotz der vielen Geburten u. der oft nicht geringen Anstrengungen, welche die zahlreiche Familie u. das beschwerliche Hauswesen mit sich brachten, erfreute sie sich einer anhaltenden Gesundheit, die erst in den späteren Jahren zu wanken anfieng. So erkrankte sie 1823 einmal im Garten sehr gefährlich an Blutbrechen, doch genaß sie bald wieder. Aber im letzten Jahrzehnt ihres Lebens litt sie viel an Krämpfen u. an einem Fußübel, welche ihr oft große Beschwerden verursachten. Von Jugend an aber jeder Verweichlichung abhold besaß sie eine große Herrschaft über sich, u. gönnte sich oft keine Ruhe, wenn sie derselben auch sehr bedurfte. Am 28 Mai 1830 wurde ihr noch die harte Prüfung auferlegt, ihre geliebte Tochter Elise Roth durch den Tod zu verlieren, die sie aber mit frommer Ergebung ertrug. In demselben Jahre war sie auch eine Zeit lang ganz allein u. hatte keines ihrer Kinder mehr bei sich, doch wurde sie bald durch die Ankunft Siegmunds erfreut u. als dieser im April 1831 sie wieder verließ, um nach Landau in Kondition zu gehen, war Karl von Berlin heimgekehrt u. hatte die Universität absolvirt. Der Entschluß ihres Schwiegersohnes, Rektors Roth, sich wieder zu verehelichen, u. die von ihm auf Adelheid Plank aus Nürtingen gefallene Wahl, sowie der Aufenthalt dieser Braut in ihrem Hause brachte ihr noch in den letzten Wochen ihres Lebens über die Zukunft ihrer verwaisten Enkel Beruhigung. Es gab kein freudiges noch schmerzliches Ereigniß in der Familie, für welches sie nicht die wärmste Theilnahme empfand, dessen sie nicht öfter gedachte u. zu geeigneter Zeit wieder daran erinnerte. Bei solcher Veranlassung schrieb sie noch wenige Wochen vor ihrem Tode: "überall, wo ich auf meine lieben Kinder hinsehe, sehe ich lauter Güte Gottes. 0, könnte ich nur immer durch meinen Wandel u. Leben Gott preisen!"
    Ihr sehnlicher u. oft von ihr geäußerter Wunsch von einem langen Krankenlager verschont zu bleiben, wurde erfüllt. Nachdem sie am Mittwoch den 27 April 1831 nach Umständen sich noch wohl u. sogar heiter befunden u. um 9 Uhr zur Ruhe begeben hatte, erwachte sie gegen früh 4 Uhr mit Blutauswurf. Der sogleich herbeigerufene Hausarzt von Hoven u. ihr Sohn Heinrich verordneten eine Aderlässe. Doch schon den Tag über nahm die Schwäche auffallend zu, sie lag bewußtlos, vermochte nicht mehr zu sprechen, u. gab in Zwischenräumen nur Zeichen des Verlangens nach Labung, die man ihr reichte. So lag sie beständig schlummernd, bis am Samstag den 30 April Morgens halb 9 Uhr ohne allen Schmerz ihr Athem stille stand, u. das treue liebevolle Mutterherz aufhörte zu schlagen. Am 3 Mai wurde sie, wie sie es verlangte in der Morgenstunde zu St Johannis in dasselbe Grab gelegt, in welchem ihr Vater ruhte.

    Ihr Segen aber beglückte ihre Kinder u. Kindeskinder, u. indem wir am heutigen Tage ihrer gedenken, danken wir von Herzen Gott, daß er uns eine solche Mutter gegeben u. halten uns u. dem nachfolgenden Geschlecht ihr Vorbild vor, daß sich das Wort erfülle: Das Gedächtnis des Gerechten bleibet im Segen.
    PWM Quellen: [S1 ] Keller, Keller, G.; Generalmajor, (Druck der Stuttgarter Buchdruckerei-Gesellschaft m.b.H.).
    [S2 ] Zel-Comp, Zeller, Gerhard.
    ADB XXI 437: .
    A. Mez nutzte die Quellen nach Kartei bzw. KB im LandeskirchlichenArchiv Nürnberg St. Sebald S. 313: PAULUS mit us.
    A. Mez nutzte die Quellen nach Kartei bzw. KB im LandeskirchlichenArchiv Nürnberg St. Sebald, Totenbuch S. 117 Nr. 4 (vorgedruc.
    A. Mez nutzte die Quellen nach Kartei bzw. KB im LandeskirchlichenArchiv Nürnberg St. Sebald S. 508.
    A. Mez nutzte die Quellen nach Kartei bzw. KB im LandeskirchlichenArchiv Nürnberg St. Sebald S. 845.

    [S1] Keller, Keller, G.; Generalmajor, (Druck der Stuttgarter Buchdruckerei-Gesellschaft m.b.H.)

    PWM Notizen
    ADB XXI 437; Lebensläufe aus Franken Bd.3 (1927) 355; F.Roth, Nachrichtvon dem Leben P.W.Merkels Nürnberg 1821 (A.Mez, S.123) [1]

    Getauft:

    Paul heiratete Margarethe Elisabeth BEPLER am 26 Jan 1784 in Nürnberg,,,,,. Margarethe (Tochter von Johannes BEPLER und Anna Maria Katharine SCHMID) wurde geboren am 29 Jul 1765 in Nürnberg,,,,,; getauft am 30 Jul 1765 in Nürnberg,,,,,; gestorben am 30 Apr 1831 in Nürnberg,,,,,; wurde beigesetzt am 03 Mai 1831 in Nürnberg, St.Johannis 1845. [Familienblatt] [Familientafel]


  2. 9.  Margarethe Elisabeth BEPLERMargarethe Elisabeth BEPLER wurde geboren am 29 Jul 1765 in Nürnberg,,,,,; getauft am 30 Jul 1765 in Nürnberg,,,,, (Tochter von Johannes BEPLER und Anna Maria Katharine SCHMID); gestorben am 30 Apr 1831 in Nürnberg,,,,,; wurde beigesetzt am 03 Mai 1831 in Nürnberg, St.Johannis 1845.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Merkel-Referenznummer: 1

    Notizen:

    ihr Gesangbuch befindet sich bei Gerhard Zeller, Lauffen
    (Zeller Z,-; 15)
    Lebensbild der Margaretha Elisabetha BEPLER, verh. Merkel
    Vortrag,
    1865 gehalten auf einem Merkel'schen Familientag
    zum 100. Geburtstag von Marg. Elisab. Merkel geb. Bepler,
    Verfasser unbekannt.
    Von der Zeit an, da der erste Merkel in Nürnberg sich niederließ (1643) hat der Familienstamm Merkel durch 3 Generationen (über 150 Jahre) immer nur in einem Zweig sich erhalten, denn obgleich Herr Johann Merkel fünf, Andreas acht und Kaspar Gottlieb sieben Söhne erzeugt haben, so ist doch jedesmal nur von einem einzigen das Geschlecht fortgepflanzt worden bis endlich in Paul Wolfgang Merkel und seiner Gattin Margaretha Elisabetha geb. Bepler der Stamm sich weiter verzweigte und ausbreitete. Sie sind die Stammeltern der neuen, in mehrere Linien sich teilenden Generation. Schon darin ist der Familie Veranlassung gegeben, den 100jährigen Geburtstag der Mutter zu feiern, aber auch die Erinnerung an ihre Persönlichkeit und was sie als Mutter der Familie gewesen, legt es allen Familienmitgliedern, die sie noch persönlich kannten, nahe, ihr Andenken am heutigen Tag mit dankbaren Gefühlen zu erneuen, und auch dem jüngeren Geschlechte, das sie nicht mehr kannte, teuer und Wert zu machen. Ich habe daher versucht, im folgenden ein Lebensbild von ihr zu entwerfen.
    Ihr Vater war Johannes Bepler, ein Bäckerssohn, am 4. September 1719 geboren zu Wetzlar, welcher von Jugend auf Neigung zum Handelsstande zeigte, von seinen Eltern aber zum Handwerk (Schreiner) bestimmt wurde. Eine besondere Fügung führte ihn jedoch einmal nach Frankfurt und zur Erreichung seines Wunsches, indem er dort durch die Vermittlung eines Freundes seines Vaters in ein Handelshaus aufgenommen wurde. Als Handlungsdiener kam er sodann hieher in das Geschäft des Herrn Lödel, wo ihn Gott eine neue Heimat finden und den Grund zu seinem künftigen Wohlstand legen ließ. Denn vom sog. Bedienten stieg er auf zum Buchhalter und Geschäftsführer und wurde zuletzt Besitzer des Geschäftes selbst. Nächst Gott verdankt er dies seinem frommen. redlichen Sinn, seiner Tüchtigkeit und Biederkeit. Als Buchhalter verheiratete er sich am Montag, 12. Oktober 1761 mit der Ehrbar und tugendsamen Jungfrau Anna Maria, des Ehrbar kunstreich und mannhaften Joh. Matthias Schmied, Bortenmachers und Verlegers und unter der Artillerie Korporals selig nachgelassener ehelichen Tochter
    In dieser Ehe wurde ihm am Montag, 29. Juli 1765 die Tochter geboren, welche von allen seinen Kindern allein am Leben blieb. Sie wurde am 30. 7. Von H. Diakonus bei St. Lorenzen A. Schadelbek getauft, erhielt den Namen „Margaretha Elisabetha“ und hatte Frau Margarethe, des Paulus Baumann Kassiers in Banco publico uxor zur Patin. Margaretha Elisabetha verlor aber schon nach 5/4 Jahren ihre Mutter, welche am 11. Nov. 1766 starb und am Mittwoch, den 19. 11. Begraben wurde. Wahrscheinlich war es dieser Todesfall, welchen H. Bepler, als er eben von einer Geschäftsreise zurückkehrte, in so erschütternder Weise im Gasthause zu Feucht durch einen aus Nürnberg kommenden Postillon erfuhr, welcher, ohne ihn zu kennen, erzählte, daß an diesem Tage eine in der Weißgerbergasse wohnende Wöchnerin beerdigt werde, deren Mann als Reisender abwesend sei. Die verwaiste Tochter erhielt eine zweite Mutter, indem sich ihr Vater am Dienstag, den 8. Sept. 1767 mit Frau Susanna Barbara hinterl. Witwe des H. Joh. Eberts, einer geb. Schönleber, wieder verehelichte. Aber auch sie wurde ihr schon nach 4 Jahren durch den Tod genommen; denn sie starb am 3. Okt. 1771 und wurde am 9. Desselben Monats begraben. Sie wohnten damals noch in der Weißgerbergasse. Der Vater war zum Geschäftsführer vorgerückt und im Jahr 1778 durch Erbschaft Besitzer des Lödelischen Geschäfts und Hauses geworden, welch letzteres er um jene Zeit bezogen hat. Noch in seinem 60. Jahr trat er zum dritten Mal in die Ehe, wie es im St. Lorenzer Kirchenbuch heißt: „Am 22. Juni 1779 der Ehrbar und Veste Johannes Beppler Kauff- und Handelsmann, die Hochedle Jgfr. Margaretha Spiessin, weil. Pl. T. Herrn Wolfgang Albrecht Spiess J.U.D. u. Prof. zu Altdorff E. Erz. Tochter sind auf Oberherrl. Erlaubnis in des Bräutigams Wohnbehausung in aller Stille nach erlegten Procl. und Copul. Gebühren einer ganzen Votiv um 1 Uhr nachts copuliert worden mit 6 Personen.“ Obgleich der Vater mit einemmal in den Stand eines angesehenen und wohlhabenden Handelsherrn versetzt worden war, ist er doch, wie das oft diese seine Tochter erzählte, von seiner einfachen schlichten Lebensordnung nicht abgewichen und hat auch seine Tochter zu derselben Einfachheit erzogen.
    Nach damaliger Sitte besuchte sie mit ihm an den Sonntagen den Gottesdienst, und ein Spaziergang vor das Tor war die einzige Erholung, die man sich gönnte. Dagegen wurde sie mit allem Ernste zu den häuslichen Geschäften angehalten, ohne sie jedoch an der Gelegenheit zu weiterer Ausbildung zu hindern, indem sie z.B. Unterricht in der Musik und sogar in der lateinischen Sprache erhielt. Durch ihr ganzes Leben erfüllte sie eine kindliche Liebe und Pietät gegen ihren Vater, von dem sie stets rühmte, wie sie ihm nicht genug danken könne, daß er sie zur Gottesfurcht, zum strengsten Gehorsam und zur Anspruchslosigkeit erzogen habe. Als sie zur Jungfrau herangewachsen war, wie sie uns noch in dem aus jener Zeit vorhandenen Bilde dargestellt wird, konnte es nicht befremden, wenn sie bei ihrem einfachen, schlichten Sinne dem sonst braven jungen Manne aus einer angesehenen Familie, der aber auch nach der neuesten Mode in zierlicher Perücke und in Kleidern nach modernstem Schnitte erschien, ihre Hand versagte.

    Paul Wolfgang Merkel
    Dagegen gewann H. Paul Merkel ihr Herz, der sich am 14. Nov. 1783 mit ihr verlobte und am 26. Jan. 1784 sie als seine Ehefrau heimführte, mit welchem sie 36 Jahre lang in einer sehr glücklichen und gesegneten Ehe lebte. Denn es bestand zwischen ihr und ihrem Manne neben inniger Liebe und zarter Achtung eine seltene Übereinstimmung der Grundsätze, und insbesondere verstand sie mit echter Weiblichkeit, sich ganz in den Sinn des Mannes einzuleben und durch seinen Einfluß zu einer Hausfrau und Mutter sich heranzubilden, welche der Stellung, in die sie durch die Verbindung mit ihm eingetreten war, völlig gewachsen war. Wurde sie doch aus der Stille und Zurückgezogenheit des elterlichen Hauses in ein sehr bewegtes, mit der Außenwelt in mannigfaltigen Verkehr verflochtenes Leben versetzt, da viele der damals hervorragenden Persönlichkeiten im Staate, auf dem Gebiete der Kunst und Wissenschaft und aus andern Lebenskreisen mit ihrem Manne in Berührung kamen und in ihrem Hause gastliche Aufnahme fanden. Aber sie löste die Aufgabe, die Hausfrau zu repräsentieren, in solcher Weise, daß sie sich nicht in Selbstgefälligkeit geltend zu machen suchte, noch die Wirklichkeit dem Scheine und das Edle und würdige dem Gezierten und Affektierten opferte. Der Wohlstand und das Ansehen ihres Hauses verblendete nicht ihre Sinne, denn sie legte Äußerlichkeiten keinen höheren Wert bei als sich gebührte und konnte auch den Vergnügungen der vornehmen Welt, wenn sie denselben auch in vereinzelten Fällen aus Pflicht sich nicht entzog, keinen Geschmack abgewinnen. Dennoch aber besaß sie einen feinen Takt und rücksichtsvollen Anstand im Umgang mit andern, welche ihr bei jedermann Achtung und Wohlwollen erwarben. Daher wurde sie aber auch ihren Kinder nicht entfremdet und wußte von ihnen fernezuhalten, was so leicht in Familien, die in Wohlstand und einer nach außen geachteten Stellung sich befinden, der Fall ist, daß dieselben verweichlicht und übermütig werden.
    Da sie 9 Söhne und 5 Töchter geboren, von denen sie 7 Söhne und 3 Töchter großgezogen hat, so läßt sich denken, daß die Leitung des Hauswesens und die Erziehung der Kinder keine leichte Aufgabe gewesen. Aber wie sie mit großer Ruhe und Gewandtheit das Hauswesen zu führen verstand, ebenso bewies sie ein großes Geschick in der Erziehung der Kinder, bei welcher sie in völligem Einverständnis mit ihrem Manne, sodaß nie eine Differenz der Gatten in Behandlung der Kinder und vor diesen zum Vorschein kam, Liebe und Strenge, Nachsicht und Konsequenz am rechten Orte anzuwenden wußte. Es ist keines ihrer Kinder, das nicht Beweise ihrer Fürsorge und Treue anführen könnte, und das nicht bezeugen müßte, daß Gottesfurcht, Gehorsam und Wahrheit das ziel ihrer mütterlichen Ermahnungen in Wort und Gesinnung gewesen sind.
    Eine tiefe und schmerzliche wunde wurde ihrem Herzen geschlagen, als am 13. Dez. 1804 gegen 8 Uhr abends ihr von ihr innig geliebter Vater im 86. Lebensjahre starb. Am 26. Jan. 1805 verließ sie mit ihrer Familie ihre bisher bewohnte Behausung auf dem Neuenbau und bezog das Haus ihres Vaters auf dem Weinmarkt, in welchem sie fortan bis zu ihrem Ende wohnen blieb.
    Dadurch, daß ihr Mann in die öffentlichen Geschäfte vielfach verflochten war, hatte sie im letzten Jahrzehnt des Jahrhunderts manche schweren Sorgen durchzumachen, indem Franzosen und Österreicher oft drückende Kontributionen erhoben, zu deren Beseitigung oder Befriedigung er mithelfen mußte. Sie nahm lebendigen Anteil an allen Begegnissen ihrer Vaterstadt und hing mit Vorliebe an der reichsstädtischen Verfassung. Als daher diese ein Ende nahm und am 15. Sept. 1806 um Mitternacht das Glockengeläute die Übergabe der Stadt an Bayern verkündigte, weckte sie ihre Kinder mit den Worten: „Hört, Kinder, jetzt habt ihr aufgehört, freie Reichsbürger zu sein!“ Dieser patriotischen Gesinnung gab sie auch Ausdruck, als im Jahr 1818 von dem König die Verfassung gegeben wurde, indem sie damals schrieb: „Gott, der die Herzen und Gedanken regiert, der noch immer sitzt im Regiment, wollte nicht, daß es mit unserer Vaterstadt ganz aus sey und lenkte das Herz des Königs und seiner Räthe Gedanken, daß sie eine neue Konstitution einführten und den Städten wieder gaben, was sie nahmen; sie gaben unserer l. Vaterstadt Verwaltung wieder in die Hände der Bürger Nürnbergs.“ Und als damals auch ihr ältester Sohn Johann als Mitglied des Magistrats gewählt und am 23. November feierlich eingesetzt wurde, bemerkte sie: „Die Gefühle des tiefgerührten Dankes gegen Gott waren nur eine Stimme. Gott, der dieses Werk angefangen hat, wird das Gebet aller Frommen und guten erhören, und die Männer, die an diesem Tage schwuren, Gott und der Vaterstadt treu zu dienen, leiten und regieren, daß sie nichts tun, als was vor ihm gefällig ist. Amen.“
    Als die Wahl zum Landtag vorgenommen ward, wurde ihr Mann trotz seiner Ablehnung von 58 Wahlmännern mit 53 Stimmen am 11. Dez. 1818 zum Deputierten gewählt, und als derselbe am 17. Jan. 1819 nach München abreiste, begleitete sie ihn dahin mit ihrer jüngsten Tochter Elise und ihrem jüngsten Sohn Gottlieb. Am 18. Jan. Abends kamen sie im Hause ihres Schwiegersohns, des Ministerialraths Roth, glücklich an. Aber das dortige Klima war ihr nicht zuträglich, sodaß sie am 8. April mit ihrem Sohn Gottlieb über Augsburg wieder zurückreiste. Sie schrieb damals auf: „Ich danke dem Allgütigen aus dem Innersten meines Herzens, daß er mein heißes Gebet erhört hat und mich wieder in meines Vaters Haus zurückkommen ließ, damit mein sehnlichster Wunsch erfüllt würde, in meines Vaters Haus zu sterben und meine Gebeine bei ihm in seinem Grabe auch ihre Ruhe finden.“ Es war die weiteste Reise, welche sie in ihrem ganzen Leben unternommen hat, denn außer zu den befreundeten Professorenfamilien Vogel nach Altdorf und später nach Erlangen hat sie nie ihre Vaterstadt verlassen.
    Erst am 30. Juli 1819 kehrte ihr Mann vom Landtage zurück. „Leider aber“, so hat sie selbst aufgezeichnet, „haben ihn die beschwerlichen Arbeiten durch lange Sitzungen und mancherlei verdrießliche Dinge sehr erschöpft und geschwächt, sodaß er leider ganz wider seine Gewohnheit unthätig sein muß, weil es ihm an Kräften gebricht.“ Neben der ängstlichen Sorge um das teure Leben des Gatten ließ sie aber Gott in diesem Jahre noch die große Freude erleben, daß ihrem Sohn Johann ein Sohn und damit der erste Enkel, der den Namen Merkel trug, am 1. August geboren wurde.
    Doch leider trat am 16. Jan. 1820 das gefürchtete Ereignis ein, das sie zur Witwe machte und mit tiefem Weh erfüllte. Von dieser Zeit an lebte sie in völliger Zurückgezogenheit, in aufopfernder Liebe und Hingabe für ihre Familie und widmete die zarteste Sorgfalt der Erziehung ihrer vier jüngsten noch unmündigen Söhne, worin sie von ihren drei ältesten Söhnen und ihrem Schwiegersohn Ministerialrat Roth gewissenhaft unterstützt wurde.
    Da ihre älteste Tochter Käthe schon seit dem 10. Sept. 1809 mit dem von ihr hochgeachteten Schwiegersohn damaligen Finanzrath Roth, der älteste Sohn Johann mit der Tochter ihr sel. Freundin Held seit 18. Okt. 1818, und auch die zweite Tochter Johanna seit dem 31. Okt. 1819 mit Kaufmann Braun verheiratet war, so hatte sie auch noch bald nach dem Tode ihres Mannes die Freude, daß ihr zweiter Sohn Paul am 6. Februar 1820 mit Maria Wilh. Knopf sich verehelichte. Im Jahre 1822 feierte sie auch die Verbindung ihrer jüngsten Tochter Elise mit Rektor Roth. Es war ihr liebstes Geschäft, für alle ihre Kinder und Enkel tätig zu sein, und sie fühlte sich glücklich und heiter, wenn sie an den Sonntagen sie alle beim Mittagessen um sich versammelt sah, in dem einen Zimmer die Erwachsenen, in dem andern die kleinen, oder wen sie am Weihnachtsfeste ihnen allen beschwerte, wozu sie schon viele Wochen vorher mit Umsicht und Emsigkeit sich Kenntnis der verschiedenen Wünsche zu verschaffen und für deren Befriedigung zu sorgen wußte. Ebenso hatte sie ihr besonderes Wohlgefallen daran, in jeder Woche ihre Enkelinnen zu sich kommen und ihnen durch eine Lehrerin Unterricht im Spinnen erteilen zu lassen und konnte sich recht darüber freuen, wenn die eine oder andere gute fortschritte machte.
    Gott ließ sie auch die Freude erleben, daß ihr dritter Sohn Heinrich mit Julie Gründler, welche sie längere Zeit bei sich hatte, und ihrer mit mütterlicher Liebe sich annahm, am 28. Jan. 1827 Hochzeit halten konnte und ihr vierter Sohn Fritz am 16. August 1829 mit seiner Braut Babette Kalb ehelich verbunden ward.
    Auch den drei jüngsten Söhnen durfte sie noch ihre mütterlichen Wünsche und Ratschläge auf die Universität, welche sie dem Ziele ihres erwählten Lebensberufes entgegenführte, mitgeben.
    Wie sie für sich selbst in hohem Grade anspruchslos war, und selbst Bequemlichkeiten sich versagte, indem sie z.B. bei ihren Ausgängen nur in Nothfällen der Equipage sich bediente, so setzte sie sich keine Gränzen und scheute keine mühe, wenn sie den Ihrigen Freude verschaffen konnte. Kein Geburtstag der Kinder und Enkel wurde von ihr vergessen, und hatte sie eine neue Speise oder kannte sie irgend einen heimlichen Wunsch, so unterließ sie es nicht, damit Überraschung zu bereiten.
    Als eine unermüdete Briefschreiberin erhielt mit den in der Ferne befindlichen Gliedern ihrer Familie einen so lebendigen Verkehr, in dem sie alle, auch die geringfügigsten Familienereignisse ihnen mitteilte, daß sie auf diese Weise nicht wenig zu der Belebung und Erhaltung der Gemeinschaft beitrug, von welcher unsere Familie bisher gesegnet war.
    Da ihr Leben reich an Liebe war, so fehlte ihr auch nicht die Heiterkeit des Geistes, und sie konnte im Kreise der Ihrigen oder mit ihren Jugendfreundinnen Frau Direktorin Popp und Frau Kreisrätin Colmar, welch letztere fast regelmäßig Samstag nachmittags zu ihr kam, oft recht vergnügt sein.
    Trotz der vielen Geburten und der oft nicht geringen Anstrengungen, welche die zahlreiche Familie und das beschwerliche Hauswesen mit sich brachten, erfreute sie sich einer anhaltenden Gesundheit, die erst in den späteren Jahren zu wanken anfing. So erkrankte sie 1823 einmal im Garten an Blutbrechen, doch genas sie bald wieder. Aber im letzten Jahrzehnt ihres Lebens litt sie viel an Krämpfen und an einem Fußübel, welche ihr oft große Beschwerden verursachten. Von Jugend an aber jeder Verweichlichung abhold, besaß sie eine große Herrschaft über sich und gönnte sich oft keine ruhe, wenn sie derselben auch sehr bedurfte.
    Am 30. Mai 1838 wurde ihr noch die harte Prüfung auferlegt, ihre geliebte Tochter Elise Roth durch den Tod zu verlieren, die sie aber mit frommer Ergebung ertrug. In demselben Jahr war sie auch eine Zeitlang ganz allein und hatte keines ihrer Kinder mehr bei sich. Doch wurde sie bald durch die Ankunft Sigmunds erfreut, und als dieser im April 183? Verließ, um nach Landau in Kondition zu gehen, war Karl von Berlin heimgekehrt und hatte die Universität absolviert.
    Der Entschluß ihres Schwiegersohnes, Rektor Roth, sich wieder zu verehelichen und die von ihm auf Adelheid Plank aus Nürtingen gefallene Wahl, sowie der Aufenthalt dieser Braut in ihrem Hause brachte ihr noch in den letzten Wochen ihres Lebens über die Zukunft ihrer verwaisten Enkel Beruhigung. Es gab ja kein freudiges noch schmerzliches Ereignis in der Familie, für welches sie nicht wärmste Teilnahme empfand, dessen sie nicht öfter gedachte und zu geeigneter Zeit wieder daran erinnerte. Bei solcher Veranlassung schrieb sie noch wenige Wochen vor ihrem Tode: „Überall, wo ich auf meine lieben Kinder hinsehe, sehe ich lauter Güte Gottes. O, könnte ich nur immer durch meinen Wandel und Leben Gott preisen!“
    Ihr sehnlicher und oft von ihr geäußerter Wunsch, von einem langen Krankenlager verschont zu bleiben, wurde erfüllt. Nachdem sie am Mittwoch, 27. April 1841 nach Umständen sich noch wohl und sogar heiter befunden und um 9 Uhr zur Ruhe begeben hatte, erwachte sie gegen früh 4 Uhr mit Blutauswurf. Der sogleich herbeigerufene Hausarzt von Hoven und ihr Sohn Heinrich verordneten eine Aderlässe, doch schon den Tag über nahm ihre Schwäche auffallend zu, sie lag bewußtlos, vermochte nicht mehr zu sprechen und gab in Zwischenräumen nur Zeichen des Verlangens nach Labung, die man ihr reichte. So lag sie, beständig schlummernd, bis am Samstag, 30. April morgens um halb 9 Uhr ohne allen Schmerz ihr Atem stillestand, und das treue, liebevolle Mutterherz aufhörte, zu schlagen. Am 3. Mai wurde sie, wie sie es verlangst hatte, in der Morgenstunde zu St. Johannis in dasselbe Grab gelegt, in welchem ihr Vater ruhte.
    Ihr Segen aber begleitete ihre Kinder und Kindeskinder, und indem wir am heutigen Tage ihrer gedenken, danken wir von Herzen Gott, daß er uns eine solche Mutter gegeben, und halten uns in dem nachfolgenden Geschlecht ihr Vorbild vor, daß sich das Wort Gottes erfülle: „Das Gedächtnis des Gerechten bleibet im Segen“.




    ADB XXI 437; F. Roth, Nachrichten von dem Leben P.W.Merkels (1821)
    Verzeichnis der Voreltern...von Paul Wolfgang Merkel, 1992 bearbeitet von Arthur Mez: Nr. II.3 (Mez-Nr.95)
    4
    Aufzeichnungen von EDUARD MERKEL (IV-10.03.07) über frühe Merkel-Vorfahren (alphabetisch geordnet);
    ergänzt durch Anmerkungen von A. MEZ und neuere Literatur;
    in Maschinenschrift übertragen von GERHARD MERKEL;
    eingescannt uns in Ahnenprogramm eingefügt von EBERHARD BRICK (2003)

    David Bajer. Kastner zu Lobenstein. Geb.3l.Okt.1556; gest.12.9.1619 Verh. Catharina Poeder 9 Kinder

    Wilhelm Bajer. Kauf-u.Handelsmann i. Nbg. Geb. 2. April 1607; gest. 7.9.1647
    Verh. 1645 m. Susanna Schroeck. Geb. 19.1.1617; Gest. 20.4.1675 2 Kinder
    2. Ehe 16.3.1648 m. Lienhard Brückner Handelsmann Gest. 14.III.1659
    3. Ehe 21.11.1657 m. Georg Roetenbeck Cancellist
    2 Kinder:
    Ursula Bajer Geb. 6.5.1646 Gest. 16.10.1675
    Verh. 14.3.1666 m. Johannes Merkel, Stahl-Ing. u. Eisenhändler in Nürnberg
    Johann Wilhelm Bajer Geb. 9.11.1647 Gest. 1695 i Weimar
    29. Juni 1667 Magister i. Altdorf; Dr. Prof. Theol. In Weimar, zuletzt Generalsuperintendent in Weimar, verh. i. Jena m. Anna Catherina Musaeus, Tochter d. Dr. Prof. Publ. Theol. Johannes Musaeus u. Anna Marg. Forster aus Erfurt
    6 Soehne

    Johann Wilhelm Bajer, Dr. theol. u. Prof. Publ. i. Altdorf. geb. l2. Jan. 1675 gest. 11. Mai 1721
    Verh. I. 1705 Susanna Maria Apin, Wwe. d. Johann Ludw. Apin, Med. Dr. P. P. Altdt. (i. Altdorf) geb. Funck v. Hersbruck gest. 1712
    II. 1713 Susanna Marg. Krafft geb. 1693, gest. 1777, Tochter d. Erasmus Krafft, Kastner zu Sulzbürg verh. Anna Dorothea Roth

    Dorothea Catharina Bajer geb. 1715 gest. 1781
    Verh. 1738 m. Wolfgang Albrecht Spiess, Jur. utr. Dr. u. Prof. publ. ord.n. Altdorf geb. 6. Jan. 1710 gest. 1778 in Altdorf

    Susanna Margaretha Dorothea Spiess geb. 6.2.1739 Altdorf, gest. 6.2.1824 Nbg. Verh. 22. Juni 1779 Johannes Bepler geb. 4.9.1719, gest. 13. 12.1804
    Margaretha Elisabetha Bepler, verehel. Merkel, geb. 29. Juni 1765 (Stieftochter aus 1. Ehe) (Roetenbeck Chronil Blatt 101 & 190

    Johann Jakob Bajer, Med. Dr. u. Prof. publ. ord. in Altdorf, auch Praeses. Caes. Nat. Cur. u. Comes Palatinus
    5. Sohn des Generalsuperintendenten in Weimar 1677 - 1735
    Verh. I. Juliana Maria Barbara Bachmejer aus d. Württembergischen
    8 Kinder
    II. Sophia Magdalena Schoenen o Kinder
    Tochter: Anna Catharina Bajer Geb. 27.10.1703, gest. 4.4.1754 E
    Verh. l7. Jan. 1738 in Altdorf m. Wolfgang Andreas Merkel, Ratsschreiber in Nbg. gest. 1755 ohne Kinder
    II. Verh. m.... Gladbach aus Frankfurt Wwe 2. Ehe 1756 Georg Ludwig Gunther, Kfm. in Marktbreit
    Roetenbeck Chronik Blatt 101 u.190 Seite 194 u.176
    5
    Aufzeichnungen von EDUARD MERKEL (IV-10.03.07) über frühe Merkel-Vorfahren (alphabetisch geordnet);
    ergänzt durch Anmerkungen von A. MEZ und neuere Literatur;
    in Maschinenschrift übertragen von GERHARD MERKEL;
    eingescannt und ins Ahnenprogramm eingefügt von EBERHARD BRICK (2003)

    B a y e r
    Nbger. Geschlechterbuch Germ. Museum H R 146 Bd. 3 S.142

    Nicolaus Bayer, gebohren zu Bamberg A(nno) 1548 hat
    1. Anna Clehin
    2. Elisabetha Rumelerin und
    3. Anna Semblerin
    alle von Bamberg geheyrathet, wurd A(nno) 1593 dahier Canzellist u. fünfter Gerichtsschreiber, hernach Spitalmeister im neuen Spital.
    Andreas Bayer, gebohren Anno.... hat 1623 Magdalena D. Michael Rötenbecks Tochter zur Ehe genommen. Ist Syndicus und Registrator allhier gewesen und 1641 gestorben.
    Johann Andreas, gebohren A(nno) 1624 hat A(nno) 1651 in Holland an
    Myenicurs Wittib sich verheyrathet und mit solcher sich hieher begeben, ward Anno 1652 an Johann Frickingers Stelle Schöpffens Amts Schreiber, und A(nno) 1667 Raths Schreiber, Genannter. A... starb A(nno)
    Wappen: Schwarz-gelb geflügelter 4 füssig stehender Greif mit Blume.

    Bayr. S.56 Wappen: blauer stehender 4 füssiger Greif auf weissem Grund.

    bestattet St.Johannisfriedhof Grab Nr.1845 A.Mez, Gräber der Familie Merkel und ihrer Vorfahren
    AL Mez ALU 2120 Nr.95 S.40;
    Quellen
    [S1] Keller, Keller, G.; Generalmajor, (Druck der Stuttgarter Buchdruckerei-Gesellschaft m.b.H.).

    [S2] Zel-Comp, Zeller, Gerhard.

    A. Mez nutzte die Quellen nach Kartei bzw. KB im LandeskirchlichenArchiv Nürnberg St. Lorenz S. 88: 30.7.1765, Bepler Margarete.

    A. Mez nutzte die Quellen nach Kartei bzw. KB im LandeskirchlichenArchiv Nürnberg St. Sebald Totenbuch S. (vorgedruckt mit Rubr.

    A. Mez nutzte die Quellen nach Kartei bzw. KB im LandeskirchlichenArchiv Nürnberg St. Sebald S. 163: 12.10.1761, Bepler Johann,B.

    A. Mez nutzte die Quellen nach Kartei bzw. KB im LandeskirchlichenArchiv Nürnberg St. Sebald S. 845.

    Getauft:

    Notizen:

    ADB XXI 437; Lebensläufe aus Franken Bd.3 (1927) 355; F.Roth, Nachricht von dem Leben P.W.Merkels Nürnberg 1821 (A.Mez, S.123) (Zeller Z,-; 15)

    Kinder:
    1. 4. "Johann" (Hanni) MERKEL wurde geboren am 18 Nov 1785 in Nürnberg,,,,,; getauft am 20 Nov 1785; gestorben am 25 Jan 1838 in Nürnberg,,,,,; wurde beigesetzt am 28 Jan 1838 in St.Johannisfriedhof Grab Nr.1845.
    2. "Paul" Gottlieb MERKEL wurde geboren am 29 Mai 1787 in Nürnberg,,,,,; getauft am 30 Mai 1787; gestorben am 11 Jan 1862 in Nürnberg,,,,,; wurde beigesetzt am 14 Jan 1862.
    3. "Susanne" Margarethe Doroth. MERKEL wurde geboren am 16 Dez 1788 in Nürnberg,,,,,; getauft am 17 Dez 1788 in Nürnberg,,,,,; gestorben am 31 Dez 1789 in Nürnberg,,,,,; wurde beigesetzt am 03 Jan 1790.
    4. Dr. med. Andreas "Heinrich" MERKEL wurde geboren am 07 Sep 1790 in Nürnberg,,,,,; getauft am 08 Sep 1790 in Nürnberg,,,,,; gestorben am 25 Nov 1843 in Nürnberg,,,,,; wurde beigesetzt am 28 Nov 1843.
    5. "Katharina" Johanna Susanna MERKEL wurde geboren am 10 Sep 1792 in Nürnberg,,,,,; getauft am 12 Sep 1792 in Nürnberg,,,,,; gestorben am 21 Jan 1842 in München,,,,,.
    6. Friedrich MERKEL wurde geboren am 24 Mrz 1794 in Nürnberg,,,,,; getauft am 26 Mrz 1794 in Nürnberg,,,,,; gestorben am 25 Apr 1795 in Nürnberg,,,,,; wurde beigesetzt am 29 Apr 1795.
    7. "Johanna" Susanna Margaretha MERKEL wurde geboren am 05 Sep 1795 in Nürnberg,,,,,; getauft am 07 Sep 1795 in Nürnberg,,,,,; gestorben am 25 Aug 1831 in Nürnberg,,,,,; wurde beigesetzt am 28 Aug 1831 in Nürnberg, St.Johannis 1845.
    8. Paul Siegmund MERKEL wurde geboren am 14 Nov 1797 in Nürnberg,,,,,; getauft am 15 Nov 1797 in Nürnberg,,,,,; gestorben am 18 Nov 1797 in Nürnberg,,,,,; wurde beigesetzt am 22 Nov 1797.
    9. Margaretha "Elisabetha" Pauline Friederike MERKEL wurde geboren am 22 Sep 1799 in Nürnberg,,,,,; getauft am 23 Sep 1799; gestorben am 29 Mai 1830 in Nürnberg,,,,,; wurde beigesetzt am 30 Mai 1830 in Nürnberg,,,,,.
    10. Johann "Friedrich" MERKEL wurde geboren am 14 Aug 1803 in Nürnberg,,,,,; getauft am 15 Aug 1803 in Nürnberg,,,,,; gestorben am 28 Jan 1862 in Nürnberg,,,,,; wurde beigesetzt am 30 Jan 1862.
    11. Magistratsrat Conrad "Siegmund" MERKEL wurde geboren am 16 Aug 1806 in Nürnberg,,,,,; getauft am 20 Aug 1806 in Nürnberg,,,,,; gestorben am 26 Okt 1880 in Nürnberg,,,,,; wurde beigesetzt am 28 Okt 1880.
    12. Paul "Karl" MERKEL wurde geboren am 19 Apr 1809 in Nürnberg,,,,,; getauft am 20 Apr 1809 in Nürnberg,,,,,; gestorben am 30 Jul 1895 in Nürnberg,,,,,.
    13. Senatspräsident Johann Caspar "Gottlieb" VON MERKEL wurde geboren am 02 Mai 1812 in Nürnberg,,,,,; getauft am 03 Mai 1812 in Nürnberg,,,,,; gestorben am 24 Nov 1903 in Nürnberg,,,,,; wurde beigesetzt am 27 Nov 1903 in Johannisfriedhof.
    14. MERKEL wurde geboren vor 1813; gestorben am 11 Sep 1801.

  3. 10.  Nikolaus Adam HELD wurde geboren in 1752; getauft am 18 Dez 1752 (Sohn von Adam HELD); gestorben am 31 Okt 1843.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Beruf: Rugamtssekretär

    Notizen:

    PWM Notizen
    1783 "Substitut des Stadtalmosenamts Nürnberg"
    im Jahre 1783 als solcher vermerkt in der Subskribentenliste zur "Neuen Sammlung geographisch-historisch-statistischer Schriften" bei Jakobi in Weißenburg verlegt.

    Nürnberger Kurier 1843
    Trauerfall In der Nacht vom 30. auf den 31. d. M. ist unser lieber Gatte, Vater, Großvater und Urgroßvater, der pensionierte Rugsamtssekretär Nikolaus Adam Held dahier, im 91. Lebensjahre selig aus dieser Welt geschieden. Nach einem durch Freude und Leid gleich gesegnetem Leben hat ihn der Höchste gnädig den lange andauernden körperlichen Leiden und den Beschwerden des hohen Alters nach einem kurzen schweren Kampfe entrückt.
    Entfernte Verwandte und Freunde werden den [sic] Seligen ein wohlwollendes Andenken, und dem Schmerz der Hinterbliebenen stille Theilnahme schenken. Nürnberg den 1. Nov.1843

    Getauft:

    Nikolaus heiratete Maria Margarete Barbara KNOLL am 22 Mai 1787 in Nürnberg,,,,,. Maria (Tochter von Johann Christoph KNOLL) wurde geboren in 1765; getauft am 30 Okt 1765 in Nürnberg,,,,,; gestorben am 31 Jul 1802 in Nürnberg,,,,,. [Familienblatt] [Familientafel]


  4. 11.  Maria Margarete Barbara KNOLL wurde geboren in 1765; getauft am 30 Okt 1765 in Nürnberg,,,,, (Tochter von Johann Christoph KNOLL); gestorben am 31 Jul 1802 in Nürnberg,,,,,.

    Notizen:

    PWM Quellen Ahnengemeinschaft Heinrich Brunner - Ruth Benrath 4.4.2006.

    Getauft:

    Kinder:
    1. HELD gestorben nach 1802.
    2. Christoph HELD wurde geboren am 21 Dez 1791 in Nürnberg,,,,,; gestorben am 21 Mrz 1873.
    3. 5. "Anna" Margaretha Barbara (Nanne) HELD wurde geboren am 26 Nov 1794 in Nürnberg,,,,,; gestorben am 09 Jun 1843 in Nürnberg,,,,,; wurde beigesetzt am 12 Jun 1843 in Nürnberg, St.Johannis 1845.